Autohersteller kommen unter die Räder

Finanzkrise

Die weltweite Finanzkrise schlägt sich auch bei den deutschen Herstellern nieder. Produktionsstopp und Entlassungen sind die ersten Folgen.

Die Autobauer in Deutschland kommen unter die Räder der weltweiten Finanzkrise: Wegen sinkender Absatzzahlen und der Sorge vor einer Verschlimmerung der Lage drosseln einige Hersteller ihre Produktion. Opel kündigte am Dienstag an, die Bänder in nahezu allen europäischen Werken für zwei bis drei Wochen anzuhalten. Auch der Münchner Autobauer BMW unterbricht an seinem Standort Leipzig in der letzten Oktober-Woche die Herstellung. Ford entlässt wegen der europaweiten Absatzflaute an seinem Standort in Saarlouis rund 200 Zeitarbeiter zwei Monate früher als geplant. Bereits Anfang August hatte der Autobauer Daimler angekündigt, in mehreren deutschen Werken sowie im US-Werk Tuscaloosa Schichten zu streichen.

Premiumsegment kaum bedroht

Die Branche ist dabei zweigeteilt, denn im Premium- und Luxussegment läuft es tendenziell besser. Der italienische Luxus- Sportwagen-Hersteller Maserati rechnet trotz der zugespitzten Finanzkrise für dieses Jahr mit einem neuen Produktionsrekord. Audi plant trotz der schwächelnden Autokonjunktur eine Erweiterung seiner Kapazitäten am Stammsitz in Ingolstadt und spricht von einer «erfreulichen Lage».

Wegen der andauernden Finanzkrise hatte die europäische Autoindustrie vor wenigen Tagen die EU-Politik um Hilfe gebeten. Die Hersteller baten um eine Reihe von Unterstützungsmaßnahmen wie einem niedrig verzinsten Kreditpaket über 40 Milliarden Euro zur Entwicklung sparsamerer Fahrzeuge, sowie Anreize für Kunden, Autos, die älter als acht Jahre seien, auszutauschen.

Zurückhaltung beim Kauf

«Die Finanzkrise führt dazu, dass die Menschen in Europa sich beim Autokauf zurückhalten», sagte ein Opel-Sprecher in Rüsselsheim. Das gelte besonders für Spanien, Deutschland und Großbritannien. Opel will die Produktion bis Jahresende um rund 40 000 Fahrzeuge drosseln - 2007 wurden 1,74 Millionen Autos in Europa verkauft. Nicht betroffen ist das Stammwerk in Rüsselsheim, das auf die Produktion des neuen Mittelklassewagens-Insignia umstellt. Dagegen stehen die Bänder in Bochum mit 5000 und Eisenach mit 1800 Mitarbeitern für bis zu drei Wochen still sowie teilweise in Kaiserslautern. Auch die Standorte in Gliwice/Polen, Ellesmere Port und Luton/England sowie Saragossa/Spanien sind betroffen.

Opel wird seinen Beschäftigten den Arbeitsausfall unter anderem über den Abbau von Überstunden auf Arbeitszeitkonten abgelten. Kündigungen soll es nicht geben, der Betriebsrat befürchtet aber Lohneinbußen und Arbeitszeitverkürzung ohne Lohnausgleich.

2800 BMW werden nicht gebaut

BMW unterbricht an seinem Standort Leipzig in der letzten Oktober- Woche die Produktion. «Auch BMW reagiert auf die Marktentwicklung, insbesondere in den USA», sagte ein Sprecher. Demnach stehen die Bänder in Leipzig vier Tage still und 2800 Autos werden nicht gebaut.

Der Autobauer Ford entlässt in Saarlouis rund 200 Zeitarbeiter zwei Monate früher als geplant. Die bis zum Jahresende befristeten Verträge der Beschäftigten seien zum 31. Oktober gekündigt worden, sagte ein Ford-Sprecher. Das Werk im Saarland produziert vor allem für den Export. Ford beschäftigt an dem Standort rund 6500 Menschen.

VW trotzt der Krise

Daimler will trotz eines Absatzrückgangs seiner Kernmarke Mercedes-Benz im September die Produktion nicht noch stärker drosseln. «Wir haben immer das Ziel, die Fahrzeugbestände auf möglichst niedrigem Niveau zu halten», sagte ein Sprecher. Im Sommer hatte Daimler mitgeteilt, den Ausstoß um 45 000 Fahrzeuge bis zum Jahresende senken zu wollen. Mehr sei dazu nicht zu sagen, erklärte der Sprecher.

Volkswagen plant derzeit keine Produktionskürzungen. Ein VW- Sprecher sagte, der VW-Konzern habe sich in dem schwierigen Marktumfeld bislang erfolgreich behauptet. «Wir beobachten die Marktentwicklung sehr genau. Wir haben umfangreiche Flexibilisierungsmöglichkeiten, um erforderliche Anpassungen in der Produktion vornehmen zu können.» Allerdings hatte die VW-Tochter Seat vergangene Woche angekündigt, die Produktion um fünf Prozent zu drosseln.

Audi stockt auf

Ungeachtet der Abkühlung der Konjunktur baut Audi seine Kapazitäten am Stammsitz in Ingolstadt aus. «Wir brauchen weitere Fläche für die Produktion, insbesondere für den Karosseriebau», sagte ein Sprecher. Produktionskürzungen wie bei anderen Herstellern stünden auch kurzfristig nicht an. «Insgesamt ist die Lage sehr erfreulich», sagte der Sprecher. Audi hatte für den September ein Absatzplus von 12,3 Prozent auf 95 137 Fahrzeuge gemeldet. Im Gesamtjahr will die VW-Tochter mehr als eine Million Autos verkaufen.

Gute Geschäfte macht auch der zum Fiat-Konzern gehörende Luxus- Sportwagen-Hersteller Maserati. Schon in den ersten acht Monaten sei die Zahl der weltweit verkauften Autos um fast 40 Prozent auf 5900 Fahrzeuge gestiegen. Die Produktion von 7353 Wagen aus dem Vorjahr werde 2008 deutlich übertroffen. In diesem Jahr schreibt Maserati nach eigenen Angaben zum zweiten Mal in Folge schwarze Zahlen. (dpa)

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