Umbau muss Mitte Februar stehen

Opel-Betriebsrat

Opel steht bei der Restrukturierung unter Zeitdruck. Bisher sind durch verlorene Zeit 900 Millionen Euro verlustig gegangen – und das Jahr 2010 bietet nicht so gute Aussichten wie das Jahr der Abwrackprämie.

Die Weichen für die Zukunft des angeschlagenen Autobauers Opel müssen aus Sicht des Betriebsrates spätestens Mitte Februar 2010 gestellt sein. «Wir haben kein großes Zeitfenster. Ich würde sagen, wir haben nach Weihnachten maximal eineinhalb Monate Zeit, bis wir alles geregelt haben müssen. Ansonsten wird es in jeglicher Beziehung fatal», sagte der Opel-Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz am Donnerstag vor Journalisten in Rüsselsheim.

Kosten über 3,3 Milliarden Euro

Durch die verlorene Zeit für die nötige Restrukturierung seien bei Opel in diesem Jahr bis zu 900 Millionen Euro in den Sand gesetzt worden. Und nach dem Auslaufen der staatlichen Anreizprogramme werde 2010 das härteste Jahr für die Automobilindustrie mit einem enormen Preiskampf, sagte Franz.

Die Restrukturierung der General Motors-Tochter Opel/Vauxhall kostet nach GM-Angaben rund 3,3 Milliarden Euro. Die Belegschaft soll sich über einen Lohnverzicht von jährlich 265 Millionen Euro an der Sanierung beteiligen. Der Betriebsrat ist prinzipiell zu Zugeständnissen bereit, hat diese aber an einen Forderungskatalog geknüpft. Zudem werden die genannten Sanierungsmilliarden von den Arbeitnehmervertretern als nicht ausreichend angesehen, um die Restrukturierung samt Abbau von mehr als 8000 der 48 000 Stellen in Europa zu stemmen, und gleichzeitig die angestrebte Modelloffensive zu starten.

AG statt Holding

Oberstes Anliegen der Arbeitnehmervertreter ist die Umwandlung der Adam Opel GmbH in eine Aktiengesellschaft nach deutschem Recht mit Sitz in Rüsselsheim. «Das ist eine Voraussetzung für eine Einigung», betonte Franz. Die bisherige Holding GM Europe müsse auch juristisch aufgelöst werden: «Was nutzt eine AG, wenn eine Holding darübergestülpt wird und der AG-Vorstand deshalb eine «lame duck» («lahme Ente») wäre.»

Nach den Vorstellungen des Betriebsrates soll die Adam Opel AG vielmehr eine eigenständige Gesellschaft innerhalb des GM-Konzerns werden, parallel zu GM Nordamerika und GM International Operations, in der das GM-Geschäft im Rest der Welt organisiert ist. «Die Marke Opel/Vauxhall muss von hier global gesteuert werden», forderte Franz, der auch stellvertretender Aufsichtsratschef bei Opel ist. Marktbeschränkungen dürfe es nicht mehr geben. Er gehe davon aus, dass diese Ziele erreicht werden könnten.

Stärkung des Standortes Rüsselsheim

Wichtiger Bestandteil der größeren Unabhängigkeit ist für Franz auch, dass die Entwicklungsverantwortung für alle Opel-Fahrzeuge künftig in Rüsselsheim liegt. Bisher wurden Opel-Modelle teilweise bei GM außerhalb Europas entwickelt. Sie seien daher nicht auf die Anforderungen der europäischen Kunden etwa in Sachen Spritverbrauch oder Fahrdynamik zugeschnitten gewesen.

Opel-Europa-Chef Nick Reilly hat im Fachmagazin «auto motor und sport» (Donnerstag) zugesagt, dass Opel in der Produktentwicklung viel mehr Eigenständigkeit bekommen werde als bisher: «Autos, die einen Opel-Blitz auf der Haube tragen, werden entweder komplett hier in Rüsselsheim entwickelt oder zumindest unter größtmöglicher und kontinuierlicher Beteiligung von Opel-Ingenieuren.»

Sanierungsplan im Januar

Das GM-Management hatte zuletzt auch in anderen Punkten Entgegenkommen signalisiert. Inzwischen wurde schriftlich zugesagt, dass die Mitarbeiter für ihren Lohnverzicht wie vom Betriebsrat gefordert an Opel beteiligt werden. Die Höhe der Kapitalbeteiligung ist aber noch umstritten, Franz fordert zehn Prozent. Er verlangt außerdem eine Gewinnbeteiligung der Belegschaft sowie erweiterte Mitbestimmungsrechte.

Reilly will den Sanierungsplan für Opel bisher im Januar vorlegen. Damit wird er auch bei den europäischen Regierungen der Opel-Länder um finanzielle Unterstützung werben, von denen sich GM 2,7 Milliarden Euro Staatshilfen erhofft. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) forderte GM am Donnerstag auf, an diesem Zeitplan festzuhalten. «Wir dürfen keine Zeit mehr verlieren», sagte er in der Haushaltsdebatte des Landtags. (dpa)

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