Gut gerüstet gegen Überfälle

BMW X5 Security

Man sieht ihm seine Stärke kaum an. Der dunkle BMW X5 Security bringt seine Insassen ungefährdet durch die unsichersten Straßen dieser Welt – Dank Schutzpanzerung.

Von Stefan Grundhoff

Gepanzerte Fahrzeuge waren vor Jahren allein einer handvoll Wirtschaftsbosse, Politiker und gefährdeter Persönlichkeiten vorbehalten. Doch die Straßen dieser Welt werden immer gefährlicher. In Metropolen wie Moskau, Paris, Caracas oder Sao Paulo gibt es Tag für Tag Raubüberfälle und Kidnapping. Besonders schlimm ist es in Mexiko City. Inoffiziellen Angaben zu Folge werden pro Jahr mehr als 9.000 Personen entführt - die meisten aus ihren Autos heraus.

Produktion in Toluca

Eine halbe Stunde westlich von Mexiko City produziert BMW in Toluca seine Panzerfahrzeuge aus der 5er und X5-Reihe. Ganz neu der BMW X5 Security. Ehemals wurden in dem Werk vorrangig normale Fahrzeuge der Baureihen 3er, 5er und 7er gebaut. Doch nach Unterzeichnung der Freihandelsabkommen im Jahre 2004 legte man die SKD-Produktion auf Eis und setzt seither ganz auf leichte Schutzfahrzeuge.

Er sieht aus wie ein ganz normaler X5, selbst wenn man genau hinschaut. Und selbst Experten müssen ganz genau hinsehen, um die über 400 Kilogramm schwere Schutzpanzerung erkennen zu können. Erst aus der Nähe erkennt man die dunklen Rahmenscheiben, die sich nur vorn herunterfahren lassen. Schutzglas sowie Fahrgastzelle sind die mobile Lebensversicherung und halten einem Beschuss mit Kurzwaffen bis zu einer 44er Magnum oder einer 9mm Luger Stand. Zudem verfügt der BMW X5 Security über Reifen mit Notlaufeigenschaften.

Sicherheit für Mexikos Straßen

Ein Sicherheitsmann am Steuer eines BMW X5 Foto: Press-Inform

Genug Sicherheit auf den gefährlichen Straßen von Mexiko City oder Sao Paulo. «Die Hauptmärkte für Security Fahrzeuge sind Länder vor allem in Mittel- und Südamerika, Teile von Südostasien, im Nahen Osten sowie einige Statten der ehemaligen Sowjetunion», so Andreas Lampka, bei BMW zuständig für die Sicherheitsfahrzeuge, „aber auch in Europa steigt die Nachfrage nach Security Fahrzeugen bei Privatpersonen aufgrund zunehmender Gewalt.“

Ulrich Gut leitet zusammen mit Carlos Wieda das kleine BMW-Werk in Toluca. Hier produzieren rund 50 Arbeiter die Panzerversionen von 5er und X5. «Die Fahrzeuge werden aus Deutschland und Spartanburg in South Carolina hierher angeliefert und werden dann mit den spezifischen Panzerkomponenten versehen. Hierzu müssen die Fahrzeuge nahezu völlig auseinandergebaut werden, ehe die Schutzteile aus Kevlar, Aramid oder Stahl verbaut werden können.» Der Umbau eines normalen BMW X5 zu einem Leichtpanzer der Schutzklasse B4 / VR4 dauert bis zu 250 Stunden. Pro Tag verlassen so zwei Fahrzeuge die Manufaktur in Toluca. Die meisten Fahrzeuge gehen über den Hafen in Veracruz in Kunden in der ganzen Welt; zahlreiche Fahrzeuge bleiben jedoch gleich in Mexiko oder zumindest Lateinamerika. Hier ist die Nachfrage wegen der großen Straßenkriminalität noch größer als in Russland.

Kaum ungesicherte Versionen

Kugelsichere Scheiben im BMW X5 Foto: BMW

Besonders heiß ist das Pflaster in Mexiko City. Fast jeder fünfte BMW ist hier als Panzerversion unterwegs. Klammert man die kleinen Modelle des 1er und 3er aus, gibt es kaum mehr als eine handvoll ungesicherter Versionen oberhalb der Mittelklasse. Vor kurzem wurde der 14jährige Fernando Marty, der entführte Millionärssohn einer Sportartikelkette, ermordet aufgefunden. Bei den Sicherheitsfirmen stehen die Telefone nicht mehr still. So hat auch Erik Suarez Maillard alle Hände voll zu tun. Der 30jährige ist bei BMW Mexiko zuständig für den Vertrieb von Panzerfahrzeugen in ganz Lateinamerika. Am Telefon verteilt er die handvoll Panzerfahrzeuge, die er gerade noch auf Lager hat.

