Skoda zieht ehrgeizige Ziele vor

Skoda will spätestens bis zum Jahr 2012 eine Million Fahrzeuge produzieren. Das sagte Unternehmenschef Reinhard Jung in Prag. Zugleich kündigte der Manager einen neuen Absatzrekord an.

Von Frank Mertens, Prag

Der tschechische Autobauer Skoda eilt weiter von Erfolg zu Erfolg. Nach fast 550.000 verkauften Fahrzeugen im vergangenen Jahr geht Vorstandschef Reinhard Jung davon aus, dass das von ihm seit Oktober geleitete Unternehmen in 2007 rund 630.000 Fahrzeuge verkaufen wird. «Wir befinden uns trotz schwieriger Marktbedingungen weiter auf Wachstumskurs», sagte Jung am Dienstagabend in Prag.

2012 statt 2015

Mit Blick auf die Wachstumsraten der vergangenen Jahre geht der Manager davon aus, dass Skoda frühestens im Jahr 2010, spätestens aber im Jahr 2012 eine Million Fahrzeuge produzieren wird. Detlef Wittig, Jungs Vorgänger im Amt, hatte vor mehr als einen Jahr auf dem Autosalon in Paris im Gespräch mit der Autogazette gesagt, dass dies Skoda bei optimalem Geschäftsverlauf bis zum Jahr 2015 gelingen könne.

Jung präsentierte sich angesichts der aktuellen Verkaufszahlen mit Blick auf die Zukunft des Unternehmens ausgesprochen zuversichtlich. Nachdem Skoda in den ersten zehn Monaten des Vorjahres 457.433 Autos verkaufen konnte, sind es bis einschließlich Oktober dieses Jahres bereits 516.267 Fahrzeuge. Das entspricht einem Wachstum von 12,9 Prozent. In der Modellpalette ist dabei der Fabia mit 192.298 verkauften Einheiten das erfolgreichste Fahrzeug im Portfolio. Dahinter folgt der Octavia (191.894), sein Vorgänger, der Octavia Tour (60.024), der Roomster (54.844) und der Superb (17.207).

Deutschland wichtigster Markt

Der Skoda Octavia Scout Foto: Mertens

Wie der Skoda-Chef sagte, werde das Volumen-Wachstum indes nicht mit dem Umsatzwachstum standhalten können. «Das hängt damit zusammen, dass wir uns in Märkten mit anderen Kostenstrukturen engagieren», betonte Jung. Nichtsdestotrotz lag das Ergebnis des Neun-Monats-Abschlusses bereits auf dem Niveau des Gesamtjahres 2006. Skoda wird also auch in diesem Bereich am Ende des Jahres ebenso ein Rekordergebnis vermelden können.

Mittlerweile sind die Tschechen auf 100 Märkten weltweit vertreten, nachdem vor sechs Wochen Australien erschlossen wurde. Der wichtigste Markt dabei ist weiterhin Deutschland. Hier konnte Skoda Auto Deutschland bis November insgesamt 111.908 Autos absetzen. Enormes Wachstumspotenzial für Skoda sieht Jung dabei in Indien und Russland. «Vor allem Russland hat zuletzt enorm zugelegt, hier vor allem mit dem Octavia Tour.»

Kosten senken für indischen Markt

Der neue Skoda Fabia Foto: Werk

In Indien wird Skoda im Januar auf der Autoshow in Neu Delhi den neuen Fabia vorstellen. Dabei wird das Auto dort zu einem Preis von knapp unter 10.000 Euro angeboten. Ein Preis, der für die Marktbedingungen vor Ort zu hoch ist, wie Jung einräumt.

Deshalb hat er an die Entwickler den Auftrag gegeben, dieses Modell so zu definieren, dass es für diesen Markt auch für die breite Masse attraktiv ist. In Zahlen ausgedrückt: Das Auto sollte nicht mehr als zwischen 5000 und 7000 Euro kosten.

Hoffnungen auf «Up»-Fertigung

Der VW Up Foto: Volkswagen

Darüber hinaus ist sich Jung bewusst, dass man nicht nur den Preis des Fabia durch Modifikationen - sprich Verzicht - reduzieren müsse, sondern auch unterhalb dieses Modells etwas anbieten muss. Gefragt sei also ein Einstiegsauto für diese Wachstumsmärkte - beispielsweise ein Fahrzeug wie der im September auf der Internationalen Automobilausstellung (IAA) in Frankfurt/Main vorgestellte VW Up.

Mit Blick auf dieses Fahrzeug hofft Jung darauf, dass der Up von Skoda gebaut wird. Eine Entscheidung hierzu steht aber noch aus. «Die Gespräche laufen noch.» Sollten die Gespräche positiv verlaufen, würde das neue Einsteigermodell im tschechischen Werk Vrchlabi gefertigt werden.

Superb mit Common-Rail-Diesel

Als nächstes Skoda-Modell kommt zunächst der neue Superb auf den Markt. Vorgestellt wird die Limousine im März auf dem Autosalon in Genf. Im zweiten Halbjahr 2009 wird dann der Superb Combi folgen, wie Jung ankündigte. «Für uns ist es ein wichtiger Schritt, dass nach der Limousine auch der Combi folgt.» In dem neuen Superb wird dann auch erstmals statt eines Pumpe-Düse-Diesels ein moderner Common-Rail-Diesel seine Arbeit verrichten.

Mit Blick auf die Modellpalette wollte Jung nicht ausschließen, dass der in diesem Jahr auf den Markt gekommene Fabia Combi auch als Scout-Variante angeboten wird. Abhängig sei dies jedoch davon, wie der Fabia Combi beim Kunden ankomme. Eine Scout-Ausführung des Fabia genießt für Jung aber keine Priorität. Viel wichtiger sei ihm im Vergleich dazu die Variante Green Line. Unter diesem Label laufen bei Skoda Autos mit einem geringeren Verbrauch und CO2-Ausstoß. Für diese Modelle erwartet Jung einen Anteil am Absatz «von unter zehn Prozent».

Keine Kannibalisierung bei VW

Jung befürchtet keine Kannibalisierungseffekte Foto: dpa

Kannibalisierungseffekte zu den Modellen des Mutterhauses VW mag Jung übrigens nicht erkennen. «Wir sind keine Marke, die im direkten Wettbewerb zu VW steht.» Vielmehr müsse es Aufgabe von Skoda sein, auf Angebote der Konkurrenz zu reagieren. Als Beispiel nannte der Skoda-Chef die Marken Dacia, Kia oder Hyundai. Vor allem die beiden letztgenannten Hersteller sieht Jung für die Segmente, in denen sich Skoda bewegt, als Wettbewerber an.

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