Volkswagen: SUV-Offensive belebt das Geschäft

Volkswagen: SUV-Offensive belebt das Geschäft
Der VW Touareg ist vor allem auf dem deutschen Markt sehr gefragt. © VW

Die Offensive bei den SUVs belebt das Geschäft bei Volkswagen. Die Bilanz der Wolfsburger kam durch die starke Nachfrage nach diesen Fahrzeugen deutlich in Schwung.
Dennoch bleibt der weltgrößte Autobauer auch nach einem deutlichen Schritt vorwärts im dritten Quartal vorsichtig bei seiner Gewinnprognose. Zugleich werden die Wolfsburger bei den Absatzaussichten nach dem bisherigen Jahresverlauf etwas pessimistischer.

Doch vor allem die Offensive mit teureren SUV-Modellen verleiht der Bilanz des Dax-Konzerns Schwung. Umsatz und Gewinne wuchsen zuletzt kräftig. Vor einem Jahr hatte vor allem die Kernmarke VW Pkw im Zuge der Wirren um den Abgas- und Verbrauchstest WLTP schwach abgeschnitten und besserte sich nun spürbar.

Börse reagiert positiv

An der Börse kamen die Zahlen insgesamt gut an. Der Kurs der Vorzugsaktie lag am Nachmittag 1,1 Prozent im Plus, während der Leitindex Dax und der europäische Branchenindex Stoxx Europe 600 Automobiles & Parts knapp im Minus lagen. Damit setzte die Aktie ihre jüngste Rally fort. In den vergangenen vier Wochen hatte das Papier zuvor mehr als ein Fünftel gewonnen.

Das operative Ergebnis sei deutlich besser ausgefallen als gedacht, und auch die Kassenlage habe sich gut entwickelt, schrieb JPMorgan-Analyst Jose Asumendi. Offensichtlich spielten die jüngsten Markteinführungen bei Stadtgeländewagen (SUV) dem Konzern in die Karten. Der Volkswagen-Konzern strotze vor Stärke, urteilte NordLB-Analyst Frank Schwope angesichts der vielen schwachen Nachrichten aus der Branche in jüngster Zeit.

Einige Aktienhändler waren aber enttäuscht, dass VW seine Ergebnisprognose nicht anhob. Dazu gebe es auch mit Blick auf den Oktober als erstem Monat des Schlussquartals keinen Grund, sagte VW-Finanzchef Frank Witter in einer Telefonkonferenz.

Ergebnis steigt um ein Drittel

Das um Sondereinflüsse bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern kletterte im dritten Quartal um über ein Drittel auf 4,82 Milliarden Euro, wie der Dax-Konzern am Mittwoch in Wolfsburg mitteilte. Das war deutlich mehr als von Analysten erwartet. VW profitierte dabei auch deutlich von der Neubewertung von Rohstoffderivaten sowie dem gestiegenen Anteil teurerer Fahrzeuge dank der SUV-Offensive. Wechselkurseffekte wirkten sich hingegen negativ aus.

Die bereinigte operative Umsatzrendite lag nach neun Monaten mit 7,9 Prozent über dem oberen Wert der für das Gesamtjahr ausgegebenen Prognosespanne von 7,5 Prozent. Seine Ergebnisprognose bestätigte der Vorstand jedoch genauso wie den Umsatzausblick. Der Konzernumsatz wuchs im dritten Quartal um 11,3 Prozent auf 61,4 Milliarden Euro und liegt damit ebenfalls über den Plänen fürs Gesamtjahr. „Die Entwicklung in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres stimmt uns zuversichtlich, dass wir unsere Jahresziele 2019 erreichen werden“, sagte Witter.

Der Manager blickte allerdings eher vorsichtig in die nähere Zukunft. Der Konzern rechnet nun nicht mehr mit einem leichten Anstieg der konzernweiten Auslieferungen, sondern mit Verkaufszahlen auf Vorjahresniveau. Die Fahrzeugmärkte würden in vielen Weltregionen schneller als bislang erwartet zurückgehen, begründete Witter den gesenkten Absatzausblick. Gegenüber den ursprünglichen Planungen habe der Konzern in diesem Jahr die Produktion um 900 000 Fahrzeuge gesenkt.

Schwieriges Umfeld bei Nutzfahrzeugen

Kompakte SUVs wie der VW T-Roc R kommen beim Kunden an. Foto: VW

Auch im Geschäft mit den schweren Nutzfahrzeugen der börsennotierten Tochter Traton sehe man sich einem schwierigeren Umfeld ausgesetzt. Der Rückgang der Bestellungen in Europa sei durchaus spürbar, sagte Witter. Auch Weltmarktführer Daimler hatte neulich über Schwierigkeiten in diesem konjunktursensiblen Geschäft geklagt.

Im dritten Quartal fielen für die Bewältigung von Rechtsstreitigkeiten in der Dieselaffäre weitere Kosten von 275 Millionen Euro an, vor allem in Australien, Kanada und den USA, wie Witter sagte. Vor einem Jahr hatte jedoch eine Geldbuße für die VW-Tochter Audi im Dieselskandal noch 800 Millionen gekostet. Unterm Strich stieg der auf die Aktionäre entfallende Konzerngewinn um 42,1 Prozent auf 3,8 Milliarden Euro.

Von den einzelnen Marken konnte vor allem VW Pkw das Ergebnis verbessern. Vor einem Jahr hatte die lange renditeschwache Kernmarke nur rund 0,2 Milliarden Euro operativen Gewinn erzielt. Unter anderem hatte die Einführung des für VW schwierigen neuen Abgas- und Verbrauchstestverfahrens WLTP das Ergebnis belastet. Diesmal lag der operative Gewinn der Marke mit dem blauen VW-Logo bei 866 Millionen Euro, also mehr als viermal so hoch wie vor einem Jahr. Bei Audi und Porsche lagen die Ergebnisse hingegen auf Vorjahresniveau.

Prognosen für viertes Quartal schwierig

In China, wo der VW-Konzern fast 40 Prozent seiner Fahrzeuge ausliefert und der Markt seit geraumer Zeit kriselt, verbuchten die VW-Gemeinschaftsunternehmen ein anteiliges operatives Ergebnis von knapp einer Milliarde Euro, nur unwesentlich weniger als vor einem Jahr. VW weist die Beteiligungsergebnisse aus China erst unter dem Strich aus und nicht schon im Umsatz und im operativen Ergebnis.

Der Netto-Mittelzufluss aus dem laufenden Automobilgeschäft betrug im dritten Quartal 3,04 Milliarden Euro und damit weit mehr als die 144 Millionen von vor einem Jahr. Analysten und Investoren beachten den Wert stark, weil er Aufschluss gibt über die Fähigkeit, Dividenden zu zahlen. Goldman-Sachs-Analyst George Galliers verwies darauf, dass Volkswagen ohne die Abflüsse für Dieselkosten und für die Investition in eine gemeinsame Batteriezellfabrik mit dem Partner Northvolt bereits nach neun Monaten über dem Cashflow-Ziel für das Gesamtjahr liege.

Allerdings sei das vierte Quartal schwierig vorherzusagen, sagte Witter. Investitions- und Entwicklungsausgaben dürften im Schlussquartal hoch ausfallen, die Lagerbestände sollten im November und Dezember aber schließlich sinken. (dpa)

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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