Das Jahr der Abwrackprämie hat Jaguar /Land Rover nicht wirklich vorangebracht. Nach einem herben Absatzverlust im vergangenen Jahr soll die Kurve im Jubiläumsjahr wieder aufwärts gehen.
Von Thomas Flehmer
Runde Geburtstage möchten gefeiert werden. Sehr festliche Stimmung hat Jaguar / Land Rover zumindest in Deutschland nicht verbreiten können. ein Rückgang der Neuwagenkäufe im vergangenen Jahr von 25,7 Prozent bei Jaguar und gar 29,5 Prozent bei Land Rover, zudem noch die urplötzliche Absetzung des damaligen Geschäftsführers Deutschland, Jeffrey Scott - die Vorbereitungen auf den 75. Geburtstag waren alles andere als positiv. Um so mehr ist Scotts Nachfolger Peter Modelhart bemüht, im Jubiläumsjahr auch in Deutschland für gute Stimmung zu sorgen.
Steigerung um zehn Prozent
«Wir wollen die Verkäufe um zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr steigern», sagt der 41-jährige Österreicher. Anstatt insgesamt knapp 8000 Fahrzeuge beider Marken sollen 2010 knappe 9000 Einheiten an den Mann oder die Frau gebracht werden. Die ambitionierten Ziele erklärt der neue Geschäftsführer zum einen mit dem Auslaufen der Abwrackprämie, die an Premiumherstellern wie Jaguar / Land Rover vorbeigegangen ist.
«Die Privatverkäufe werden steigen.» Zudem hat auch der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer in seiner Jahresvorschau 2010 Land Rover / Jaguar neben BMW und Porsche zu den Gewinnern des neuen Jahres gezählt. Solche Prognosen werden bei den Briten, die im Juni 2008 an Tata Motors verkauft wurden, natürlich mit Kusshand aufgenommen.
Verjüngung der Modellpalette
Aber auch die Verjüngung der Modellpalette beider Marken soll den britischen Hersteller in indischer Hand wieder auf die Erfolgsspur führen. «Wir haben die Palette sowohl bei Jaguar als auch bei Land Rover in den vergangenen vier, fünf Jahren deutlich modernisiert und bieten mehr Modelle von beiden Marken an», so Modelhart. Bei Jaguar kam 2005 der XK ins Programm, es folgte zwei Jahre später der S-Type-Nachfolger XF und in diesem Frühjahr kommt der neue XJ auf den Markt, für den bereits 3000 Vorbestellungen weltweit vorliegen sollen.
Und auch bei Land Rover wurde in den letzten sieben Jahren die Palette aufgefrischt. «Wir haben die Marke rundum erneuert. So ist der Range Rover, der 2010 sein 40-jähriges Jubiläum feiert, auch 500 Kilo leichter geworden», so Modelhart. Selbst der Defender, der Großvater aller Geländewagen, erhielt zum Beispiel elektrische Fensterheber. Dabei steht die Zukunft der Ikone in den Sternen. Noch sei nichts entschieden, aber «irgendwann braucht man einen Nachfolger», sagt Modelhart.
Neue Einstiegsmodelle
Bis dahin soll der Defender aber noch im Konzert der Aufgefrischten mitspielen und auch als Beispiel vergangener Zeiten den Kunden die neuen Modelle schmackhaft machen. Denn zum einen besitzt Jaguar /Land Rover noch immer das Image sündhaft teurer Modelle, zum anderen hinkt das Unternehmen beim Thema alternative Antriebe oder Spartechniken etwas hinterher, auch wenn der Freelander der einzige Geländewagen mit Start-Stopp-Technik weltweit ist. Ein kleiner Range Rover mit derzeitigem Namen LRX kommt deshalb 2011 und wird auf dem Pariser Autosalon im Herbst seine Weltpremiere feiern. «Zudem arbeiten wir am Dieselhybrid, der aber zuerst in den Topmodellen zum Einsatz kommen wird», sagt Modelhart. Aber bis zur Serienreife werden noch einige Jahre vergehen.
Verkleinerung steht auch bei anderen Modellen an. Der XF erhält neue Benzin- und Diesel-Einstiegsmotoren, sodass die Limousine bereits ab 44.900 Euro zu haben ist. Der Freelander steigt als Ausstattungsvariante XE bereits ab 25.900 Euro ein. Preise, die den ein oder anderen Interessenten anlocken werden.
Locken und verlocken
Und locken wollen die Verantwortlichen verstärkt. Denn neben dem Image der gehobenen Preiskategorie verfügt Jaguar / Land Rover noch immer über einen Exotenstatus in Deutschland. Mit neuen Händlern werden an einzelnen Orten Lücken geschlossen, mit gezielten Aktionen sollen Kunden die Nischenprodukte begreifen und sogar im wahrsten Sinne des Wortes «erfahren».
Das Jubiläum, das besonders die zweite Jahreshälfte bestimmen wird, soll dabei helfen. 75 Jahre, nachdem am 1. September 1935 erstmals der nach den Vorgängermarken Swallow und Standard benannte SS 1 unter dem Namen Jaguar auftauchte, sieht Modelhart seine beide Marken «für die Herausforderungen des Autojahres gewappnet». Das muss er auch sein, um vor Überraschungen gewappnet zu sein. Sein Vorgänger ist ein leuchtendes Beispiel.
