Volvo 850 T5-R: Der Oldie fährt dem Youngster davon

850 T5-R trifft V60 T8 AWD

Volvo 850 T5-R: Der Oldie fährt dem Youngster davon
Ein Vierteljahrhundert liegt zwischen diesen Modellen: der Volvo V60 T8 AWD und der 850 T5-R. © Christian Bittmann/Volvo

Vorfahre trifft Nachfahre: Zwischen dem Volvo 850 T5-R und dem V60 T8 AWD Polestar Engineered liegt ein Vierteljahrhundert.

Doch auch nach 25 Jahren hat das Topmodell der 1993 eingeführten 850er-Baureihe nichts von seinem Reiz verloren. Beide Modelle gehörten beziehungsweise gehören zu den Topvarianten ihrer Baureihen. „Na, für Dein Alter hast Du Dich ja noch ganz gut gehalten.“ Wenn Autos sprechen könnten, wäre das eine passende Begrüßung des Nachfahren an seinen Vorfahren.

Gut, die Restauratoren des schwedischen Autobauers haben den im blassgelb vorfahrenden 850er (übrigens Baujahr 1995 mit einen Laufleistung von 68.000 Meilen) optisch und liebevoll instandgesetzt und ihn so zu einem begehrten Sammlerstück gemacht. Stände er zum Verkauf, würde man für ihn gut und gerne 30.000 Euro bekommen, so die Schätzungen. Dass dieses Auto in seiner Zeit die Volvo-Kunden begeisterte, kann man verstehen. Gar nicht mal wegen seiner Optik, vielmehr wegen seiner Technik.

240 km/h Spitze – das war einmal

Schließlich sorgten die Schweden damals mit der 850er-Baureihe für ein Novum: Erstmals verpflanzten sie einem quer eingebauten Fünfzylindermotor mit 2319 ccm in ein Frontantriebskonzept. Die Leistung des Aggregats hatte es in sich: Satte 240 PS und ein maximales Drehmoment von 330 Nm ließen damals aufhorchen – und sorgen auch in der Neuzeit für viel Fahrspaß. Mit seiner Viergang-Automatik sprintet der 850er in 7,5 Sekunden auf Tempo 100, die Höchstgeschwindigkeit lag bei (aufgemerkt!) 240 Kilometer.

Zwei Kombis mit Charakter: der V60 und der 850 T5-R. Foto: Christian Bittmann/Volvo

Damit ist der Oldie schon mal deutlich schneller als sein Nachfahre. denn der wird – den neuen Volvo-Gepflogenheiten folgend – bei 180 km/h abgeregelt, auch wenn er locker viel, viel schneller könnte. Doch bei den Schweden will man das Autofahren nicht nur sicherer machen, sondern auch nachhaltiger. Und mit einem Limit von 180 km/h reduziert man die CO2-Emissionen – und erleichtert sich damit auch das Erreichen des ab 2021 zu erreichenden Flottengrenzwertes der EU. Während der 850er damals auf einen Verbrauch von 9,4 Litern (NEFZ) kam, sind es bei dem V60 T8, dem Plug-in-Hybrid sei dank, nach dem Verbrauchszyklus je nach gewähltem Reifen 1,9 bis 2,0 Liter.

Realverbrauch von 6,2 Liter

Dass die neuste Studie des Fraunhofer Instituts zum Ergebnis kommt, dass Plug-in-Hybride bis zum Vierfachen des Verbrauchswertes verbrauchen, sollten diejenigen im Hinterkopf haben, die meinen, ihren Stromer nicht laden zu müssen. Wer ihn indes lädt, der kann mit dem neuen V60 immerhin rein elektrisch 48 Kilometer fahren, im City-Mode, also dort, wo viel rekuperiert wird, sollen 50 Kilometer möglich sein. Bei den Testfahrten über Autobahn und Landstraße mit dem V60 zeigte der Bordcomputer im Hybridmodus am Ende nach auch mal flotterer Fahrt einen Durchschnittsverbrauch von 6,2 Liter an. Für ein Auto mit einer Leistung von 405 PS (davon entfallen 87 PS auf den E-Motor) ein guter Wert.

Für alle die, die Lust auf Sportlichkeit haben, ist der V60 T8 AWD Polestar Engineered ein ideales Gefährt. Dass er bei 180 km/ abregelt, geschenkt. Dieses Auto macht durch seine Ausgewogenheit Spaß. Sein Fahrwerk ist zwar sportlich, aber dennoch alltagstauglich abgestimmt.

Der Volvo V60 und der 850 TR-5 sind die Topmodelle ihrer Baureihen. Foto: Christian Bittmann/Volvo

Wo andere Sportwagen röhren, gibt sich der Volvo akustisch zurückhaltend. Dieses Understatement gefällt. Denn wenn man es drauf anlegt, dann braucht er sich gegen AMGs und Co nicht verstecken. In 4,6 Sekunden sprintet er auf Tempo 100 und bis 125 km/h lässt es sich sogar rein elektrisch fahren. Dass auf der Autobahn die Möchtegern-Schumis bei Tempo 180 an einem vorbeirasen, wird nur die stören, die sich über ihr Auto definieren. Dass der Volvo V60 Recharge kein günstiges Auto ist, versteht sich dabei von selbst. Die Schweden rufen für ihn mindestens rund 67.800 Euro auf. Dafür bekommt man dann aber auch ein gut ausgestattetes Auto vor die Tür gestellt. Und das hat er auch mit seinem Vorfahren gemein. Auch er gehörte vor 25 Jahren zum Besten, was die Baureihe zu bieten hatte.

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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