X5 kommt Februar 2009

Kugelsicher - die Scheiben im BMW X5 Foto: Press-Inform

Gestern verkaufte der 30jährige Mexikaner vier gepanzerte 5er BMW, heute sind es weitere drei - für jeweils 1,5 Millionen Pesos. Das war es erst einmal - jetzt gibt es wieder Lieferzeit. Der neue BMW X5 kommt als Panzerversion erst im Februar 2009 auf den Markt. Viele Kunden scharren bereits mit den Hufen. «Ein Security Fahrzeug wie der X5 schließt die Sicherheitslücke zwischen Arbeitsplatz, an dem Sicherheitsmaßnahmen selbstverständlich sind und den in Sachen Sicherheit meist best ausgestatteten Privaträumen», erklärt Erik Suarez Maillard.

Auch wenn man die Unterschiede nicht sieht - unter dem Blech des gepanzerten BMW X5 Security hat sich viel getan. Die schweren Scheiben haben den größten Anteil am Mehrgewicht von über 400 Kilogramm. In der Höhe von Mexiko City bei 2.400 Meter über dem Meer tut sich der 4,8 Liter große Achtzylinder durch das Mehrgewicht trotz 355 PS zudem deutlich schwerer als beim 2,2 Tonnen schweren Serienmodell. Abgeregelt wird bereits bei 210 km/h. Der normale X5 4.8i schafft 240 km/h. Doch die 475 Nm maximales Drehmoment reichen aus, um den dunklen Ritter Kugelfest jederzeit souverän aus brenzligen Situationen herauszubringen. Da das Thema Sicherheit über allem steht, sind der erhöhte Durchschnittsverbrauch von 13,1 Litern Super auf 100 Kilometern und der leicht langsamere Spurt alles andere als Kauf entscheidend.

Gerd Dressler, Chef eines deutschen Großkonzerns, gehört wie der Großindustrielle Gustavo Eduardo Ininguez zu den tausenden gefährdeter Personen in Lateinamerika: «Hier in Mexiko City brauchen zwischen zwei und fünf Prozent der Leute Schutz gegen Überfälle und Kidnapping.» Bei 25 Millionen Einwohnern sind das 500.000 bis 1,2 Millionen potentielle Sicherheitskunden - nicht nur nach europäischen Maßstäben eine unglaubliche Zahl.

Prekäre Lage in Großstädten

Der BMW X5 ist zwar gut gesichert, doch das Begleitfahrzeug sorgt für ein noch besseres Gefühl Foto: Press-Inform

Ininguez ist mit der Familie des entführten Marty befreundet und weiß um die prekäre Lage in den Großstädten. Sicherheit steht für ihn an oberster Stelle. «Wir haben eine ganze Reihe von Panzerfahrzeugen in der Firma“, erzählt der smarte Geschäftsmann, »durch die Stadt fahre ich nur mit einem Panzerfahrzeug; zumeist gibt es sogar ein zusätzliches Begleitauto.«

Wenn es Richtung Flughafen oder zu einem Treffen durch die City geht, lässt er sich sogar mit einem Schwerpanzer der Sicherheitsstufe B6/B7 chauffieren. Sonst fährt er ebenso wie Gerd Dressler einen gepanzerten X5. Dressler ist heute Morgen um kurz nach sieben in seine Firma gefahren. Sein Chauffeur wählte die Umgehungsroute über eine der großen Schnellstraßen: »Eine Panzerung ist selbstverständlich; aber Prävention ist fast alles - man sollte nicht immer zur gleichen Zeit in die Firma fahren, bestimmten Ecken meiden und die Route immer wieder wechseln. Das reduziert die Gefahr deutlich.« Nach einem langen Tag im Büro nimmt er dann auch nicht die kürzeste Strecke, sondern die vermeintlich sicherste auf er abends wieder nach Hause fährt.»

Im normalen Fahrbetrieb ist der Unterschied zwischen Serien-X5 und der gepanzerten Version X5 Security abgesehen von dem spürbaren Mehrgewicht gering. Dafür sorgen Ausstattungsdetails wie Wankstabilisierung, variable Stoßdämpferverstellung und Aktivlenkung. Der X5-Panzer ist mit einer Wechselsprechanlage und Überfallalarm ausgestattet. So kann mit Personen außerhalb des Fahrzeugs kommuniziert werden, ohne dass Türen oder Fenster geöffnet werden müssen. Wird der Überfallalarm ausgelöst, verriegeln sich Fenster und Türen automatisch. Zusätzlich werden akustische und optische Alarmsignale abgegeben. Mit zwei Kamerasystemen können Fahrer und Insassen das Geschehen rund um das Auto aus in toten Winkeln jederzeit im Auge behalten. Doch Sicherheit hat weltweit ihren Preis. Der gepanzerte BMW X5 Security kostet netto mindestens 49.000 Euro - zuzüglich Basisfahrzeug. Macht über rund 130.000 Euro.

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