Porsche 911 Carrera S: Cabrio für Kurvenkünstler

Porsche 911 Carrera S: Cabrio für Kurvenkünstler
Das Cabrio des Porsche 911. © Porsche

Manche Dinge werden noch schöner, wenn man was wegnimmt. Der neue Porsche 911 Carrera etwa ist schon als Coupé ein Hungucker. Nun kommt das Cabriolet auf den Markt.

Ab Mitte März wird zunächst aber nur die Carrera S-Version zum Händler. Das Stoff-Verdeck öffnet sich in zwölf Sekunden. Das geschieht immerhin zwei Sekunden schneller als beim Vorgänger und wie gehabt bis Tempo 50.

Zu Recht lobt Porsche sein eigenständig entwickeltes „Flächenspriegelverdeck“, dessen vier Magnesium-Segmente nicht nur besonders leicht ausfallen, sondern sich in nahezu Coupé-gleicher Linie ebenfalls in zwölf Sekunden über den Köpfen spannt. Auch in punkto Windgeräusche, Klimakomfort und Kopffreiheit sind die Unterschiede zum Coupé zu vernachlässigen.

Noch muskulöser und bulliger

Nicht jedoch beim Design. Selbstverständlich fährt auch das Cabrio analog zum Coupé mit der breiteren Karosserie mit gestreckten Frontpartie, den bis zu 45 Millimeter weiter ausgestellten Kotflügeln und den dadurch besonders stark taillierten Flanken.

Auch die nahtlos integrierten elliptischen LED-Scheinwerfern und das durchgängige LED-Leuchtband mit dem dreidimensional geprägten Porsche-Schriftzug sowie die senkrechten Lamellen des Lufteinlasses am Heck fehlen natürlich nicht. Ohne Dach jedoch wirkt der Elfer nun noch einen Tick muskulöser und bulliger und die erstmals breiteren Räder an der Hinterachse kommen noch stärker zur Geltung.

Cabrio erstmals mit Sportfahrwerk

Das Cockpit des Porsche 911 Cabrios. Foto: Porsche

Auch während der Fahrt zeigen sich Unterschiede. Denn wie jedes Cabrio besitzt auch der offene Elfer konstruktionsbedingt durch das fehlende Dach eine schlechtere Torsions- und Biegesteifigkeit, was sich unmittelbar auf die Fahrdynamik auswirkt. Nicht dass das 911 Carrera S Cabriolet es deshalb an Stabilität und Handling vermissen oder bei Fugen und Verwerfungen im Asphalt knarzen würde.

Doch im direkten Vergleich mit dem Coupé machen sich die zusätzlichen Versteifungen, die das Cabrio immerhin 70 Kilogramm schwerer machen, und die insgesamt weichere Abstimmung bemerkbar. Deshalb gibt’s nun erstmals für das Carrera S Cabriolet auf Wunsch ein Sportfahrwerk mit elektronischen Dämpfern, was vor allem Porsches Baureihenleiter August Achtleitner freut. „Mit der nun möglichen millisekundengenauen Regelung erreichen wir eine spürbar höhere Kurvendynamik“, sagt „Mister 911“, der sich mit Einführung der aktuellen Modellreihe in den Ruhestand verabschiedet. „Und ich hab’s ganz gern, wenn man auch mit dem Cabrio schnell aus der Kurve kommt.“

Unterwegs mit Mischbereifung

Das wiederum gelingt mit beeindruckender Präzision. So präzise, wie der offene Elfer in die Kehre einlenkt, so zuverlässig tackert sich die verfeinerte Fahrwerksauslegung dabei an den Untergrund. Die sogenannte Mischbezollung mit 20-Zoll-Rädern an der Vorder- und 21-Zoll-Rädern an der Hinterachse fördert Balance und Abrollkomfort, wodurch das Fahrverhalten noch neutraler und kontrollierter wird. Das weiter entwickelte PASM (Porsche Active Stability Management)-System erlaubt eine größere Spreizung zwischen Komfort und Sportlichkeit.

