Saab steht kurz vor dem Aus

Aufsichtsrat berät über Insolvenzantrag

Das Ende der schwedischen Automarke Saab rückt immer näher. Selbst ein Einstieg des Staates bei der GM-Tochter scheint nach den jüngsten Aussagen von Regierungschef Fredrik Reinfeldt unwahrscheinlich.

Erst ein hilfloses Achselzucken von General Motors (GM) in Detroit, dann das harte Nein der Regierung in Stockholm: Ohne Aussicht auf Hilfe von außen kam es für die 4000 Beschäftigten des schwedischen Autobauers Saab noch nicht mal überraschend, dass der Aufsichtsrat am Donnerstag zusammentrat, um über einen Insolvenzantrag zu beschließen. Während gleichzeitig zehntausende von Kollegen bei der deutschen GM-Tochter Opel neuen Nachrichten über den Fortbestand ihrer Arbeitsplätze entgegen bangten, stand für die Saab-Belegschaft fest, dass ihr Unternehmen wohl als erster europäischer Autohersteller mit klangvollem Namen das Handtuch werfen muss.

Harte Worte des Regierungschefs

Sehr bestimmt und hart hat Schwedens konservativer Regierungschef Fredrik Reinfeldt alle Anläufe von GM zurückgewiesen, Steuergelder für irgendeine Form von Direkthilfe einzusetzen. «Wenn der größte Autokonzern der Welt es über 20 Jahre nicht geschafft hat, Saab überlebensfähig zu machen, wird das der schwedische Staat wohl kaum besser können», meinte Reinfeldt. Tatsächlich hatte die zweite skandinavische Edel-Automarke neben Volvo ihren US-Besitzern seit dem Einstieg 1990 fast jedes Jahr Verluste eingebracht.

Am selben Tag, als Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) nach einem Gespräch bei GM-Boss Rick Wagoner in Detroit «ein Stein vom Herzen» fiel, ließ der schwedische Regierungschef ganz anderen Gefühlen freien Lauf: «Diese Autodirektoren haben uns eine Fall gestellt.» Die habe darin bestanden, die Kosten von geschätzt zwölf Milliarden Kronen (1,1 Mrd Euro) für die Abwicklung von Saab auf Schwedens Staatskasse abzuwälzen. Und überhaupt: «Saab ist doch längst kein schwedisches Unternehmen mehr, sondern nur noch ein Warenname für die US-Mutter. Da muss die auch die Verantwortung tragen.»

Alternativen geprüft

Betont kühl ließ der Stab des Regierungschef verlauten, man habe verschiedene Alternativen für eine Zukunft mit oder ohne Saab durchgerechnet. «Es wäre immer noch billiger für uns, wenn alle betroffenen Arbeitnehmer vier bis fünf Jahre arbeitslos wären, als wenn wir den Betrieb mit Staatsgeldern am Leben erhalten», meinte Staatssekretär Jöran Hägglund aus dem Wirtschaftsministerium.

Dass Saab mit der ohnehin bescheidenen Produktion von 125.000 Autos pro Jahr «lebend» aus dem nun angekündigten Insolvenzverfahren hervorgeht, mochte in Stockholm kaum ein Beobachter glauben. Kaufinteressenten sind weit und breit nicht in Sicht. Und eine Fahrt als selbstständiger, kleiner Anbieter würde «doch ausgesprochen holprig ausfallen», meinte die Zeitung «Svenska Dagbladet» sarkastisch.

Jetzt rächt es sich doppelt, dass Saab auch unter dem Dach von GM fast ausschließlich auf teure und Benzin schluckende Premium- Modelle gesetzt hat. Dass sich US-Superpromis wie Microsoft-Gründer Bill Gates, Bestsellerautor Stephen King und TV-Moderator Jay Leno immer gerne zu «ihrem» Saab als Kult bekennen, konnte den freien Fall beim Absatz seit Beginn der Autokrise auch nicht bremsen. «Saab wird wohl noch drei Monate überleben», meinte der Insolvenz-Experte Rolf Åbjörnsson in «Aftonbladet». (dpa)

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