Wie ein zu heiß gewaschener Jeep

40 Jahre Suzuki Jimny

Suzuki feiert den 40. Geburtstag des Jimny. Dabei erfolgte die Geburt des kleinen Geländewagens bei einem japanischen Mitbewerber mit Teilen von einem weiteren Konkurrenten.

Von Heiko Haupt

Der Jimny ist ein echter Oldtimer - das gilt zumindest für die frühen Modellvarianten: In diesem Jahr wird der kleine Suzuki 40 Jahre alt. Eigentlich ist er sogar noch älter. Denn als Jimny startete es seine zweite Karriere. Die erste währte rund drei Jahre und konnte kaum mit nennenswerten Erfolgen glänzen: Geboren wurde die Idee des Jimny nämlich 1967 in der Hope Motor Company, einem kleinen japanischen Fahrzeughersteller jener Zeit. Das Auto wurde dort entworfen und mit Teilen von Mitsubishi gebaut.

21 PS für 70 km/h

Der Name lautete zunächst HopeStar ON360. Im Motorraum werkelte ein Mitsubishi-Zweitakter, der es auf gerade einmal 21 PS brachte. Das reichte für immerhin 70 km/h - allerdings nur bei einer angetriebenen Achse. Wurde der Allradantrieb des 625 Kilogramm leichten Geländewagens eingeschaltet, ging es bestenfalls mit Tempo 30 voran. 15 Exemplare sollen gebaut worden sein.

Suzuki fand das Konzept interessant, sicherte sich die Rechte am HopeStar und entwickelte die Konstruktion weiter. Dabei hatte man die Klasse der Kei-Cars im Blick - kleine und leichte Autos, für die in Japan weniger Steuern und Versicherung zu zahlen waren.

Reserverad auf der Rückbank

Ein LJ20 (l.) Foto: Suzuki

Ein Kei-Car musste bestimmte gesetzliche Bestimmungen einhalten: Zum Beispiel galten drei Meter Länge als Höchstmaß. Das führte bei dem Auto, das dann 1970 als Suzuki Jimny beziehungsweise LJ 10 auf den Markt kam, zu der einen oder anderen kuriosen Lösung: Um die erlaubte Länge einzuhalten, wurde eine Hälfte der Rückbank geopfert, um das Reserverad unterbringen zu können.

Zudem flog der alte Mitsubishi-Motor raus, rein kam ein luftgekühlter Zweizylinder-Zweitakter aus dem eigenen Haus. Der leistete 25 PS, was für 72 km/h Höchstgeschwindigkeit gut war. Doch schon nach zwei Jahren wurde der LJ 10 abgelöst. Der LJ20 kam nun mit Wasserkühlung daher. Und die Leistung «explodierte» geradezu auf 32 PS. Mit der nun möglichen Spitzengeschwindigkeit von 76 km/h tastete sich Suzuki ein kleines Stück näher an die Schallmauer von 100 km/h heran. Weil außerdem die Kei-Car-Regeln verändert worden waren, durfte das Reserverad seinen Platz im Innenraum wieder verlassen.

1979 Export nach Europa

Vor allem für junges Publikum gedacht Foto: Suzuki

Die nächste Generation des Jimny folgte 1976. Das neue Modell hieß mal Jimny 550, mal LJ 50 und mal SJ 10. Dahinter verbarg sich aber immer die nun deutlich auf 3,17 Meter gewachsene Konstruktion, in der ein zweitaktender Dreizylinder mit 33 PS arbeitete. 1979 stellte Suzuki auf der IAA in Frankfurt erstmals einen kleinen Geländewagen für den Export nach Europa vor. In der Zwischenzeit hatte der Jimny weitere Änderungen erfahren: Als Antrieb kam ein Viertakter mit vier Zylindern und 39 PS zum Einsatz.

Obwohl der Hersteller sich schon mit verschiedenen Bezeichnungen versucht hatte, sollte es für den Europastart von Suzuki noch einmal etwas anderes sein. Für 12.500 Mark sollte der Kunde in Deutschland ab 1980 das Auto mit dem Namen Jipsy bekommen. Doch Karmann hatte diesen Namen bereits schützen lassen, also kam das Auto als LJ nach Deutschland. Der Hersteller bemühte sich eifrig, die Lautsprache des Kürzels zu betonen: «Eljot». Damals dürfte das in nicht wenigen Köpfen die Erinnerung an den Walt-Disney-Film «Elliot, das Schmunzelmonster» aus dem Jahr 1977 wachgerüttelt haben.

Nicht nur bei Winterdiensten beliebt

Jimny-Sondermodell "Rock am Ring" Foto: Suzuki

Das wiederum könnte dem LJ zusammen mit seinem Erscheinungsbild als irgendwie niedlicher Kleinst-Geländewagen und dem auch 1980 schon leicht historisch anmutenden Design einen Sympathie-Bonus eingebracht haben. Was sich in einem Achtungserfolg bei den Verkaufszahlen ausdrückte: Bis zur nächsten IAA im Jahr 1981 wurden allein in Deutschland laut Suzuki mehr als 10.000 LJ verkauft.

Heute ist der Jimny in der fünften Modellgeneration angelangt und heißt auch wieder so. Gerade der vergangene Winter hat aber den alten LJ noch einmal ins Bewusstsein gebracht: Viele Winterdienste setzen immer noch auf den unverwüstlichen kleinen Allradler, der aussieht wie ein viel zu heiß gebadeter Geländewagen der US-Marke Jeep. (dpa/tmn)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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