Smart auf dem Weg zur reinen Elektromarke

Nur noch E-Autos für Nordamerika

Smart auf dem Weg zur reinen Elektromarke
Smart-Chefin Annette Winkler bei ihrem Vortrag in Toulouse. © Weyhenmeyer/Daimler

In Nordamerika wird Smart ab Ende des Jahres keine Fahrzeuge mit Benzinantrieb anbieten. Man setzt dort ganz auf den emissionsfreien Antrieb. Vor diesem Hintergrund ist der weitere Weg der Daimler-Tochter klar: Smart wird perspektivisch nur noch E-Autos anbieten.

Von Frank Mertens

Dass Kleinstwagen in Nordamerika keine große Rolle spielen, ist bekannt. In den USA als auch in Kanada steht man auf volumenstarke Geländewagen. Entsprechend konnte die Ankündigung in dieser Woche auch wenig überraschen, dass die Daimler-Tochter Smart ab Ende des Jahres in Nordamerika keine Fahrzeuge mehr mit Benzinmotor anbieten wird. Der Absatz der Smart-Kleinfahrzeuge war in den USA im vergangenen Jahr um 17 Prozent auf 6211 Autos zurückgegangen. In Kanada betrug der Absatz rund 1000 Fahrzeuge.

Smart setzt in Zukunft auf diesem Markt vollkommen auf das emissionsfreie Fahren. Den Kunden wird ab dann nur noch der rein elektrisch angetriebene Smart Fortwo angeboten. Auf den Markt kommen wird der Zweisitzer mit einer Reichweite von 160 Kilometern dort im Sommer, in Europa erfolgt der Start in diesem Frühjahr.

"Menschen und Märkte bereit für E-Mobilität"

Smart-Chefin Annette Winkler zeigt sich überzeugt davon, dass der Elektro-Smart in Nordamerika, aber auch in Europa zu einem Erfolg für die Marke wird. "Der elektrische Smart war in Nordamerika immer besonders erfolgreich. Der Anteil am Gesamtabsatz lag bei über 25 Prozent in den USA und bei über 50 Prozent in Kanada." Für Winkler seien die Menschen und Märkte nun bereit für die Elektromobilität.

Auch wenn Winkler das bei der Vorstellung der beiden neuen elektrisch angetriebenen Smart Fortwo und Forfour im französischen Toulouse nicht explizit sagte: Smart wird sich perspektivisch zu einer reinen Elektro-Marke wandeln. Mit seinem Konzept als reines Stadtauto sei Smart geradezu prädestiniert für die E-Mobilität. Bereits vor dem offiziellen Marktstart sei das Interesse an den beiden neuen E-Smart riesengroß, wie Winkler sagt, "sowohl auf unserer Internetplattform, als auch in den Händlerbetrieben".

Fahrverbote nehmen zu

Unterwegs mit dem Elektro-Smart auf den Straßen Miamis.
Der neue Elektro-Smart unterwegs in Miami Daimler

Und dieses Interesse - das sich bisher bei der geringen Nachfrage nach der Kaufprämie für E-Autos indes nicht ablesen lässt - würde weiter steigen. Der Grund dafür: Die Luftverschmutzung und der Smog würden Städte und Länder zum Handeln zwingen. Dabei weist Winkler auf Städte wie Mailand, London, Rom und Madrid, die bestimmte Autos mit Verbrennungsmotor bereits temporär die Einfahrt in die Innenstädte verwehren. Angesichts der hohen Schadstoffbelastung würden weitere Städte ebenso Fahrverbote verhängen. "Solche massiven Restriktionen tragen sicher dazu bei, dass die Nachfrage nach Elektroautos steigen wird", ist Winkler überzeugt.

Dass vielen Kunden E-Autos immer noch zu teuer sind, die Reichweite zu gering und die Ladeinfrastruktur unzureichend ist, sieht Winkler dabei für den Marktdurchbruch der E-Mobilität als kein wirkliches Hindernis. Bereits heute würde massiv in den Ausbau den Ladeinfrastruktur investiert. So verweist Winkler darauf, dass beispielsweise in Kalifornien 10.000 neue Ladesäulen entstehen sollen.

Ausbau der Infrastruktur

In Europa investieren nicht nur die Regierungen massiv in die Infrastruktur, sondern auch die Hersteller. So hat Daimler zusammen mit Audi, BMW und Ford angekündigt, europaweit ein Schnellladenetz für E-Autos schaffen zu wollen. In diesen Jahr soll es mit dieser Initiative losgehen. Und der Preis? Der sei absolut attraktiv, sagt Winkler und verweist auf den Smart Fortwo, der 21.940 Euro (Forfour 22.600 Euro) kostet. Zieht man davon noch 4000 Euro für die Kaufprämie ab, bekommt man für 18.000 Euro ein Elektroauto. Eines indes, dass "nur" eine Reichweite von 160 Kilometern hat. "Der Smart ist ein reines Stadtauto - dafür sind 160 Kilometer mehr als ausreichend", so Winkler und verweist darauf, dass die Kunden im Schnitt nur täglich 40 Kilometer fahren würden. Für die tägliche Mobilität reiche das Fahrzeug damit völlig aus. Natürlich, so betont Winkler, gebe es Hersteller, die E-Autos auch mit einer Reichweite von bis zu 400 Kilometern anbieten würden, "doch diese Autos kosten dann auch über 30.000 Euro".

Um den Kunden mögliche Sorgen bezüglich der Reichweite zu nehmen, verweist Winkler auf die kurze Ladezeiten des Smart. So soll die Batterie an öffentlichen Ladestationen oder einer Wallbox in 45 Minuten wieder von 0 auf 80 Prozent aufgeladen werden können. Eine Schnellladestation bietet Smart seinen Kunden übrigens zu einem Preis von 700 Euro an.

Schub durch Carsharing

Ready to share. Smart bietet etliche Mobilitätservices an Daimler

Das Carsharing werde aus der Sicht von Winkler zudem dazu beitragen, die E-Mobilität noch populärer zu machen. Bereits heute gibt es Städte wie Stuttgart, wo Car2Go ausschließlich E-Smarts anbietet. "Richtig interessant wird das elektrische Carsharing dann, wenn die Autos erst einmal als Robotaxis unterwegs sein werden."

Winkler sieht mit Blick auf die E-Mobilität Smart jedenfalls bestens aufgestellt - und wenn dann vielleicht noch das Portfolio perspektivisch um einem elektrischen Mini-SUV erweitert wird, dann dürfte das den Absatz noch weiter beflügeln. Aber dass ein solches Modell auch kommt, dazu ist von Winkler nichts zu erfahren. Man wird sehen. Vorerst darf man erst einmal gespannt sein, wie die Kunden auf die beiden in den Startlöchern stehenden neuen E-Mobile von Smart reagieren, wenn sie erst einmal beim Händler stehen.

Werden sie mehr als nur in homöopathischen Dosen vom Kunden gekauft? Winkler glaubt ja, ohne indes Absatzerwartungen zu nennen. Schaut man sich den Markt der Elektroautos und die geringe Nachfrage nach der Kaufprämie an, dann mag man an dieser Zuversicht zweifeln. Eine andere Aussage von Winkler ruft indes keinen Widerspruch hervor. "Das Jahr 2017 wird ein wegweisendes Jahr für Smart. Wir führen Antriebe und Services ein, die die Zukunft der Mobilität der Zukunft bestimmen." Zu diesen Services gehören "Ready to share" (privates Carsharing) "Ready to drop" (Das Auto wird zur Paketstation) und "Ready to care", wobei das Auto unter anderem für den Werkstattbesuch abgeholt wird.

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