Neben der serienmäßig direkteren Lenkung, gibt es auf Wunsch auch eine verbesserte Hinterachslenkung, mit der sich die sprichwörtlichen Schienen in den Asphalt fräsen lassen. Einmal mehr beeindruckt dabei die große Spannbreite des 911. Vom städtischen Bummeln bis zur rasanten Hatz – stets genügt ein kurzer Tritt auf Gas und der offene Elfer verwandelt sich vom Boulevard-Cruiser zum Rundstrecken-Renner.

Windschott schafft Ruhe

Selbstredend sind die Fahrleistungen des neuen 911 Carrera S Cabriolet überwältigend, auf dem Papier ebenso wie auf der Straße. Schließlich geht es mal wieder um den „besten Elfer aller Zeiten“, der den Vorgänger entsprechend alt aussehen lässt. Mit seinen 450 PS und üppigen 530 Nm Drehmoment treibt der Sechszylinder-Boxermotor das 1585 Kilogramm schwere Cabrio nun schon in 3,9 statt 4,3 Sekunden auf Tempo 100. Zusammen mit dem aufmerksam schaltenden 8-Gang-Doppelkupplungsgetriebe gelingen damit Beschleunigungsarien auf der Autobahn ebenso spielerisch leicht wie Überholmanöver auf der Landstraße.

Und auf der langen Geraden zeigt der Digitaltacho in der Spitze statt der Ziffern 301 nun 306 an. Auch wenn diesen automobilen Sturmangriff nur Glatzen- und Kurzhaarträger einigermaßen vorzeigbar überstehen. Immerhin, für die nicht ganz so harten Cabrionisten schafft das bis Tempo 120 ausfahrbare, voll integrierte Windschott auf Knopfdruck zusammen mit den hochgefahrenen Seitenscheiben eine erträgliche Oase der Ruhe.

Weltneuheit Wet-Mode serienmäßig

Das Heck des neuen Porsche 911 Cabrios. Foto: Porsche

Interieur, Cockpit- und Infotainment-Bedienung übernimmt das 911 Carrera S Cabriolet ein zu eins aus dem Coupé. Darunter etwa das 10,9-Zoll große Touch-Display des PCM (Porsche Communication Management) in der Mittelkonsole, über das sich alle Fahrzeug- und Infotainment-Funktionen nach Art der Smartphone-Bedienung intuitiv steuern sowie in anschaulicher Kacheloptik zusammenstellen lassen.

Auch alle gängigen Assistenzsysteme, vom serienmäßigen Kollisionswarner inklusive Notbremse bis zum optionalen Abstandsradar inklusive Stop-and-go-Funktion, Matrix-Scheinwerfern mit 84 einzelnen LED oder auch das erste Nachsichtgerät mit Wärmebildkamera sind im offenen Elfer zu haben. Serienmäßig – wenn auch aus Cabrio-Fahrersicht besser niemals – im Einsatz ist außerdem als Weltneuheit das Wet-System, das über akustische Sensoren die Stärke des aufgewirbelten Spritzwasser in den vorderen Radkästen erkennt und den Fahrer vor Aquaplaning warnt, worauf der ein entsprechendes „Wet-Mode“-Fahrprogramm aktivieren kann.

So ausgestattet ist das 911 Carrera S Cabriolet nicht unter 134.405 Euro zu haben. Das sind exakt 14.280 Euro mehr, die Porsche für das vergleichbare Coupé aufruft. Soll der Allradantrieb für noch mehr Traktion und Sicherheit sorgen, kostet das Carrera 4S Cabriolet mindestens 142.259 Euro.

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Frank Wald
Nach einem abgeschlossenen Studium der Kulturwissenschaften in Göttingen, Frankfurt und Hamburg volontierte er bei der Hamburger Morgenpost. Danach folgten freiberufliche Engagements u.a. bei Spiegel-Online, Welt am Sonntag, und TV Spielfilm. Seit 1996 berichtet er als freier Journalist über automobile Neuerscheinungen.

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