Seat: Gleichpreisstrategie soll Erdgas-Absatz ankurbeln

Aktion läuft bis 30. Juni

Seat: Gleichpreisstrategie soll Erdgas-Absatz ankurbeln
Der Seat Arona TGI auf Sylt. © Seat

Seat versucht wieder und wieder dem Erdgasantrieb zum Durchbruch zu verhelfen. Diesmal soll es mit einer so genannten Gleichpreisstrategie funktionieren.

Zwar spricht vieles für CNG als Alternative zu einem Benziner oder Diesel, doch beim Kunden verfangen Argumente wie ein um bis zu 25 Prozent reduzierter CO2-Ausstoß gegenüber einem Verbrenner ebenso wenig wie verminderte Betriebskosten von bis zu 50 Prozent pro gefahrenen Kilometer.

Die Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes sprechen eine eindeutige Sprache: Erdgas spiet im Antriebsmix so gut wie keine Rolle, seine Bedeutung ist sogar weiter zurückgegangen: Gerade einmal 790 Erdgasfahrzeuge wurden im April in Deutschland neu zugelassen, ein Rückgang von fast 37 Prozent zum Vorjahresmonat.

Seat setzt auf Gleichpreisstrategie

Bernhard Bauer. Foto: Seat
Bernhard Bauer führt die Geschäfte von Seat in Deutschland. Foto: Seat

Es sind Zahlen, die natürlich auch Bernhard Bauer bekannt sind, dem Deutschlandchef des spanischen Autobauers. Doch der Manager lässt sich davon nicht beeindrucken. Bauer will als „Überzeugungstäter“ (Bauer über Bauer) den Anteil des Erdgasantriebes innerhalb seiner Marke weiter ausbauen. Derzeit komme man je nach Baureihe bereits auf einen Anteil von 15 Prozent beim Absatz, berichtet er. Hört sich gut an, doch über das gesamte Portfolio betrachtet bleiben CNG-Modelle mit Blick auf die absoluten Zahlen eine Randerscheinung.

So etwas ist für einen erfolgsverwöhnten Manager wie Bauer nicht akzeptabel. Im Vorjahr kam er mit der Marke auf dem hart umkämpften deutschen Markt auf einen Absatz von 50.642 Neuzulassungen, ein Plus von beachtlichen 8,7 Prozent. Das lässt sich sehen – und auch in diesem Jahr peilt Bauer neue Bestwerte an. Dazu beitragen sollen auch die Erdgasmodelle. Für sie hat Bauer eine neue Offensive ausgerufen.

Aktion läuft bis 30. Juni

So werden der Mii, Ibiza, Leon und der Arona zum gleichen Preis wie ein Benziner angeboten. „Mit dieser Gleichpreisstrategie wollen wir die Kunden davon überzeugen, sich für ein CNG-Modell zu entscheiden“, sagt Bauer. Vorerst läuft die Aktion bis zum 30. Juni. Wenn man den Kunden schon nicht mit rationalen Argumenten wie einem geringen Schadstoffausstoß zum Kauf bringt, versucht man ihn nun über einen attraktiven Preis dazu zu bringen. „CNG bietet Antworten auf viele Fragen“, sagt Bauer. Dazu gehört beispielsweise die Diskussion um Dieselfahrverbote. Zugleich will nicht jeder gleich auf E-Autos umsteigen, sei es wegen der geringen Modellvielfalt, der zu geringen Reichweite, dem Preis oder der unzureichenden Infrastruktur.

Das Netz an Erdgastankstellen ist dabei ebenso ausbaufähig wie das für Ladestationen. 2018 gab es europaweit 3300 Tankstellen, in Deutschland sind es derzeit 850. Das könnte mehr sein, sagt auch Bauer. Deshalb appelliert er auch an die Mineralölindustrie, mehr CNG-Tankstellen zu bauen. Doch allein darauf mag sich Bauer nicht verlassen. Seat macht sich selbst Gedanken, an seinen Niederlassungen CNG-Tankstellen zu errichten. „Wenn die Kunden in ihrer Nähe eine Erdgastankstelle haben, sind sie auch eher bereit, sich für ein CNG-Modell zu entscheiden“, ist Bauer überzeugt.

Auch SUV Arona mit CNG

Viel verspricht sich Bauer von neuen Arona. Es ist das erste mit Erdgas angetriebene SUV der Welt. Gerade beim Arona mit CNG erwartet Bauer einen guten Kundenzuspruch. Kein Wunder, gehören SUVs doch zu den derzeit am meisten nachgefragten Fahrzeugen beim Kunden. Der Arona 1.0 TGI verfügt über einen Dreizylindermotor mit 90 PS, der dem Fahrer oder der Fahrerin ein maximales Drehmoment von 160 Nm bietet. Die drei Erdgastanks bringen es auf ein Fassungsvolumen von 13,8 Kilogramm Erdgas. Zusammen mit dem neun Liter großen Benzintank ist eine Reichweite von mehr als 500 Kilometer möglich. Der Preis beginnt bei 19.820 Euro.

Zwischenstopp an einer Erdgastankstelle. Foto: Seat

Wer jetzt etwas für die Umwelt tun will und nicht erst zuwarten mag, bis das Angebot an E-Modellen zunimmt, der bekommt mit den neuen Erdgasmodellen von Seat bereits jetzt dazu die Möglichkeit. „Unsere Modelle sind nicht nur wirtschaftlich, gut für die Umwelt, sondern auch sofort verfügbar. Erdgas ist keine Zukunftsmusik“, betont Johannes Fleck, der bei Seat die Produktstrategie verantwortet.

Nun darf man gespannt sein, wie die Kunden auf die Gleichpreisstrategie von Seat reagieren. Bauer jedenfalls gibt sich zuversichtlich, dass man mit seinem Modellangebot und dem attraktiven Preis die Kunden dazu bringt, die Vorbehalte gegen CNG aufzugeben. Und was ist, wenn es wieder nicht gelingt? Dann wird sich Bauer etwas anderes einfallen lassen, um CNG an die breite Masse zu bekommen. Der Mann ist nun einmal ein „Überzeugungstäter“.

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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2 Kommentare

  1. Ich hätte ja durchaus Interesse an einem Arona Cng, aber es gibt kein einziges Fahrzeug im Rhein-Main Gebiet das man mal Probe fahren könnte und die Lieferzeit beträgt mindestens 8 Monate.

    Nicht so gelungen diese neue Strategie CNG attraktiv zu machen. Auch weil die Motorenauswahl begrenzt ist. Warum kann man den Arona nicht mit dem großen Motor aus dem Leon bekommen?

  2. Hallo Green Bay, danke für Ihre Mail. Ich weiß es nur aus Berlin, hier kann ich einen innerhalb von drei Wochen bekommen, der Händler hat etliche vorbestellt. Versuchen Sie einfach andere Händler aus. Ich bin den Arona schon gefahren – und kann ihn empfehlen. Und die Leistung: Es ist jetzt sicher kein Sportwagen, aber 90 PS reichen. Versuchen Sie es einfach mal mit einer Testfahrt mit dieser Motorisierung aus.

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