«Rabatte sind eine süße Droge»

VDA-Präsident Bernd Gottschalk

Der Verband der Automobilindustrie rechnet in den kommenden Monaten mit einer Erholung des Absatzmarktes. Das sagte VDA-Präsident Bernd Gottschalk auf dem Autosalon in Genf.

Frank Mertens

Bernd Gottschalk hat den Optimismus immer noch nicht verloren. Der Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) lässt sich seine Zuversicht auch nicht durch die Zulassungszahlungen des Januars nehmen. Die jüngsten Erhebungen weisen ein Minus von 12,4 Prozent zum Vorjahresmonat aus.

«Es gibt unsererseits zwar keinen überbordenden Optimismus, aber wir bleiben für das laufende Jahr bei unserer Prognose von 3,35 Millionen Zulassungen», sagte Gottschalk auf dem Autosalon in Genf. Sollte diese Voraussage eintreten, wäre das ein Plus von 100.000 Einheiten für die derzeit in einer Krise steckende Autoindustrie.

«Absatz erholt sich in nächsten Monaten»

Gottschalk geht davon aus, dass sich der Absatz schon in den nächsten Monaten deutlich erholen wird. «Schon im Februar haben wir eine deutliche Verbesserung der Auftragseingänge verzeichnet. Die Zulassungszahlen im Februar werden zudem nicht so enttäuschend ausfallen wie im Januar», so Gottschalk. Allerdings werde man einige Monate brauchen, um den Januar aufzufangen.

Der VDA-Präsident hatte schon vor der Internationalen Automobilausstellung (IAA) in Frankfurt/Main mit Blick auf den Golf V und Opel Astra gesagt, dass diese Volumenmodelle für eine deutliche Marktbelebung sorgen würden. Doch die lässt nach wie vor auf sich warten.

«Ich glaube, dass die Produkte im Markt gut ankommen. Das zeigen uns auch die Käuferreaktionen in den Schauräumen. Wir sind allerdings davon ausgegangen, dass Volumenmodelle eine ganze Industrie, einen ganzen Markt ziehen können. Doch das ist nicht eingetreten», sagte Gottschalk. Während der Golf V schon seit dem vergangenen Jahr bei den Händlern steht, feiert der Opel Astra seine Markteinführung am 19. März.

«Rabatte sind eine süße Droge»

Dass auf dem deutschen Automarkt derzeit eine wahre Rabattschlacht tobt, um überhaupt Autos abzusetzen, erachtet Gottschalk als ausgesprochen problematisch. «Alle müssen darauf achten, dass Rabatte, wenn sie über längere Zeit und dann sogar noch aus der Marge gegeben werden, eine gefährliche Nachwirkung haben. Das ist bei Drogen so, und Rabatte sind eine süße Droge, die man zunächst gerne nimmt und danach gerne den Katarrh verdrängt. Die erste Freude über den Rabatt weicht nämlich irgendwann dem Ärger über den gesunkenen Wiederverkaufswert.»

Dass Autos zukünftig nur noch über hohe Preisnachlässe zu verkaufen sind, sieht Gottschalk anders. Wie der VDA-Präsident sagte, komme es zunächst auf die «Attraktivität des Produktes» an. «Aber natürlich ist auch das Preis-Leistungsverhältnis entscheidend. Und es ist natürlich entscheidend, in welcher Marktlage wir sind. Wenn die Märkte anziehen, wird sich das Thema sicher früher oder später tendenziell legen», sagte Gottschalk. Aber solange der Markt so angespannt bleibt, werde sich auch die Situation nicht ändern. «Der Kunde ist derzeit nicht nur König, sondern er ist der Kaiser. Das nutzt er aus und das ist verständlich.»

Mehr Disziplin gefordert

Attraktive Preispositionierungen lassen sich aus Sicht von Gottschalk auf Dauer aber nur dann vornehmen, wenn der Standort Deutschland attraktiv bleibt. «Andernfalls wird die Ost-Erweiterung uns nicht nur neue Märkte bringen, sondern auch Standorte, die dann in Konkurrenz zu unseren stehen.»

Damit Deutschland als Wirtschaftsstandort attraktiv bleibt, dafür brauche man jedoch eine verlässliche Politik. «Meine Empfehlung an die Politik ist eine einfache: Wir brauchen dort mehr Disziplin.» Es könne nicht sein, dass immer mal wieder Diskussionen über Steuererhöhungsmodelle in die Welt gesetzt werden. «Von der Firmenwagensteuer bis hin zu Mehrwertsteuererhöhung hatten wir fast wöchentlich neue Empfehlungen bekommen. Dass der Kunde dann sagt, dass er mit dem Autokauf wartet, ist verständlich», so Gottschalk.

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