Sparmobil unter den Luxuslimousinen

Mercedes S 350 BlueEfficiency

Mercedes hat die S-Klasse mit neuen Motoren ausgestattet. Sie vereinen mehr Leistung bei weniger Verbrauch. Daimler-Chef Dieter Zetsche ist mit dem Flaggschiff des Unternehmens auf jeden Fall zufrieden.

Von Frank Mertens

Als vor einigen Wochen eine Beratungsgesellschaft die Ergebnisse einer Umfrage vorstellte, dürften sich darüber die wenigsten Autobosse gefreut haben. Wer hört schon gern, dass des Deutschen liebstes Kind längst kein Statussymbol mehr ist, sondern je nach Marke auf dem Niveau von Waschmaschinen angekommen ist.

S-Klasse Nummer eins bei Luxuslimousinen

Einer, der sich über die Studie nicht ärgern musste, war Daimler-Chef Dieter Zetsche. Schließlich wecken Autos von Mercedes-Benz weiter die Begehrlichkeiten der Kunden. Sie sind nach wie vor Statussymbole, allen voran die S-Klasse, das Flaggschiff des Unternehmens. Es ist nach wie vor die Nummer eins bei den Luxuslimousinen vor dem BMW 7er und dem Audi A8.

Der V6-Motor im Mercedes S 350 BlueEfficiency
Der V6-Motor im S 350 BlueEfficiency Daimler

Im Vorjahr entschieden sich weltweit über 53.000 Kunden für die S-Klasse, die den Stuttgartern die höchsten Deckungsbeiträge in die Kassen spült. Geht es nach Zetsche, soll das auch so bleiben. Die S-Klasse soll der Konkurrenz weiter als Benchmark dienen und ihr zeigen "wo der Hammer hängt", sagte er bei der Vorstellung in Cannes.

Deshalb statten die Stuttgarter ihre Limousine 15 Monate nach der letzten Modellüberarbeitung und dem Markstart des S400 BlueHybrid nun auch mit neuen, verbrauchsgünstigeren Motoren aus, die das Flaggschiff zur sparsamsten S-Klasse aller Zeiten machen, wie Zetsche zufrieden feststellt. Und der sichersten - denn Daimler hat sein Aushängeschild mit weiterentwickelten Sicherheitsfeatures wie dem aktiven Spurhalteassistent ausgestattet. Er warnt den Fahrer bei einer durchgezogenen Linie nicht nur per Warnsignal davor, dass sein Auto von der Spur abgekommen ist, sondern bringt es mit einem automatischen Bremseingriff zurück auf die rechte Fahrbahnseite.

Die Seitenansicht des Mercedes S 350 BlueEfficiency
Die Seitenlinie des S 350 BlueEfficiency Daimler

Der Totwinkelassistent funktioniert genauso: Wird es beim Spurwechsel eng, erfolgt ebenso ein Bremseingriff. Die Systeme funktionieren, wie Testfahrten zeigten, einwandfrei. Das sind mehr als ein nette Gimmicks, sondern eine deutliche Erhöhung der Sicherheit.

Aha-Erlebnis bei Benzindirekteinspritzern

Das Logo des Mercedes S 350 BlueEfficiency
Die Modellbezeichnung des S 350 Daimler

Doch bei der neuen S-Klasse, die im kommenden Jahr ihr 60-jähriges Jubiläum feiert, sorgen vor allem die neuen Benzindirekteinspritzer-Motoren für ein Aha-Erlebnis, die ebenso im CL zum Einsatz kommen. Sie bieten dabei - je nach Motor - eine Leistungssteigerung um bis zu 12,5 Prozent, senken den Verbrauch jedoch gleichzeitig um bis zu 24 Prozent. So soll der V6-Motor im S 350 BlueEfficiency mit einem Verbrauch von 7,6 Liter Super auf 100 Kilometer begnügen, was einem CO2-Ausstoß von 177 Gramm pro Kilometer entspricht. Beim Vorgänger waren es noch zehn Liter (CO2-Wert: 235 Gramm pro Kilometer).

