«Teilen und ein wenig zurückgeben!»

Demo gegen Karmann-Eigentümer

Mehrere hundert Karmann-Mitarbeiter sind am Dienstag zu den Privathäusern der Gesellschafter-Familien gezogen. Die Demonstranten fordern einen «moralischen Anspruch» auf Abfindungen.

Der Streit um die geplante Entlassung von rund 1400 Mitarbeitern des Cabrio-Spezialisten Karmann hat sich verschärft. Am Dienstag zogen mehrere hundert Beschäftigte in Osnabrück vom Werksgelände zu den Privathäusern der Gesellschafter-Familien. Sie forderten die Eigentümer auf, wie bei früheren Entlassungen Abfindungen zu zahlen. Die Produktion des Mercedes CLK-Cabrios bei Karmann in Osnabrück läuft im Mai aus, weil es dem Unternehmen trotz jahrelanger Bemühungen nicht gelungen war, Anschlussaufträge zu bekommen. Bislang bietet Karmann den Mitarbeitern nur den Übergang in eine Transfergesellschaft an, aber keine Abfindung.

Streit um Abfindung

In dem Streit habe das Unternehmen inzwischen die Schlichtung angerufen, sagte der Osnabrücker IG-Metall-Bevollmächtigte Hartmut Riemann. Karmann sieht sich aus wirtschaftlichen Gründen nicht zu Abfindungszahlungen in der Lage. Um die Transfergesellschaft zu schultern, muss das Unternehmen 30 Millionen Euro aufbringen - Geld, das der Autozulieferer in den kommenden Jahren mit den Erlösen aus den noch verbleibenden Unternehmensbereichen Dachsysteme und Fahrzeugentwicklung gegenfinanzieren will.

Nach Angaben des Betriebsratsmitglieds Harald Klausing empörten sich die Beschäftigten vor allem darüber, dass Karmann ihren Kollegen im benachbarten Rheine neben einer Transfergesellschaft noch Abfindungen zahlen werde. In Rheine endete die Produktion des Audi A4 Cabrio am vergangenen Freitag. Der Sozialplan für die rund 650 Mitarbeiter dort wurde bereits im vergangenen Sommer vereinbart.

Autoproduktion in Osnabrück ruht

Nach Angaben von Werksangehörigen ruht seit vergangener Woche die Autoproduktion in Osnabrück. «Seit Freitag ist hier kein Auto mehr gebaut worden», sagte ein Arbeiter. Die Belegschaft habe keine Lust mehr. «Die Mitarbeiter, die weiter ihre Arbeit machen, werden auch bezahlt», sagte ein Unternehmenssprecher. Angaben zu einem möglichen finanziellen Schaden für Karmann machte er nicht. Die Produktion werde nachgeholt.

Betriebsrat und IG Metall wandten sich in einem offenen Brief an die Gesellschafter. Der Unternehmensumbau mit dem Verzicht auf die Autoproduktion und die Konzentration auf Dachsysteme und Fahrzeugentwicklung werde im Prinzip mitgetragen. Die Mitarbeiter, denen nun die Entlassung drohe, hätten «mit ihrer Hände Arbeit die Grundlage für den wirtschaftlichen Erfolg der Firma Karmann geschaffen», heißt es in dem Brief. Daher hätten sie einen «moralischen Anspruch» auf Abfindungen. «In dieser Situation muss es heißen: Teilen und ein wenig zurückgeben!», hieß es in dem Brief. (dpa)

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