Paralleler Antrieb

Peugeot 3008 HYbrid4

Peugeot geht mit einem Dieselhybrid in zwei Jahren in Großserie. So soll der Kompakt-SUV 3008 dann nur noch 4,1 Liter Kraftstoff auf 100 Kilometern verbrauchen.

Von Wolfram Nickel

Die nächste Hybridstufe zündet nun Peugeot: Mit dem Crossover-Van 3008 HYbrid4 geht der erste Dieselhybrid in Großserie. Zu den deutschen Händlern rollt das insgesamt 147 kW/200 PS leistende neue 3008-Topmodell zwar erst Anfang 2011, zu ersten Fahrtests wurde der Franzose aber bereits jetzt bei Paris präsentiert.

E-Motor für die Hinterachse

Der 3008 HYbrid4 ist ein Parallelhybrid, bei dem ein 27 kW/36 PS starker Elektromotor die Hinterachse antreibt, während ein neu entwickelter 120 kW/163 PS starker 2,0-Liter-Dieselmotor für den Vorderradantrieb zuständig ist. Bis zu drei Kilometer bewältigt der Allradler im reinen Elektromodus, damit ist die Zero-Emission-Reichweite deutlich größer als bei fast allen
derzeit angebotenen Benzinhybridmodellen. Der Verbrauch des HYbrid4 liegt bei 4,1 Liter auf 100 Kilometer, der CO2-Ausstoß bei nur 109 Gramm pro Kilometer. Dies entspricht bis zu 50 Prozent Ersparnis im Vergleich zu einem konventionellen, nominell etwa gleichstarken Diesel wie er etwa im Peugeot
407 angeboten wird. Die Preise für den 3008 HYbrid4 sind noch nicht bekannt, werden jedoch wohl nur knapp unter der 40.000 Euro-Marke beginnen.

Sparsamer, sauberer und spritziger dank Diesel-Hybridtechnik, so sollen sich die künftigen Peugeot-Topmodelle am Markt durchsetzen. Deshalb verpassten die Franzosen ihrem 4,37 Meter langen und markant geformten Crossover-Van jetzt einen Dieselhybrid mit zusätzlichem Sparpotenzial. Ganz neu ist diese Idee allerdings nicht. Denn das erste Serienauto mit
Diesel-Hybridantrieb wurde bereits vor zwölf Jahren vorgestellt. Der auf dem Audi A4 Avant basierende Duo wurde für rund 60.000 Mark angeboten - damals zu viel, um sich am Markt durchzusetzen.

Weniger Verbrauch als beim 107

Im Januar 2006 enthüllte dann der PSA-Konzern Peugeot Citroen die fahrbereiten Protoytpen Peugeot 307 Hybrid HDi und Citroen C4 Hybrid HDi. Die Markteinführung der neuen Technik sollte bis 2010 erfolgen, sofern der Diesel-Hybrid bis dahin signifikant kostengünstiger zu produzieren sei. So ganz hat diese Kostenreduzierung in Zusammenarbeit mit dem Zulieferer Bosch offenbar nicht funktioniert, weshalb Peugeot die Hybridtechnik jetzt im Rahmen einer Top-Down-Strategie einführt. Statt des frontgetriebenen preiswerten 308 eröffnet deshalb der 3008 mit Allradtechnik die Hybridära für die Löwenmarke, wobei auf die Homologation des Hybrid4 nach der künftigen Euro-6-Schadstoffnorm von Peugeot allerdings kein Wert gelegt wird.

Für die Motorisierung des 3008 HYbrid4 sorgt der neue, zunächst im 407 Coupé eingeführte Zweiliter-HDi-Diesel mit 120 kW/163 PS, der für kräftigen, kultivierten Vortrieb mit bis zu 300 Nm Drehmoment sorgt. Im Löwen-Hybrid ergänzt ein an der Hinterachse sitzender und die Hinterräder antreibender
Elektromotor das 4x4- Antriebspaket, das insgesamt 200 PS Leistung und 500 Nm Drehmoment freisetzt - und das bei einem Normverbrauch, der niedriger ist als etwa beim Dreizylinder-Kleinwagen Peugeot 107. Die bei konventionellen Allrad-Autos eigentlich unabdingbaren Bauteile Kardanwelle, Zentraldifferenzial und Verteilergetriebe konnten beim HYbrid4 aufgrund des unabhängig arbeitenden Elektromotors eingespart werden.

