Europa ist für Honda ein Nebenschauplatz

Europa ist für Honda ein Nebenschauplatz
Der Honda Urban EV Concept © Honda

Honda. Klar, die Marke kennt man. Doch viele Autos sieht man von dem japanischen Autobauer nicht auf Europas Straßen.

Dabei zählt Honda zu den bekanntesten Automarken der Welt und ist der größte Motorenhersteller überhaupt. Jede Sekunde entsteht bei Honda ein neues Aggregat, rund um die Uhr, 32 Millionen Mal jedes Jahr. 5,3 Millionen Motoren sitzen in Autos, 7,4 Millionen in Zweirädern, der Rest arbeitet in Rasenmähern, Schneefräsen, Generatoren oder dient Booten als adäquate Antriebsquelle.

Allein in den USA setzt Honda jährlich über zwei Millionen Autos ab, hat ein dutzend Modelle im Programm. C-RV und Accord zählen zu den Bestsellern oder sind es in ihrem jeweiligen Segment. Ende vergangenen Jahres stellte Honda in Los Angeles die neue Generation des SUV Passport vor, positioniert zwischen C-RV und Pilot. Der Passport, gebaut in Alabama, bleibt erneut den Amerikanern vorbehalten.

Nischendasein in Deutschland

Europa ist zum Nebenschauplatz geworden. In Deutschland führen die Japaner – immerhin die erste japanische Marke, die sich bei uns niederließ – mittlerweile nahezu ein Nischendasein. Gerade noch 20.000 Kunden entschieden sich 2017 für ein Modell der Japaner. Im vorigen Jahr fiel diese Zahl auf 17.711, ein Minus von zwölf Prozent. Der Civic, einst Ikone der Marke, findet jährlich nur noch rund 5.000 Abnehmer. Vielen missfällt das zerklüftete Design. Zum Vergleich: Einen Hyundai i30 kaufen viermal so viele.

Der Honda Jazz hat einen neuen Motor bekommen. Foto: Honda

Für die Zukunft gibt es keine Expansionspläne. Das Werk im englischen Swindon, dort läuft momentan der fünftürige Civic vom Band, schließt seine Pforten 2021. Ein neuer Produktionsstandort? Ungewiss. Vielleicht die Türkei. Dort fertigt Honda die Civic Limousine. Ohnehin will man das Modell-Portfolio in Europa klein halten. Derzeit gibt es vier Modelle. Die Strategie fährt Honda hauptsächlich im Hinblick auf die 95-Gramm-Regelung aus Brüssel. Daher wird es keinen Accord-Nachfolger geben. Kräftig dabei helfen, das CO2-Ziel zu erreichen, könnte aber ein fünftes Modell, der Kleinwagen „e Prototype“, laut Honda „ein wichtiger Bestandteil der Elektromobilitätsstrategie für den europäischen Markt“. Nach dieser will Honda 2025 kein Modell mehr ohne elektrifizierten oder vollelektrischen Antrieb im Showroom haben.

Studie Urban EV schafft es nicht gänzlich in Serie

Das knuffige Design der Studie Urban EV von 2017 hat es leider nicht ganz in die Serie geschafft, wie man jetzt auf dem Genfer Salon feststellen konnte. An den technischen Eckdaten ändert dies jedoch nichts: Elektromotor an der Hinterachse, 200 Kilometer Reichweite. Ab der IAA im September will Honda die Bestellbücher für den City-Stromer öffnen – und bis dahin natürlich auch einen Modellnamen gefunden haben. Gebaut wird das Elektroauto in Japan.

Ebenso der Jazz. Er soll angeblich seine Weltpremiere diesen Herbst in Tokio feiern. Gemunkelt wird, der Jazz bekäme keinen ausschließlichen Verbrennungsmotor mehr, sondern es wird ihn nur noch als Hybrid geben, nach dem iMMD-Prinzip (intelligent Multi Mode Drive), einem Zwei-Motoren-System, wie es auch im C-RV verwendet wird. Honda hat für den Jazz Hybrid extra einen neuen Atkinson-Motor entworfen. Der bisherige 1,3-Liter-VTEC-Motor wird ausgemustert.

Der Honda Civic erfindet sich immer wieder neu. Foto: Honda

Damit dürfte dieses Hybridsystem ebenso in den neuen H-RV (Ende 2020) und den nächsten Civic, geplant für 2021, Verwendung finden. Gut möglich, dass beide Modelle auch eine Plug-in-Variante erhalten. Hier fährt Honda zumindest in Europa der Konkurrenz noch hinterher. Umso mehr Erfahrung hat die Marke auf dem Gebiet der Brennstoffzelle. Rollender Beweise ist die Limousine Clarity, die aber in Deutschland nicht angeboten wird. Die Wasserstoff-Technologie soll ab 2022 in der nächsten Generation des C-RV zum Einsatz kommen. (SP-X)

Vorheriger ArtikelVolvo V60 T6: Kombi für Sportbegeisterte
Nächster ArtikelNissan GT-R: Ein Sondermodell zum Geburtstag
Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

Keine Beiträge vorhanden

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein
Bitte geben Sie Ihren Namen ein