BMW C Evolution: Dynamisch, lautlos, emissionsfrei

Neuer Elektro-Scooter

BMW C Evolution: Dynamisch, lautlos, emissionsfrei
Mit der BMW C Evolution geht es emissionsfrei durch die Stadt. © BMW

Wer sagt denn, dass Elektro-Scooter langweilig sind? Dass das Gegenteil der Fall ist, beweist nun BMW mit dem C Evolution. Der Spaß, emissionsfrei durch die Stadt zu fahren, hat indes auch einen stolzen Preis.

Von Frank Mertens

Elektromobilität und Motorradfahren – kann das zusammen passen? Kann man eingefleischte Motorradfahrer dazu bringen, statt eines Zweirads mit Verbrennungs- auf eines mit Elektromotor umzusteigen? Und das gerade in einer Zeit, wo die Elektromobilität mit Blick auf den Absatz bei E-Autos den Herstellern deprimierende Verkaufszahlen beschert?

Ja, glaubt man bei BMW Motorrad und bringt deshalb im Mai den Elektro-Scooter C Evolution auf den Markt. Diese Zuversicht mag auch daran liegen, dass die Nennleistung des C Evolution nur bei 15 PS liegt und damit auch von Autofahrern mit der Führerscheinklasse A1 gefahren werden kann – und sich damit neue Zielgruppen auftun. Der C Evolution ist der erste Elektro-Scooter eines Premiumherstellers – und das hat seinen Preis: Stolze 15.000 Euro rufen die Münchner für ihren neuen E-Scooter auf, der neben dem C 600 Sport und dem C 650 GT das vor zwei Jahre gegründete Segment der Urban Mobility ergänzt.

Emissionsfrei durch die Stadt

Zwar geht auch bei BMW niemand wirklich davon aus, dass der C Evolution gleich von Beginn an merklich den Absatz der Motorradsparte der Münchner beflügeln wird, aber man glaubt an die E-Mobilität auch bei Zweirädern. Auch deshalb, weil immer mehr Städte aufgrund der Luftverschmutzung und eines drohenden Verkehrskollaps die Zufahrt für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor beschränken, wie Nikolaus Bauer sagt, Leiter Baureihen bei BMW Motorrad. Deshalb passe dieses Modell auch hervorragend in die Nachhaltigkeitsstrategie des Autobauers, der bereits den i3 auf den Markt gebracht hat – und nun Maßstäbe bei elektrisch angetriebenen Scootern setzen will. Ein hoher Anspruch, der aber aufgehen könnte.

Denn das, was das Team um Projektleiter Christian Ebner da auf die Straße gebracht hat, vermag auch eingefleischte Motorradfahrer von den Vorzügen eines elektrisch angetriebenen Zweirades zu überzeugen – wenn man denn erst einmal mit ihm unterwegs gewesen ist. Denn dann erleben auch die ein Aha-Erlebnis, die sich nicht vorstellen können, dass ein Elektro-Scooter ähnlich viel Fahrspaß bieten kann wie ein Motorrad mit Verbrennungsmotor – vielleicht sogar noch ein wenig mehr.

Drehmoment liegt sofort an

Schließlich liegt das Drehmoment bei elektrisch angetriebenen Fahrzeugen sofort an – und das sind bei dem C Evolution 72 Nm. Das hört sich nicht nur vielversprechend an, sondern fühlt sich beim lautlosen Beschleunigen mit dem 265 Kilogramm schweren Gefährt noch besser an – und sorgt an der Ampel auch bei den neben einem stehenden Motorradfahrern angesichts der Beschleunigung für erstaunte Blicke. Es vergehen gerade einmal 2,7 Sekunden bis Tempo 50, in 6,2 Sekunden ist Tempo 100 erreicht. "Motorräder bis 800 ccm lässt man an der Ampel locker stehen", stellt Ebner zufrieden fest. Für diesen satten Antritt sorgt eine flüssigkeitsgekühlte E-Maschine mit einer luftgekühlten Hochvolt-Batterie. Der Permanent-Synchronmotor stellt die oben bereits genannte Nennleistung von 15 PS und eine Spitzenleistung von fast 48 PS zur Verfügung. Dank der im Rahmen verbauten Batteriemodule bietet der C Evolution einen niedrigen Schwerpunkt, der für eine gute Straßenlage sorgt.

Gut, mögen Skeptiker jetzt einwenden, aber wie schaut es mit der Reichweite aus? Muss ich Angst haben, liegen zu bleiben? Nicht wirklich, vor allem nicht, wenn ich diesen Scooter dort nutze, wofür er vorgesehen ist: in Großstädten. Die Lithium-Ionen-Batterie verfügt über eine Kapazität von 8 kW/h und ermöglicht damit eine Reichweite von 100 Kilometern. Das verspricht BMW – und wie die Testfahrt in Barcelona zeigte, geht dieses Versprechen auf.

Vier Fahrmodi wählbar

Mit der BMW C Evolution geht es emissionsfrei durch die Stadt.
Bei 120 km/h wird die BMW C Evolution abgeregelt BMW

Bei entsprechender Fahrweise sind sogar ein paar Mehrkilometer drin. Es kommt halt darauf an, welchen Fahrmodus der Fahrer per Tastendruck ansteuert. Hier kann er zwischen vier Fahrmodi (Dynamik, Road, Sail und Eco Pro) wählen, mit denen er zwischen besonders dynamisch bis hin zu besonders sparsam wählen kann. Das ist eine feine Sache und führt dazu, dass es beim lautlosen Gleiten durch die Stadt oder über Landstraßen weniger auf die Geschwindigkeit und die Beschleunigung ankommt, als darum, wie man durch einen umsichtigen Fahrstil etwas mehr Reichweite durch Rekuperation herausgeholt hat. Hier entwickelt sich mit Blick auf die Reichweitenverlängerung eine ganz neue Art von Sportlichkeit.

Zugleich hat BMW die Spitzengeschwindigkeit auf 120 km/h abgeregelt, um so die Batterie (es kommen übrigens die gleichen Speichermodule zum Einsatz wie im i3) nicht zu schnell zu entleeren. Doch sollte sich die Batterie entleert haben, kann der C Evolution in vier Stunden an einer Haushaltssteckdose wieder voll aufgeladen werden. Das ist eine derart geringe Zeitspanne, über die sich Autofahrer freuen würden, die ihr Auto zwischen sechs und acht Stunden an die Steckdose hängen müssen.

Gewöhnungsbedürftiger Rückwärtsgang

BMW C Evolution
Die BMW C Evolution kann auch rückwärts fahren BMW

Dank eines guten Windschutzes lässt es sich auf der C Evolution übrigens gut geschützt unterwegs sein – und auch großgewachsene Fahrer können auf ihr aufgrund einer guter Ergonomie und breiten Sitzbank bequem Platz nehmen. Komfort steht ganz im Mittelpunkt dieses E-Scooters, der zudem auch über einen Rückwärtsgang verfügt. Daran muss man sich zwar erst gewöhnen, doch nach zwei, drei Versuchen hat man sich daran gewöhnt.

Die BMW C Evolution bringt alles mit, um die Erwartungen ihrer Macher zu erfüllen. Und wer weiß, vielleicht muss man im BMW-Werk in Berlin-Spandau die bisherige Kapazität von derzeit überschaubaren zehn Einheiten pro Tag ja bald erhöhen – trotz des selbstbewussten Preises.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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