Autobranche im Übernahmepoker

Gerüchte um GM, Chrysler und Renault

Chrysler und General Motors wollen so schnell wie möglich fusionieren. Doch an der ehemaligen Daimler-Tochter hat auch noch ein anderes Unternehmen Interesse.

In der weltweiten Automobilbranche gewinnen die Übernahmespekulationen rasant an Fahrt. Die verlustreichen US-Konzerne General Motors (GM) und Chrysler drücken bei ihren Fusionsgesprächen laut US-Medien massiv aufs Tempo. Beide Seiten seien an einer Einigung noch im Oktober interessiert. Besonders die Opel-Mutter GM steht wegen drohender neuer Milliardenverluste unter Zeitdruck. Als Chrysler-Partner ist aber auch der französische Renault-Konzern im Gespräch.

Insolvenzgerüchte dementiert

General Motors verspreche sich von einem Zusammenschluss frisches Kapital und drastische Einsparungen von mehr als zehn Milliarden Dollar, berichteten die «New York Times» und das «Wall Street Journal» am Freitag übereinstimmend. Die Pläne würden auch von den großen Banken der zwei Hersteller vorangetrieben. Gemeinsam wären sie der nach Absatz weltgrößte Autobauer vor dem japanischen Erzrivalen Toyota.

GM-Chef Rick Wagoner musste bereits mehrfach Insolvenzgerüchte dementieren. Der größte US-Autobauer verbrennt derzeit jeden Monat rund eine Milliarde Dollar. In den vergangenen dreieinhalb Jahren summierten sich die Verluste auf rund 66 Milliarden Dollar.

Cerberus sucht weiter

Einige GM-Verwaltungsratsmitglieder lehnten ein Bündnis mit Chrysler jedoch weiter ab, berichteten die Blätter. Viele Analysten bezweifeln den Sinn einer Ehe zweier notleidender Hersteller. Ebenso die Opel-Belegschaft: «Wenn sich zwei Fußkranke zusammentun, werden sie keinen Marathon gewinnen», sagte Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz kürzlich.

Der Chrysler-Mehrheitseigner und Finanzinvestor Cerberus spricht derzeit nach eigenen Angaben mit mehreren möglichen Partnern - laut Berichten auch mit dem französischen Renault-Konzern. Chrysler-Chef Bob Nardelli sagte in einem TV-Interview, angesichts der Talfahrt besonders des US-Automarkts sei die Zeit für Zusammenschlüsse reif. Der Absatz in den USA fällt Prognosen zufolge in diesem Jahr so tief wie seit rund 20 Jahren nicht. 2009 soll es noch schlimmer werden.

Bei Ford abgeblitzt

Der deutsche Daimler-Konzern hält noch knapp 20 Prozent an Chrysler und verhandelt gerade über deren Verkauf an Cerberus, der die Mehrheit 2007 von Daimler übernommen hatte. Cerberus wolle auch an einem fusionierten Konzern GM-Chrysler beteiligt bleiben, hieß es. GM hatte den Berichten zufolge zuvor eine Fusion mit dem zweitgrößten und ebenfalls verlustreichen US-Autobauer Ford ausgelotet, war aber abgeblitzt.

Die US-Hersteller leiden an einer verfehlten Modellpolitik mit zu wenig sparsamen und kleineren Wagen. Die US-Bürger kaufen zudem wegen der Finanzkrise immer weniger Autos. Zusätzlich unter Druck sind GM und Ford durch ihren dramatischen Kurssturz an der Börse. Beide Hersteller legen in den nächsten Wochen Quartalszahlen vor. (dpa)

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