Mit Nickel-Metallhydrid-Akkus

Metall-Hydridakkus statt Lithium-Ionen Foto: Peugeot

Unter den Aggregaten des parallelen Hybrid-Systems herrscht eine klare Aufgabenteilung: Der Stopp-Start-Generator aktiviert die Triebwerke, dann erledigt der Elektromotor das nahezu geräuschfreie Anfahren und wird je nach vorgewähltem Fahrprogramm vom Selbstzünder unterstützt und schließlicha bgelöst. Spätestens ab Tempo 110 sorgt der Diesel allein für den Vortrieb und lädt gleichzeitig die Akkus auf. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 209 km/h und muss nicht abgeregelt werden wie sonst bei Vollhybriden üblich. Um
in der Praxis auf Verbrauchswerte von unter fünf Litern zu kommen, genügt es den Peugeot mit zurückhaltendem Temperament zu bewegen.

Anders als bei manchen Benzinhybriden muss dabei auf Fahrspaß nicht verzichtet werden. Im Gegenteil, das per Drehknopf wählbare Programm «Sport» ermöglicht einen drehmomentstarken Vorwärtsdrang, den sonst nur deutlich PS-kräftigere Modelle bieten. Schade aber, dass diese überzeugende Antriebseinheit nicht mit einem modernen Doppelkupplungsgetriebe kombiniert wird. Das vorhandene automatisierte Sechsgang-Schaltgetriebe arbeitet wenig dezent und wirkt nicht zeitgemäß. Dafür beschleunigt der Peugeot im ZEV-Fahrprogramm sogar bis Tempo 60 im reinen Elektromodus. Wie Toyota setzen auch die Franzosen vorerst weiterhin auf Nickel-Metallhydrid-Batterien, denn die leistungsfähigeren Lithium-Ionen-Akkus sind in der Praxis noch wenig erprobt worden.

Nächste Schritte folgen

Weitere Projekte sind am Start Foto: Peugeot

Ein Allrad-Fahrprogramm weckt schließlich die 4x4-Talente im 3008. So werden die Räder je nach Schlupf mit unterschiedlich viel Leistung beliefert, bei den Hinterrädern erledigt dies die Elektroantriebseinheit, bei aufgeladener Batterie mit 32 kW, sonst mit 8 kW aus dem Stopp-Start-Generator. Auch diese nominell vergleichsweise bescheidene Leistung soll genügen, um Traktionsprobleme bei Schnee- und Matsch zu bewältigen.

So ist der 3008 HYbrid4 nicht nur optisch, sondern auch technisch ein faszinierender Wanderer zwischen den Welten, mit dem man gern auf große Reisen geht oder zum Einkaufen fährt - zumal das Kofferraumvolumen durch die Hybrideinheit nur wenig eingeschränkt wird. Ob und wann sich die Kombination
aus Diesel- und Elektroantrieb wirtschaftlich wirklich lohnt, wird erst die endgültige Preisliste zeigen. Auf jeden Fall haben die ersten HYbrid4-Modelle das Potenzial, um die Franzosen wieder in die «grünen» Schlagzeilen bringen, war es doch seit Einführung des FAP-Rußpartikelfilters vor zehn Jahren eher ruhig bei Peugeot hinsichtlich neuer umweltfreundlicher Antriebstechniken. Damit sich dies nicht wiederholt, sollen die nächsten Hybrid-Entwicklungsschritte rasch folgen: Mit kleineren Dieseltriebwerken und stärkeren Elektromotoren. Auch die Kombination von Benzinern mit
Elektroantrieben wird in Concept Cars bereits erprobt. (mid)

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