Deutlicher Abschwung am Automarkt

Der deutsche Automarkt ist 2007 stark eingebrochen. Während der Export floriert, wird das kommende Jahr für den Heimatmarkt nur bedingt zu einer Verbesserung führen.

Der deutsche Automarkt hat 2007 das schlechteste Ergebnis seit der Wiedervereinigung eingefahren. Der Absatz fällt mit einem Wert zwischen 3,16 und 3,17 Millionen so schlecht aus wie noch nie seit 1990. Das teilte der Verband der Automobilindustrie (VDA) am Donnerstag in Frankfurt mit. Grund für das erste Minus seit vier Jahren seien die Mehrwertsteuererhöhung vom 1. Januar sowie die Klimadebatte. Für 2008 rechnet die Branche dank neuer Modelle und steigender Haushaltseinkommen mit einem besseren Abschneiden von mindestens 3,2 Millionen Neuzulassungen - das wäre aber weniger als in den vergangenen Jahren. Trotz des starken Euro erzielte der Export dank der starken Nachfrage aus Osteuropa 2007 das fünfte Rekordjahr in Folge.

Boom im Nutzfahrzeugbereich

Die wichtigste deutsche Industrie schuf in diesem Jahr 8000 neue Arbeitsplätze und zählt knapp 748.300 Mitarbeiter. Neue Jobs entstanden vor allem im boomenden Nutzfahrzeugbereich und bei Zulieferern.

«Wir haben es mit einem gespaltenen Markt zu tun: während der Export brummt, bleibt die Inlandsnachfrage schwach», sagte VDA- Präsident Matthias Wissmann. Wegen der Mehrwertsteuer hätten in Deutschland viele Verbraucher zum Jahresende 2006 ein neues Auto gekauft, so dass im ersten Quartal 2007 rund 80 000 verkaufte Wagen fehlten. Die höhere Steuer habe einen Neuwagen um rund 700 Euro, aber auch Benzin und Diesel sowie Reparatur und Wartung verteuert. Zudem seien die private Haushalte durch die Diskussion über Klimaschutz und Fahrverbote verunsichert.

Klarheit über Kfz-Steuer verlangt

Der VDA-Präsident verlangte eine schnelle Reform der Kfz-Steuer, deren Staffelung von Hubraum auf Kohlendioxid-Ausstoß umgestellt werden soll. «Wenn es zur Klarheit über die Kfz-Steuer und die EU-Vorgaben kommt, glaube ich schon, dass wir vielleicht sogar 3,3 Millionen Neuzulassungen erreichen können», sagte Wissman. Die EU- Kommission will den CO2-Ausstoß bis 2012 im Flottendurchschnitt auf 120 Gramm pro Kilometer begrenzen. Sparsame Autos sind bereits gefragt: Laut Wissmann verbrauchen die in diesem Jahr verkauften Neuwagen im Schnitt zwei Prozent weniger als 2006.

Ungebrochen stark ist die Nachfrage aus dem Ausland. Der Export erzielte 2007 mit 4,3 Millionen Fahrzeugen den fünften Rekord in Folge und glich den Einbruch im Inland aus. Inzwischen bauen die Hersteller fast so viele Wagen in ausländischen Werken wie im Inland: Im Ausland wurde erstmals die Fünf-Millionen-Marke überschritten, in Deutschland rollten mit 5,7 Millionen Autos so viele Autos wie nie zuvor vom Band. Nach Russland verdoppelte sich die Ausfuhr. «Der Export bleibt Wachstumsmotor Nummer eins unserer Volkswirtschaft», sagte Wissmann.

Privatmarkt bricht ein

Gegenüber dem Vorjahr sank der Absatz in Deutschland 2007 laut VDA um neun Prozent. 2006 war die Zahl der Neuzulassungen - auch dank vorgezogener Käufe vor der Steuererhöhung - noch um 3,8 Prozent auf 3,47 Millionen Neuzulassungen gewachsen. «Die Achillesferse des Inlandsabsatzes bildet vor allem das Privatkundengeschäft», klagte Wissmann. Damit sei der Anteil der privaten Halter innerhalb eines Jahres von 47 auf 39 Prozent gesunken.

Opel steuert nach einer Studie im kommenden Jahr auf dem deutschen Markt in schweres Fahrwasser. Wie das Brancheninstitut B&D Forecast in einer Studie berichtet, wird Opel unter harten Wettbewerbsdruck geraten, während die Rivalen VW und Renault zu den Gewinnern der Entwicklung auf dem deutschen Markt im Jahr 2008 zählen werden. Das Institut ist sehr viel optimistischer als die Autoindustrie und rechnet im Gegensatz zum VDA 2008 sogar mit 3,34 Millionen Neuwagen. (dpa)

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