Leise in die Zukunft

Toyota Prius Plug-in Hybrid

Toyota erweitert die dritte Prius-Generation zum Plug-in-Hybrid. An der Steckdose können aber zunächst nur ausgewählte Personen die Limousine auftanken.

Von Silke Koppers

Fast lautlos rollt der Toyota Prius Plug-in Hybrid durch die Straßburger Innenstadt. Nur die Abrollgeräusche der Reifen sind zu hören. Diese Ruhe können Fahrer des elektrisch betriebenen Kompaktklässlers bis zu 20 Kilometer lang genießen, dann muss die Batterie zum Aufladen an die Steckdose. Diese aktive Erfahrung mit einem Hybridfahrzeug gibt es allerdings vorerst nur in wenigen ausgewählten Städten, in denen bei einem Feldversuch das alltägliche Nutzverhalten erforscht wird. Mit einer für jedermann erhältlichen Serienversion ist in Deutschland nicht vor dem Jahr 2012 zu rechnen.

20 Kilometer rein elektrisch

Der Prius Plug-in basiert auf der dritten Generation des Hybrid-Pioniers Prius und setzt auf den selben Antriebsstrang. Doch im Gegensatz zur aktuellen Serienversion des Hybrid-Pkw besitzt die Plug-in-Version keine Nickel-Hydrid-Batterie, sondern leistungsfähige Lithium-Ionen-Akkus sowie ein Ladegerät und dicht hinter dem vorderen rechten Kotflügel einen Anschluss für eine haushaltsübliche 230 Volt-Steckdose. Per Ladekabel sollen sich die Akkus innerhalb von anderthalb Stunden vollständig wieder aufladen lassen, so dass erneut 20 Kilometer rein elektrisch zurückgelegt werden können.

Auf längeren Strecken schaltet sich der 1,8-Liter-Benzinmotor mit einer Leistung von 73 kW/98 PS hinzu. Beide Triebwerke bringen es zusammen auf eine Leistung von 100 kW/136 PS. Der Verbrauch wird vom Hersteller mit 2,6 Litern Superbenzin auf 100 Kilometern und die CO2-Emission mit 59 Gramm pro Kilometer angegeben. Das sind keine unrealistischen Werte, vorausgesetzt es wird überwiegend in der Stadt gefahren und fast nur der E-Motor beansprucht.

Gemütlichkeit ist angesagt

Das Display zeigt an, in welchem Modus gerade gefahren wird Foto: Toyota

Außerhalb der geschlossenen Ortschaft ist dann ein sanfter Gasfuß gefragt, um den Durst in Grenzen zu halten. Doch auch das dürfte gelingen, denn sportlich lässt sich der Prius Plug-in wahrlich nicht fahren. In gemütlichen 11,4 Sekunden beschleunigt er aus dem Stand auf Tempo 100 und bis die Höchstgeschwindigkeit von 180 km/h erreicht ist, vergeht eine gefühlte Minute. Das maximale Drehmoment des Verbrennungsmotors von 142 Nm bei 4000 U/min erscheint zu schlapp, um mit dem 1500 Kilogramm schweren Fronttriebler höhere Leistungsanforderungen einzugehen.

Doch hat man sich mit dieser kommoden Art der Beschleunigung einmal abgefunden, kann nicht nur Sprit gespart, sondern auch die Umwelt geschont werden; außerdem ist man auch deutlich entspannter unterwegs. Über die Geschmäcker beim Design lässt sich bekanntermaßen nicht streiten. Optisch gleicht der Plug-in dem schon bekannten Prius III und ist damit für Europäer immer noch gewöhnungsbedürftig, obwohl die Außenhaut im Vergleich zum Prius II deutlich gefälliger und vor allem dynamischer wirkt.

Enttäuschendes Interieur

Nach dem Fahren geht es an die Steckdose Foto: Toyota

Enttäuschend ist dagegen das Interieur. Das Armaturenbrett kommt einer leicht gewölbten Kunststoffwüste gleich, die Mittelkonsole keilt sich breitschultrig zwischen die Frontsitze - da bieten auch die Kuschelvelour-Einlagen auf der mittleren Armlehne und an den Türinnenseiten keine Auflockerung. Und selbst die anschaulichen Verbrauchsgrafiken, die zusammen mit den Bordinstrumenten unter einem geschwungenen Dach mittig auf dem Armaturenbrett eingeblendet werden, lenken nur kurzzeitig von dem reizlosen Ambiente ab. Hier könnte Toyota bis zur Serienversion noch deutlich nachbessern.

Dafür bietet der Plug-in ebenso wie der Prius III ein zufriedenstellendes Platzangebot, auch auf den hinteren Sitzen. Zudem lässt sich im Kofferraum mit einem Volumen von 445 Litern der Wocheneinkauf für die Familie gut unterbringen. Der Fahrkomfort überzeugt ebenfalls, Unebenheiten werden überwiegend souverän weggesteckt, nur mit kurzen Stößen hat das Fahrwerk immer noch Probleme. Die Lenkung ist relativ direkt, damit lässt sich der Toyota präzise und mit dem Elektroantrieb leise um die Ecke zirkeln. (mid)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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