Auf allen Vieren

Ratgeber Allrad-Modelle

Keine Lust mehr, Pirouetten auf dem Eis zu drehen oder ängstlich hinter Schneepflügen herzuschleichen? „Mein nächstes Auto wird ein Allradler“, denken sich in diesem Winter manche geplagten Autofahrer. Und es muss nicht immer ein SUV sein – das Angebot in allen Klassen ist größer, als man denkt.

Von Sebastian Viehmann

Wer braucht schon Allradantrieb? Mit dem Käfer ging es im Schnee ja auch, und wer erinnert sich noch an die Zeiten, als BMW-Fahrer im Winter niemals ohne Zementsäcke im Kofferraum ausrückten? Frontantrieb bringt einen erst recht weiter als man denkt, und schließlich kommt es vor allem auf gute Winterreifen an. Allrad kostet zudem Aufpreis, und der Verbrauch ist höher als mit Front- oder Hinterradantrieb. Im Prinzip alles richtig! Aber wer sich derzeit an Schneepflügen, quer stehenden Holländern oder hartnäckigen Winterreifen-Verweigerern vorbei mogeln möchte, der lernt Allradantrieb schnell schätzen. Und dafür muss man sich noch lange keine fetten Geländewagen zulegen, wie die folgende garantiert SUV-freie Übersicht zeigt.

Die Einsteiger

10.990 Euro zum Beispiel kostet das Urgestein unter den Allradlern, der Lada Niva (81 PS). Mit permanentem Vierradantrieb und sperrbarem Mitteldifferenzial erklärt der Niva jedem Gelände den Kalten Krieg. Allerdings muss man damit leben, dass es beim Lada innen nicht unbedingt gemütlicher ist als draußen – billiges Plastik und ein kaum vorhandener Komfort schmälern den Spaß im Schnee. Den Russen gibt es außerdem nicht mit Dieselantrieb. Immerhin lässt sich der Niva beim Importeur mit einer Autogasanlage umrüsten und kostet dann mindestens 13.690 Euro. Ein Kraxler für kleines Geld ist auch der Fiat Panda 4x4 (ab 60 PS und 12.870 Euro), der beim Modell Cross über eine elektronische Differenzialsperre verfügt.

Etwas mehr Platz bietet der Daihatsu Sirion, bei dem es allerdings nur eine Allradversion gibt – den 1.3 Eco 4WD (91 PS und 13.990 Euro, mit Automatik 15.090 Euro). Auch den eigenwilligen Kasten-Van Materia und das kleine SUV Terios bietet Daihatsu optional mit Allradantrieb an. Für 15.700 Euro wird man bei der Konkurrenz fündig: Der Suzuki Swift kostet mit 92 PS und Allrad 15.700 Euro, und schon für 14.600 Euro gibt es den Spaßmacher Suzuki Jimny (86 PS). Allerdings kann auch das x-te Sondermodell nicht darüber hinweg täuschen, dass der Jimny ganz schön in die Jahre gekommen ist.

Die Kompakten

Foto: Subaru Der Impreza WRX STI

Auch in der Golf-Klasse macht kaum jemand auf dem Bestellzettel beim Allradantrieb sein Kreuzchen, doch es gibt durchaus eine große Auswahl. Allrad-Spezialist Subaru zum Beispiel hat zwar den 4WD aus seinem Einsteigermodell Justy verbannt, doch den Subaru Impreza gibt es nach wie vor mit Allrad. 18.900 Euro kostet der 1.5 R (107 PS), der dank perfekter Gewichtsverteilung und einem schnell reagierenden Allradsystem auf Eis und Schnee eine hervorragende Figur macht. Eine echte Rallye-Semmel, aber 45.400 Euro teuer ist der Impreza WRX STI Sport (300 PS).

Auch der extrem wintertaugliche quattro-Antrieb aus Ingolstadt ist schon im derzeit kleinsten Modell der Marke zu bekommen. Der Audi A3 1.8 TFSI quattro (160 PS) ist ab 26.550 Euro zu haben, zudem gibt es den kleinen Allrad-Audi in weiteren Benzin- und Dieselversionen. Bei Volkswagen gibt es zwei Möglichkeiten, Allrad-Golf zu spielen: Entweder im Golf 2.0 TDI 4Motion (140 PS, ab 26.790 Euro) oder mit deutlich höherem Spaßfaktor im Golf R (270 PS, ab 36.400 Euro). Weniger sportlich, aber mit viel Platz gesegnet ist der Nissan Qashqai, der mit 141 PS und Allrad ab 23.240 Euro zu haben ist. Schon ab 22.950 Euro bekommt man den Toyota Urban Cruiser mit vier angetriebenen Rädern und sparsamem 90 PS-Dieselmotor.

Mittelklasse 4x4

Foto: Daimler Der C280 4Matic

In der Mittelklasse ist das Angebot an Allrad-getriebenen Limousinen und Kombis besonders groß. Eine breite Palette deckt der Audi A4 ab, dessen quattro-Versionen bei 32.250 Euro starten und Benziner von 160 bis 333 PS sowie Dieselmodelle von 143 bis 240 PS bereithalten. Sehr wintertauglich, angenehm flott und dabei sparsam im Verbrauch ist der BMW 320d xDrive (184 PS, ab 36.700 Euro). Den 3er gibt es auch als 330d xDrive (245 PS), bei den Benzinversionen fahren 325i, 330i und 335i optional mit vier angetriebenen Rädern.

