Kumpan 54i:gnite: Flotter Elektroroller mit hohem Preis

Kumpan 54i:gnite: Flotter Elektroroller mit hohem Preis
Auf der langgezogenen Sitzbank des Kumpan 54 i:gnite sitzt man bequem. © RKM/SP-X

Lokal emissionsarme Mobilitätskonzepte werden in feinstaubbelasteten Großstädten immer gefragter. Das Startup „e-bility” bietet mit dem Kumpan 54i:gnite ein entsprechendes Angebot.

Schon mit seinen erwachsenen Dimensionen überrascht der Elektro-Roller, was Fahrern jeglicher Statur ein überaus großzügiges Platzangebot bietet: die Füße finden auf dem geräumigen Trittbrett genügend Bewegungsfreiheit, die Knie kommen nie in Konflikt mit Lenker oder Frontverkleidung.

Zudem gewährt die langgezogene Sitzbank eine bequeme Mitfahrgelegenheit, auch wenn die schick designten Soziusfußrasten ausgeklappt etwas labil wirken und nicht sehr rutschfest ausgelegt sind. Die stattliche Sitzhöhe von 83,7 cm verschafft zwar einen sehr guten Überblick übers Verkehrsgeschehen, macht es kleineren Personen aber schwerer, beim Anhalten mit den Füßen sicher auf dem Asphalt zu landen.

Zeitgemäße Bedienung und Konnektivität

Das TFT-Cockpit ist gut ablesbar. Foto: RKM/SP-X

Einmal Platz genommen fällt der erste Blick auf das sieben Zoll große, farbige TFT-Cockpit, das bei allen Lichtverhältnissen gut ablesbar ist. Via Bluetooth schickt es weitere Daten an eine App. Das Cockpit fungiert aber nicht nur als Informationsquelle für Geschwindigkeit, Uhrzeit und Datum, Verbrauch und Ladezustand der Akkus, sondern auch als zentrale Bedienungseinheit. Über den Touchscreen oder ein Steuerkreuz an der rechten Lenkerseite wählt der Fahrer die Grundeinstellungen, lässt sich Systeminfos anzeigen und legt einen der vier Fahrmodi ein. Durch Antippen der entsprechenden Symbole lassen sich Sitzbank wie das optionale Topcase fernentriegeln. Für Vergessliche erklärt die Anzeige außerdem den Startvorgang, um den Roller in den Fahrbetrieb zu versetzen.

Einen großen Fortschritt bedeutet der neue, futuristisch gestaltete LED-Scheinwerfer, der die Dunkelheit bestens erhellt – das war bei früheren Kumpanen stets ein Manko. Im Handschuhfach verbergen sich ein USB-Anschluss sowie der praktische Not-Schlüssel zum Öffnen der Sitzbank, und an die Stelle eines Tankverschlusses ist ein Becherhalter gerückt.

Fahrmodi sorgen für Spaß und Sicherheit

Die kleinen Zwölfzoll-Räder des Kumpan 54i:gnite sorgen für eine angenehme Wendigkeit. Foto: RKM/SP-X

Über die vier Fahrmodi ändert der Stromer seinen Charakter grundlegend: „Eco” ist der stromsparende Modus mit maximaler Rekuperation und sanfter Gasannahme, ideal für eine maximale Reichweite. „Comfort” ist die Standardeinstellung für eine normale Gasannahme und Rekuperation. „Sport” bedeutet direkte Gasannahme, maximale Energierückgewinnung und maximale Motorleistung, aber auch geringste Reichweite. „Rain” ist bei reduzierter Gasannahme und ohne Rekuperation ideal bei Regen und rutschiger Fahrbahn.

Über die Fahrmodi definieren sich unterschiedliche Geschwindigkeitsbereiche. In Eco soll der 54i:gnite maximal 50 km/h schaffen, unser Test-Roller brachte es allerdings auf 68 km/h. Im Modus Comfort ist bei rund 80 km/h Schluss, die ermittelte Höchstgeschwindigkeit von 96 km/h erzielte der Kumpan im Sport-Modus. Für diese Fahrfreude sorgt ein bürstenloser Gleichstrommotor im 12-Zoll-Hinterrad, der eine Leistung von 9,4 PS zur Verfügung stellt.

Fahrspaß geht auf Kosten der Reichweite

Der eingelegte Fahrmodus entscheidet auch über die Chancen beim Ampelstart: In Sport saust er nahtlos allen anderen Verkehrsteilnehmern auf und davon, bei Eco schwimmt er im Strom mit. Nach dem Antritt setzt er in allen Modi den Dreh am Gasgriff erfreulich spontan und gleichmäßig in Beschleunigung um. Nicht unbedingt entsprechend fallen die Reichweiten aus: Das Testfahrzeug in Top-Ausstattung mit drei statt serienmäßiger zwei LG-Akkus mit jeweils 1,5 kWh kam im Eco- kaum weiter als im Comfort-Modus (88 km gegenüber 80 km). Klar die geringste Reichweite erzielte der Kumpan im Sport-Modus bei sehr flotter Fortbewegung auf der Landstraße – die 60 Kilometer sind dennoch aller Ehren wert.

Fahrdynamisch liegt der Kumpan also weit vorn, dazu kommt eine unter allen Bedingungen gute Fahrstabilität. Die kleinen Zwölfzoll-Räder sorgen für eine angenehme Wendigkeit während der Fahrt, doch lässt sich der 54i:gnite auch angenehm rangieren. Dank des vergleichsweise langen Radstands, der viel Ruhe beim Bremsen bringt, fahren die beiden in Kombination arbeitenden Scheibenbremsen vorn und hinten gute Verzögerungswerte ein. Wirkt dann auch noch die Motorbremse mit starkem Rekuperieren, stoppt der Kumpan geradezu vehement: Aus Tempo 40 kommt der Roller bereits nach rund acht Metern zum Stehen.

Defizite bei der Federung

Der Kumpan 54i:gnite bietet eine gute Fahrdyanmik. Foto: RKM/SP-X

Nicht ganz so gelungen ist die Abstimmung der Telegabel, die einfach zu straff dämpft. Wird die Asphaltdecke welliger, entwickelt ein losgelassener Lenker schon einmal ein Eigenleben und der gesamte Vorbau zittert leicht. Das ist nicht beunruhigend, aber unangenehm. Eine komfortabler abgestimmte Gabel wäre wünschenswert. Dafür agieren die Federbeine im Heck durchaus manierlich und schlucken die meisten Unebenheiten.

Aus der insgesamt sehr gefälligen Erscheinung fällt nur die hemdsärmelig wirkende, eckige Alu-Schwinge heraus, die Garagen-Charme verströmt. Dennoch, der neue Kumpan 54i:gnite zählt auf jeden Fall zu den elektrischen Topmodellen: Die Kinderkrankheiten vergangener Modelle scheinen ausgeräumt, die Verarbeitungsqualität kann sich sehen lassen und die Fahrdynamik ist gewaltig. Das hat allerdings einen stolzen Preis, der bei knapp 7000 Euro den Interessentenkreis stark einengt. (SP-X)

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