VW baut Macht beim Lastwagenbauer MAN aus

Schwieriges erstes Quartal

VW baut Macht beim Lastwagenbauer MAN aus
MAN-Chef Pachta-Reyhofen an der Seite von Ferdinand Piech. © dpa

Der Lastwagenbauer MAN rechnet langfristig mit einem gesunden Wachstum. Doch das laufende Jahr bereitet dem Unternehmen wenig Freude. Unterdessen hat VW seine Macht bei seiner Tochter ausgebaut.

MAN erwartet ein schwieriges Jahr. Auch wenn der Lastwagenbauer langfristig mit einem soliden Wachstum rechnet, 2012 dürfte es nur wenig Grund zur Freude geben. "Im ersten Quartal 2012 hat die MAN Gruppe ein operatives Ergebnis von 253 Millionen Euro erzielt, das sind etwa 20 Prozent weniger als im Vorjahresquartal und ist entsprechend unbefriedigend", sagte Vorstandschef Georg Pachta-Reyhofen auf der Hauptversammlung der neuen VW-Tochter am Freitag in München.

Es ist das erste Aktionärstreffen nach der Mehrheitsübernahme durch den Wolfsburger Autoriesen, der die Münchner mit der schwedischen Tochter Scania enger zusammenbinden will.

2012 wird für MAN kein Selbstläufer

Das Jahr 2012 wird kein Selbstläufer. So werde auch auf dem wichtigen Markt in Brasilien in diesem Jahr der Absatz rückläufig sein - wegen der Umstellung auf schadstoffärmere Motoren. Auch auf anderen Märkten wird es nicht leichter. Der Umsatz stieg im ersten Quartal leicht auf 3,8 Milliarden Euro. Die kompletten Zahlen legt MAN am 3. Mai vor. Für das gesamte Jahr rechnet Pachta-Reyhofen aber mit leicht sinkenden Umsätzen und weniger Gewinn.

Trotz der durchwachsenen Aussichten für dieses Jahr hat sich Pachta-Reyhofen ehrgeizige Ziele gesetzt. "Bis zum Jahr 2020 wollen wir der erfolgreichste Nutzfahrzeughersteller weltweit sein." Dabei helfen sollen die neuen Familienbande. "Durch die sich nun bietenden Kooperationsmöglichkeiten mit Volkswagen und Scania erhalten wir neuen Rückenwind." Vor allem bei Einkauf, Entwicklung und Produktion wolle MAN von VW und Scania profitieren und "voll angreifen".

VW baut Macht aus

Volkswagen hat auf der Hauptversammlung seine Macht bei MAN auch im Aufsichtsrat ausgebaut. Mit VW-Chefaufseher Ferdinand Piëch und Audi-Boss Rupert Stadler sowie der Neuwahl von VW-Chef Martin Winterkorn, VW-Finanzchef Hans Dieter Pötsch und VW-Nutzfahrzeugvorstand Jochem Heizmann stellen die Wolfsburger nun fünf der acht Sitze der Anteilseigner in dem Aufsichtsgremium. VW hatte nach einem jahrelangen Hick-Hack um die Pläne für das eigene Lkw-Geschäft vergangenes Jahr die Mehrheit bei MAN übernommen und hält inzwischen mehr als 74 Prozent an dem Traditionskonzern.

Die Wolfsburger erwägen nun den Abschluss eines Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrages, schließen aber auch den Ausschluss aller anderen verbliebenen MAN-Aktionäre nicht aus, hatte Pötsch am Donnerstag auf der VW-Hauptversammlung in Hamburg gesagt. "Wir behalten uns alle Möglichkeiten offen", sagte Pötsch auf die Frage, ob VW die verbliebenen Aktionäre irgendwann bei MAN herausdrängen wolle. Diese werden das mit Unbehagen sehen. Bereits auf früheren Versammlungen hatten etliche Aktionäre die Politik von Volkswagen und von Autopatriarch Piëch teils scharf kritisiert.

Angesichts der großen Mehrheit die VW inzwischen an MAN hält gilt es bei etlichen Experten als durchaus wahrscheinlich, dass MAN künftig auch den wichtigsten deutschen Aktienindex Dax verlassen wird. Bereits bei früheren Gelegenheiten hatte MAN demonstrativ gelassen reagiert. In den kommenden Monaten stehen vermutlich ohnehin andere Baustellen im Mittelpunkt. Wegen der schwierigen Konjunktur müssen die Münchner an ihrer Effizienz arbeiten, zugleich muss die Zusammenarbeit mit Scania deutlich ausgebaut werden, auch wenn allzu schnell nicht mit großer Ersparnis zu rechnen sein dürfte. (dpa)

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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