Final Countdown

Weltpremiere Mercedes R-Klasse

Mercedes hat die R-Klasse überarbeitet. Nun hoffen die Stuttgarter darauf, dass sich die Großraumlimousine endlich so verkauft, wie man es sich bereits vom Vorgängermodell erhofft hat. Dabei setzt man insbesondere auf den chinesischen Markt.

Von Frank Mertens

Sie war mit großen Erwartungen gestartet. Erfüllt haben sie sich nicht. Eigentlich wollte Mercedes-Benz mit der R-Klasse im Segment der Großraumlimousinen für Furore sorgen, doch das Gegenteil ist eingetreten. Statt zum Verkaufserfolg zu werden, ist das Modell zum Sorgenkind der Stuttgarter avanciert.

Gut, der deutsche Markt war nie der Markt, auf dem die R-Klasse durch hohe Verkaufszahlen auf sich aufmerksam machen sollte. Aber der Blick auf den Absatz im Heimatmarkt sagt doch einiges aus über dieses Auto, das trotz seiner unbestrittenen technischen Qualitäten bislang vergeblich nach Käufern suchte. In Deutschland entschieden sich im Vorjahr gerade einmal 1529 Kunden für die R-Klasse – das sind übrigens 50 Prozent weniger als 2008. Aber auch im Rest Europas und vor allem den USA, auf der die R-Klasse vor allem reüssieren sollte, sieht es proportional betrachtet auch nicht viel besser aus.

Letzte Chance

Entsprechend hätte es nicht verwundert, wenn Mercedes sich dazu entschieden hätte, die R-Klasse einzustellen. Doch die Stuttgarter geben ihrer in Tuscaloosa produzierten Großraumlimousine noch eine Chance. Auf der Auto Show in New York wird das Facelift der R-Klasse gezeigt. Mit dem Erfolg der Modellüberarbeitung wird sich auch die Zukunft der R-Klasse entscheiden. Werden die Verkäufe damit nicht an Fahrt zunehmen, wird es auch keinen Nachfolger geben. Mit Blick auf den Absatz ruhen wieder einmal die Hoffnungen auf China. Hier kommt die R-Klasse auf über 50 Prozent der Verkäufe. Der chinesische Kunde steht halt auf lange Autos.

Mercedes R-Klasse 2010
Der Innenraum der R-Klasse Daimler

Mit dem Facelift dürfte es auch um die Neupositionierung der R-Klasse gehen. Denn bei der Kaufentscheidung hatten sich die Kunden entweder für die elegante S-Klasse entschieden oder die, die es robuster wollten, für die M- oder GL-Klasse. Ein Dazwischen schien es für das Gros der Kunden bislang nicht zu geben.

Aber vielleicht hilft ja auch das neue Äußere, sich zukünftig doch mal mit der R-Klasse als Objekt der Begierde auseinanderzusetzen. Hand angelegt haben die Designer insbesondere an der Front. Hier erhielt die R-Klasse neben neuen Scheinwerfern, neuen Kotflügeln, einem neuen Kühlergrill auch neue Stoßfänger mit Chromoptik. Die Modifikationen haben dem Auftritt gut getan – die R-Klasse wirkt frischer und dynamischer, nicht mehr so altbacken wie der Vorgänger. Dazu tragen auch die Retuschen am Heck mit neuen Leuchten und einer neuen Verkleidung der Stoßfänger bei.

Enorme Variabilität

Innen bleibt fast alles gleich, wenn man einmal davon absieht, dass die R-Klasse nun auch mit zweifarbigen Innenraumausstattungen zu bestellen ist. Zur Wahl stehen eine Kombination aus Mandelbeige mit der Kontrastfarbe Moccabraun oder Alpakagrau mit Basaltgrau – wer es mag.

Ansonsten offeriert die R-Klasse weiterhin eine enorme Variabilität, ist sowohl mit vier, fünf, sechs oder sieben Sitzen verfügbar. Ja nach Radstand sind Zuladungen 1950 bis zu 2385 Liter möglich. Das ist eine Ansage, die den Anspruch der R-Klasse als Großraumlimousine unterstreicht. Mit Blick auf den Verbrauch insbesondere der R 300 CDI BlueEfficiency mit 190 PS heraus. Hier verspricht Mercedes-Benz einen Verbrauchswert von nur 7,6 Litern.

Mercedes R-Klasse 2010
Das Heck der R-Klasse Daimler

Seine Premiere in der neuen R-Klasse feiert der R 350 CDI 4Matic. Der überarbeitete V6-Motor verfügt statt wie bisher 224 PS nun über 265 PS und ein Drehmoment von 620 Newtonmetern. Und wenn es stimmt, was die Stuttgarter versprechen, soll er sich mit 8,5 Litern begnügen. Wer will, der kann mit diesem eine Höchstgeschwindigkeit von 235 Stundenkilometern erzielen – dann aber nicht mehr mit diesen Verbrauchswerten, versteht sich.

Nach der Weltpremiere in New York wird man frühestens Ende des Jahres wissen, ob es der aktuellen Version der R-Klasse gelingen wird, auch Kunden jenseits homöopathischer Dosen anzusprechen. In den Staaten kommt die R-Klasse Anfang August auf den Markt, in Deutschland einen Monat später. In China wird die R-Klasse dann Ende des Jahres zu den Händlern rollen.

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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