Dass gerade bei der S-Klasse Achtzylinder nicht fehlen dürfen, versteht sich von selbst. Der 4,6 Liter große V8 im S500 mit seinen 435 PS und im Luxuscoupé CL500 BlueEfficiency verlangen nach 9,4 beziehungsweise 9,5 Litern.

Sanftes Start-Stopp-System

Die Verbrauchsreduktion gelang den Entwicklern durch die Verbindung der direkt einspritzenden Motoren und der in allen Fahrzeugen serienmäßig enthaltenen 7-Stufen-Automatik, die mit einem Start-Stopp-System gekoppelt ist. Bei Stopps an Ampeln oder im Stau, schaltet es den Motor unmerklich aus und beim Loslassen der Bremse an. Durch die Kombination dieser Maßnahmen avanciert der S350 BlueEfficiency zum sparsamsten Benziner in der Oberklasse.

Neben einem geringeren Spritverbrauch kann sich der Kunde beim S350 aber über besagte Leistungssteigerung von 12,5 Prozent freuen. Das bedeutet, dass statt 272 PS und einem Drehmoment von 320 Nm wie beim Vorgängermodell nunmehr 306 PS und 370 Nm zur Verfügung stehen. Damit lässt sich das Fünfmeter-Gefährt mit seinem Leergewicht von 1910 Kilogramm souverän bewegen.

Der V6 erledigt seine Aufgaben so gelassen, dass Gedanken an den V8 erst gar nicht aufkommen, wenngleich der Motor gerade aus niedrigen Drehzahlen etwas Luft holen muss, um auf Touren zu kommen. Sein maximales Drehmoment von 370 Nm steht dann auch erst ab 3500 Umdrehungen zur Verfügung, endet dann aber auch erst bei 5250 Kurbelwellenumdrehungen.

Keine Gedanken machen

Der Mercedes CL 500
Der CL 500 von Mercedes Daimler

Wer eine S-Klasse kauft, der will auch nach hunderten von Kilometern bequem und möglichst ausgeruht am Ziel ankommen – und die Luxuskarosse enttäuscht seine Kunden nicht. Dafür sorgt das aktive Fahrwerk Active Body Control (ABC), das die Federn binnen eines Bruchteils von Sekunden an die jeweilige Fahrbahnsituation anpasst. Wer dann auch noch das elektronisch geregelte Dämpfungssystem Airmatic ordert, braucht sich über schlechte Wegstrecken keine Gedanken machen.

Doch so luxuriös man in der sänftenartigen S-Klasse auch dahingleiten kann, so wünscht man sich doch manchmal etwas mehr Sportlichkeit. Klar, man kann auch mit der S-Klasse flott in die Kurven gehen, doch so richtig Spaß macht das nicht, selbst wenn man die Dämpfer auf den Sportmodus stellt. Aber für diejenigen, die auf Sportlichkeit Wert legen, gibt es ja den hauseigenen Sportwagenbauer AMG. Er bietet für die Klasse nun ebenfalls mehr Leistung bei weniger Verbrauch an. Hier stehen zwei 5,5 Liter V8-Biturbomotoren mit 544 beziehungsweise 571 PS zur Verfügung.

Der Mercedes CL 63 AMG
Der CL 63 AMG von Mercedes Daimler

Ein Ausrufezeichen setzt Daimler bei den Motoren auch bei den Selbstzündern. Der S 350 BlueTec bringt es gerade einmal auf einen kombinierten Verbrauch von 6,8 Liter Diesel. Damit ist der 258 PS starke Diesel zugleich die verbrauchsgünstigste S-Klasse aller Zeiten, aber noch längst nicht am Ende seines Sparpotenzials angekommen, wie Zetsche sagte.

Da die S-Klasse die neuen Motoren erst Anfang des kommenden Jahres erhält, stehen die Preise noch nicht fest. Anders schaut es da schon beim CL aus, dem zweitürigen Coupé. Der 4.6 Liter große V8-Biturbo mit 435 PS startet bei 118.345 Euro.

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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