Machtkampf auf neuem Höhepunkt

Massenproteste von Opelanern

Massenproteste an allen vier deutschen Opel-Standorten unterstreichen den tobenden Machtkampf nach dem geplatzten Verkauf. Bundeskanzlerin Angela Merkel will den Druck auf GM erhöhen.

Mit Wut im Bauch sind tausende von Opel- Mitarbeitern in ganz Deutschland auf die Straßen gegangen: An allen vier Opel-Standorten demonstrierten sie gegen die von General Motors (GM) geplanten Massenentlassungen und Werkschließungen. Der Machtkampf um Opel erreicht einen neuen Höhepunkt.

GM droht mit Insolvenz

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) kündigte nach einem Telefonat mit US-Präsident Barack Obama an, den Druck auf GM nun zu erhöhen. GM droht der Belegschaft mit Insolvenz, sollten die Betriebsräte nicht zu Zugeständnissen bereit sein. Die deutsche Politik und der Opel- Betriebsrat bringen sich nach dem Scheitern des Magna-Deals für Verhandlungen um Arbeitsplätze und Staatshilfen in Stellung.

GM als alter und neuer Mutterkonzern will rund 10 000 Stellen in Europa streichen - das würde dem Konzept des abgeschmetterten Bieters, des österreich-kanadischen Zulieferers Magna, ungefähr entsprechen. Nach dem Sanierungskonzept vom Frühjahr, auf dem GM aufbauen will, sollen drei Werke geschlossen werden: Antwerpen, Bochum und vorübergehend Eisenach. Nach Angaben von GM könnte Bochum jedoch möglicherweise überleben.

Unwissender Obama

Am Stammwerk in Rüsselsheim gingen am Donnerstag rund 10.000 Opelaner mit Trillerpfeifen und Trommeln auf die Straßen. In Bochum und Kaiserslautern waren es ebenfalls Tausende, in Eisenach rund 500. Für Opel in Deutschland arbeiten mehr als 25.000 Menschen.


Kanzlerin Merkel kündigte an: «Bei allen Fragen, die sich jetzt stellen, werden wir sehr vertrauensvoll zusammenarbeiten.» Das sagte sie der «Bild-Zeitung». Das Verhältnis zu den USA hält sie trotz der Kehrtwende von GM bei Opel nicht für beeinträchtigt. Der US-Präsident habe sie nicht absichtlich in Unkenntnis über den geplatzten Opel-Verkauf gelassen. Außenminister Guido Westerwelle (FDP) verlangte von GM derweil den Erhalt der Arbeitsplätze in Deutschland. Bei seinen Gesprächen mit der Regierung in Washington werde er klar machen, dass die von Deutschland gewährten Gelder zurückgezahlt werden und die Arbeitsplätze geschützt bleiben müssten, sagte er.

Aktiengesellschaft gefordert

Am Donnerstagabend kamen Vertreter der Bundesregierung und die Ministerpräsidenten der vier Opel-Länder in Berlin zusammen. Die Politiker berieten über die Zukunft des Autobauers, wie die Staatskanzlei in Wiesbaden mitteilte und damit einen Bericht der Online-Ausgabe des «Tagesspiegels» bestätigte.

Opel-Betriebsratschef Klaus Franz forderte vor den knapp 10 000 Beschäftigten am Stammwerk des Autobauers mehr Eigenständigkeit für den Autobauer unter dem Dach von GM. «Die Adam Opel GmbH muss in eine deutsche Aktiengesellschaft umgewandelt werden. Wir wollen kein Anhängsel sein, das von Detroit aus durchregiert wird», sagte Franz. Dies sei die Vorbedingung für Verhandlungen. Gewerkschaften und Arbeitnehmervertreter werfen den GM-Managern seit längerem vor, Opel durch Arroganz gegenüber den Interessen europäischer Kunden und eine falsche Modellpolitik in die Krise geführt zu haben.

Im Bochumer Opelwerk forderte Betriebsratschef Rainer Einenkel auf der Protestveranstaltung den Erhalt möglichst vieler der 6000 Stellen. Die Montage des «Zafira» und weiterer Modelle müssten nach Bochum kommen. (dpa)

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