Die Konkurrenz aus Stuttgart kontert mit der Mercedes C-Klasse C300 4Matic (231 PS, ab 42.453 Euro), der Diesel C350 CDI 4Matic (231 PS) kostet 47.570 Euro. Bei Mercedes ist der Allradantrieb immer mit der sehr kommoden Siebengang-Automatik kombiniert, doch im Vergleich zu BMW und Audi sind die 4x4-Versionen leider empfindlich teuer. Schon ab 28.100 Euro gibt es den Subaru Legacy (150 PS), und mit dem sehr empfehlenswerten, weil kräftigen und sparsamen 140 PS-Boxerdiesel an Bord kostet der Japaner bei guter Ausstattung 30.000 Euro. Die Kombi-Version kommt als „Outback“ mit einer höher gelegten Karosserie und Schutzbeplankung. Ebenfalls aus Japan stammt der Mitsubishi Lancer (mit 240 PS ab 35.990 Euro, als Lancer Evolution mit 295 PS ab 47.950 Euro), bei dem man sich den Spaß an der perfekten Fahrmaschine allerdings mit einem hohen Verbrauch und wenig Fahrkomfort erkauft. Gemütlicher, aber ebenfalls sportlich geht es da im Alfa Romeo 159 zu, und zwar ab 36.550 Euro (2.4 JTDM Q4, 210 PS).

Foto: Opel Der Vierrad-Insignia

Auf allen Vieren stapft optional der Opel Insignia durch Matsch und Schnee, und zwar ab 35.685 Euro (2.0 Turbo 4x4, 220 PS). Der Haken: Allrad gibt es für den Insignia nur in Verbindung mit großen und wenig sparsamen Benzinmotoren, nicht aber mit Dieselmotoren. Wer die schwedische Alternative bevorzugt, findet sie im Volvo S 40 AWD (nur als 230 PS-Turbobenziner, ab 34.590 Euro) oder in den Modellen Volvo V 70 / XC 70 (ab 41.730 Euro). Bei der tschechischen VW-Tochter Skoda wird man auf der Suche nach Allradlern ebenfalls fündig, und zwar beim Skoda Octavia 4x4 (mit 160 PS ab 24.740 Euro, alternativ mit 105- oder 140 PS-Diesel).

Der Allrad-Skoda ist allerdings nur als Kombi zu haben. Die Variante Octavia Scout (ab 27.390 Euro) hat ähnlich wie Audi A4 Allroad, Subaru Outback oder Volvo XC 70 eine höher gelegte Karosserie mit Schutzbeplankung. Bei der Konzernmutter Volkswagen startet das Allradvergnügen im VW Passat bei 29.325 Euro (2.0 FSI 4Motion, 150 PS). Rustikaler, aber auch großräumiger geht es im siebensitzigen Hochdach-Kombi VW Caddy 4Motion zu (nur mit 105 PS-Dieselmotor, ab 22.568 Euro). Renault hatte übrigens den Caddy-Konkurrenten Kangoo einst ebenfalls mit Allrad im Angebot, vom aktuellen Modell gibt es aber keine 4x4-Version.

Oberklasse

Foto: BMW Der 750 i ist der einzige Allradler der 7er-Reihe

Bei der Oberklasse gehört Allrad mittlerweile zum guten Ton. Der Klassiker in diesem Segment ist natürlich der Audi A8, den es bei Markteinführung des neuen Modells erstmal nur mit quattro-Antrieb gibt (ab 72.200 Euro / 250 Diesel-PS). Sein Konkurrent BMW 7er kann nur in der Version 750i xDrive (407 PS, ab 96.400 Euro) mit Allradantrieb aufwarten.

In Stuttgart schickt man bei Schnee gern die Mercedes S-Klasse 4Matic auf die Straße (mit 235 PS-Diesel ab 77.528 Euro). Ein stiller Genießer ist der VW Phaeton, der immer serienmäßig mit Allradantrieb ausgerüstet ist und ab 65.850 Euro (240 PS-Diesel) zu haben ist. Die Verbindung von Hybrid- und Allradantrieb gibt es beim Lexus LS (445 PS, ab 103.900 Euro).

Sportwagen

Foto: Porsche 345 PS beherbergt der Carrera 4S

Eine breite Allrad-Palette gönnt man sich in Zuffenhausen. Der Porsche 911 zum Beispiel ist als Carrera 4 mit 345 PS ab 91.369 zu haben. Den viertürigen Porsche Panamera 4S mit 400 PS erhält man ab 102.251 Euro. Deutlich günstiger gibt es Fahrspaß mit vier angetriebenen Rädern beim Audi TT, und zwar ab 35.400 Euro (2.0 TDI quattro / 170 PS). Der König der Allrad-Sportler im Reich der Ringe ist natürlich der Audi R8 (4.2 FSI quattro mit 420 PS ab 109.100 Euro).

Ebenfalls aus dem VW-Konzern stammt der Lamborghini Gallardo, der alternativ zum Heckantrieb ab 173.740 Euro mit 560 PS und Vierradantrieb auf Strecke geht. Und wer selbst bei einem Preis von 1,31 Millionen Euro nicht mit der Wimper zuckt, der kann es sich Allrad-mäßig so richtig geben: Für diese Summe wartet der Bugatti Veyron mit 1001 PS. Allerdings fehlt im Zubehörkatalog der Skiträger fürs Dach.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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