Managerbezüge stehen bei VW auf dem Prüfstand

Sitzung des Aufsichtsrats

Managerbezüge stehen bei VW auf dem Prüfstand
Sind zehn Millionen Euro genug? VW-Chef Matthias Müller. © dpa

Der Aufsichtsrat des VW-Konzerns berät an diesem Freitag über eine Reform des Vergütungssystems bei dem Autobauer. Der Vorstandschef soll demnach nur noch zehn Millionen Euro jährlich kassieren. Es wird aber auch noch wegen anderen Themen spannend.

Der Autokonzern Volkswagen steht nach massiver Kritik an den hohen Gehältern seiner Top-Manager vor einer Reform des Vergütungssystems. Der Aufsichtsrat kommt dazu am Freitag zu Beratungen zusammen. Demnach soll künftig der Chef des VW-Vorstands höchstens zehn Millionen Euro Gehalt pro Jahr bekommen, wie die Deutsche Presse-Agentur aus dem Konzern erfuhr.

Hohe Bezüge sowie Millionen-Abfindungen bei VW hatten zuletzt erneut für Kritik gesorgt. Der über den Abgasskandal gestürzte Ex-Chef Martin Winterkorn hatte in einigen Jahren zudem noch deutlich üppigere Summen als zehn Millionen Euro bekommen. Hohe Managergehälter vor dem Hintergrund des Dieselskandals entfachten auch die politische Debatte neu. Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) hatte der dpa gesagt, es sei eine Frage der Gerechtigkeit, dass die Politik gegen ausufernde Gehälter und Pensionen von Top-Managern vorgehe.

Erste Ergebnisse am Nachmittag

Mit Ergebnissen der Aufsichtsratssitzung bei VW, die dem Vernehmen nach am Mittag beginnen soll, wird am späteren Nachmittag oder frühen Abend gerechnet. Der weltgrößte Autohersteller hatte bereits 2016 angekündigt, sein Vergütungssystem für Führungskräfte ändern zu wollen. Die Initiative dafür hatten das Land Niedersachsen und der Betriebsrat ergriffen, wie weiter zu hören war. Das Land ist VW-Großaktionär und mit zwei Mitgliedern im Aufsichtsrat vertreten.

Außerdem wird erwartet, dass das Unternehmen nach dem Treffen des Kontrollgremiums erste Eckpunkte seiner Bilanz für 2016 vorlegt. 2015 hatte Volkswagen angesichts der immensen Kosten für den Diesel-Skandal den größten Verlust der Konzerngeschichte verzeichnet. Unterm Strich lag das Ergebnis bei minus 1,6 Milliarden Euro. Im vergangenen Jahr aber dürfte VW ohne Kosten etwa für verschiedene Vergleiche in den USA und Kanada das Ergebnis vor Zinsen und Steuern wieder deutlich gesteigert haben, wie Analysten schätzten.

Aufsichtsrat stützt Stadler

Bei der Aufarbeitung der Diesel-Affäre war zuletzt Audi-Chef Rupert Stadler in den Fokus geraten, der seit 2007 im Amt ist. Ein von Audi entlassener früherer Chefentwickler von Dieselmotoren hatte Vorwürfe gegen ihn erhoben. Der Audi-Chef habe ihm bei der Beurlaubung gesagt, «dass alles auf Druck von VW und dem VW-Aufsichtsrat geschehen ist», hatte der Anwalt des Ingenieurs Ulrich Weiß am Dienstag am Arbeitsgericht Heilbronn aus einem Gesprächsprotokoll zitiert. Audi bestritt, dass Weiß den Inhalt richtig widergegeben habe.

VW-Konzernchef Matthias Müller und der Audi-Aufsichtsrat sprachen Stadler am Freitag ihr Vertrauen aus. Der Aufsichtsrat habe die erhobenen Anschuldigungen von einer Anwaltskanzlei prüfen lassen. «Diese Prüfung kommt zum Ergebnis, dass die gegen Herrn Stadler erhobenen Vorwürfe nicht zutreffend sind», teilte die VW-Tochter mit. Im September 2015 war zuerst in den USA offiziell bekanntgeworden, dass Volkswagen über Jahre ein Programm zur Manipulation von Diesel-Abgaswerten einsetzte. Neben der Kernmarke VW-Pkw sind Modelle etwa der Töchter Audi, Seat und Skoda davon betroffen. VW betont bislang, dass für die Manipulationen nur eine Gruppe weniger Manager unterhalb der Top-Führungsebenen verantwortlich war.

Anschuldigungen von Piech

Bei der Aufarbeitung des Skandals hatten auch Anschuldigungen von Ex-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch für Aufsehen gesorgt. Demnach hatte Piëch Mitglieder des Aufsichtsrats-Präsidiums wie Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil und Betriebsratschef Osterloh vorgeworfen, früher als bisher bekannt über einen Verdacht von Abgas-Manipulationen in den USA Bescheid gewusst zu haben. Diese hatten dies scharf zurückgewiesen.

In einer Antwort der niedersächsischen Staatskanzlei auf eine Anfrage der CDU-Fraktion heißt es nun, in dieser Frage bestehe nach dem derzeitigen Stand der Ermittlungen «kein Anfangsverdacht gegen irgendein Aufsichtsratsmitglied» von Volkswagen. Überdies gab es kürzlich Auseinandersetzungen zwischen dem VW-Markenchef Herbert Diess und dem Betriebsrat. Anlass war die Umsetzung des Reformprogramms «Zukunftspakt». Mit dem Spar- und Umbaukonzept soll die Konzern-Kernmarke VW profitabler werden. Betriebsratschef und VW-Aufsichtsrat Bernd Osterloh hatte Diess Wortbruch vorgeworfen und deshalb einige Projekte vorerst auf Eis gelegt. Der Streit konnte Anfang dieser Woche beigelegt werden.

Die Frage ist aber, ob schon bald der nächste Krach ausbricht. Denn Osterloh und Diess waren in der Vergangenheit bereits mehrfach aneinandergeraten. Das «Handelsblatt» schrieb am Freitag, der Aufsichtsrat werde auch dieses Thema beraten. Selbst ein Rauswurf von Diess gelte «manchen im Führungskreis» als nicht mehr ausgeschlossen. (dpa)

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