«Sehr viel Geld für sehr wenig Zeit»

Presseschau zum Ende der Abwrackprämie

Die Kommentatoren schauen in den leeren Fördertopf für den Autozuschuss und stellen fest: Wenn jetzt der Absatz drastisch einbricht, war die Prämie für die Regierung lediglich ein sehr teurer Aufschub.

Die «Oldenburgische Volkszeitung» hält den Zweitnamen der Abwrackprämie für unzutreffend

Zweifellos ist die Abwrackprämie aus wirtschaftlicher Sicht eine Erfolgsgeschichte. (...) Der offizielle Name «Umweltprämie» für den Verschrottungsbonus bleibt dennoch ein Hohn. Denn die Öko-Auflagen für die Prämie waren schlichtweg lax.

Doch ein strengeres Vorgehen in diesem Punkt hätte vermutlich nicht dieselbe Wirkung gehabt, denn zu gering ist die Auswahl an Fahrzeugen mit entsprechend hohen Standards - und das ist der Automobilindustrie anzukreiden, die schon lange eine Umstellung ihrer Flotten auf emissionsärmere Modelle versprochen hatte. Sie ist jetzt umso mehr in der Pflicht, endlich ihr Wort zu halten.

Die «Neue Presse» findet, die Prämie habe Deutschlands Straßen verändert

Der Abschied von der Schrottprämie fällt auch deshalb schwer, weil sie das Straßenbild angenehm verändert hat: So viele City-Flöhe wie Smart, Toyota iQ, Opel Agila, Fiat 500 oder VW Fox sind auf den Asphaltbahnen noch nie zu sehen gewesen. Die Deutschen haben durch die Prämie eine neue Vorliebe für Kleinwagen entdeckt. Die schlucken weniger Sprit als die verschrotteten Altwagen, verpesten die Luft weniger. So rechtfertigt die staatliche Autoabsatzförderung indirekt ihren offiziellen Namen Umweltprämie, obwohl die 2500 Euro auch für Spritsäufer gezahlt worden sind.

Die «Dresdner Neuesten Nachrichten» hoffen nach dem Abwrack-Ende auf den Aufschwung

Immerhin haben neben VW auch Zulieferer und Kfz-Händler von der Staatsknete profitiert. Nun ist es überflüssig, wieder die alte Debatte zu führen, ob Volumenhersteller wie Volkswagen, Renault oder Toyota gegenüber Daimler und BMW durch den begrenzten 2500-Euro-Zuschuss bevorzugt worden sind und dies zu Wettbewerbsverzerrungen geführt hat. Woran es inzwischen keine Zweifel mehr geben dürfte. Abgewrackt haben nahezu alle großen Autonationen. Was in den einzelnen Ländern zu unterschiedlichen Impulsen geführt haben wird. Dieser Vergleich, untersucht in einer Kosten-Nutzen-Rechnung, wird schließlich das Maß für die Prämie sein. Für Deutschland ein hohes. Und deswegen bleibt nur eins: das Hoffen auf den schnellen weltweiten Aufschwung, damit befürchtete Umsatzeinbrüche und Jobverluste ausbleiben.

Als Bumerang, meint die «Märkische Allgemeine», könnte die Prämie bald zurückschlagen

Die Abwrackprämie ist Geschichte. Seit gestern ist der Topf leer. Für zwei Millionen Menschen, die ihre mehr oder weniger maroden alten Fahrzeuge gegen neue Wagen eingetauscht haben, hat sich die Prämie gelohnt. Für die Umwelt - obwohl sie offiziell den Namen Umweltprämie trägt - eher nicht. Denn das Geld gibt es auch, wenn sich der Autofahrer für einen schnittigen, schnellen Spritfresser entscheidet. Und für die deutsche Autoindustrie? Für die könnte sich die Abwrackprämie noch als Bumerang erweisen. Denn dem dadurch ausgelösten Boom könnte im kommenden Jahr der große Katzenjammer folgen. Wer dringend ein Auto braucht, hat es jetzt schon. Und wer es nicht so dringend braucht, hat bei Rabattverhandlungen mit den Händlern gute Karten.

Auch die «Rhein-Neckar-Zeitung» betrachtet das Auslaufmodell mit Skepsis

Ob die Abwrackprämie ein Erfolg war, wird sich erst in einigen Monaten zeigen. Sollte der Absturz der Autoindustrie nur mit Verzögerung - und durch den Vorzieheffekt der Prämie verstärkt - erfolgen, hätte die Regierung für sehr viel Geld sehr wenig Zeit erkauft. Auch kann jeder Euro nur einmal ausgegeben werden und so könnten andere Branchen ebenfalls unter den subventionierten Neuwagenkäufen leiden. (dpa)

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