Hersteller bilden Allianz für saubere Diesel

Mercedes hat mit dem E 320 Bluetec gerade seinen ersten sauberen Diesel auf den US-Markt gebracht. Nun springen auch VW und Audi auf den Bluetec-Zug auf.

Von Stefan Grundhoff, Los Angeles

Am Vorabend der Los Angeles Autoshow gab es den ersten Paukenschlag. Auf dem nordamerikanischen Dieselmarkt ziehen DaimlerChrysler, Audi und Volkswagen zukünftig an einem Strang. Audi und VW warfen alle Markentreue über Nord und sprangen in das Bluetec-Boot.

Diesel heißen Bluetec

Auch bei diesen beiden deutschen Marken werden die Diesel zukünftig Bluetec heißen, mit dem kleinen Zusatz TDI. «Unsere Bluetec-Aggregate sind ein Meilenstein in der Motorentechnologie», so Mercedes-Benz Entwicklungs-Vorstand Thomas Weber. «Wir präsentieren hier wirklich eine Weltsensation.» In den USA läutet DaimlerChrysler in ein neues Diesel-Zeitalter ein und will die Triebwerksart mit dem blumigen Begriff Bluetec verschleiern.

Ähnlich wie in Asien hat Diesel in Nordamerika ein zweifelhaftes Image. Kraftvoll ja, aber geeignet allenfalls für Pick-Ups. In den vergangenen Jahren waren Marken wie Audi und Volkswagen mit der Einführung von Dieseltechnologie auf die Nase gefallen. Beide versuchen unter dem Namen Bluetec ab 2008 einen Neustart. Zunächst wird Audi den Q7 3.0 TDI Bluetec auf den Markt bringen. Später folgt Volkswagen mit Saubermodellen von Passat, Jetta und Golf TDI.

Unter dem Namen Bluetec werden Dieselmotoren mit Abgasnachbehandlungssystemen zusammengefasst, die auch die strengsten Emissionsvorschriften des US-amerikanischen Marktes erfüllen. Die dort eingesetzten Techniken dienen dazu, insbesondere Stickoxide (NOx) zu reduzieren - die einzige Abgas-Komponente, die heute bei Dieselmotoren konzeptbedingt noch über dem Wert von Benzinmotoren liegt.

Grenzwerte erfüllen

Der Motor im E 320 Foto: Werk

So können künftig auch die besonders strengen kalifornischen Grenzwerte erfüllt werden. Je nach Fahrzeugklasse können unterschiedliche NOx-Reinigungssysteme zum Einsatz kommen. So wird bei einer Version ein Oxidations-Katalysator und Partikelfilter mit einem weiterentwickelten, besonders langlebigen NOx-Speicher-Katalysator kombiniert. Eine weitere Möglichkeit NOx zu reduzieren ist noch wirkungsvoller. Hierbei wird beispielsweise AdBlue, ein wasserbasierter Zusatz, in den Abgasstrom eingespritzt. Dadurch wird Ammoniak freigesetzt, das im nachgeschalteten SCR-Katalysator die Stickoxide fast vollständig zu unschädlichem Stickstoff und Wasser reduziert.

Die Markteinführung des neuen 320ers hatte DaimlerChrysler auf den Tag festgelegt, an dem in Amerika der schwefelarme Dieselkraftstoff (nur noch 15 ppm) eingeführt wird. Daran hatte es bis dato gehapert. Das Triebwerk wurde deutlich modifiziert. Der drei Liter große V6-Commonrail-Diesel leistet statt 224 nur 210 PS, glänzt dafür aber mit 526 Nm, einem spartanischen Verbrauch von 6,7 Litern Diesel auf 100 Kilometern und einem Säuseln, dass bei den Selbstzündern Maßstäbe setzt. Wer den Mercedes rollen lässt, kann mit einer Tankfüllung mehr als 1.200 Kilometer weit fahren. Amerikanisch gerechnet schafft der Bluetec 35 Meilen pro Gallone.

US-Kunden ködern

Das Heck des Sauber-Diesels Foto: Werk

Genau mit diesen Argumenten will man die eingefahrenen US-Kunden ködern. Keine aufgefrischten Diesel-Parolen, sondern ein ökonomisches Paket, dass sich in punkto Fahrkomfort vor keinem Benzine verstecken muss. Dass das Technikpaket aus Kapselung, Oxidations-Kat, Partikelfilter und SCR-Kat den Diesel zu einer Hightech-Kreatur werden lässt, sollte die meisten Kunden dabei kaum interessieren.

Mercedes-Benz lässt die Bluetec-Tür auch für weitere Hersteller offen. In einem ersten Schritt wird die Technik auch den Konzernmarken Jeep und Chrysler zur Verfügung gestellt. Danach folgen Audi und VW. «Jedoch werden auch Partnerschaften und Kooperationen mit weiteren Herstellern nicht ausgeschlossen», so Weber, «wir wollen die Technik keinesfalls für uns behalten.» Im Gespräch sind unter anderem Honda und Nissan, die sich ebenfalls zur Harnstoff-Einspritzung bekannt haben. In Europa sollen die ersten Bluetec-Modelle im Jahre 2008 auf den Markt kommen.

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