Mercedes F 125: «So grün wie Shrek, nur schöner»

Premiere am Vorabend der IAA

Mercedes F 125: «So grün wie Shrek, nur schöner»
Das Forschungsfahrzeug Mercedes F 125 © dpa

Mit dem Mercedes F 125 hat der Stuttgarter Autobauer am Vorabend der IAA ein Brennstoffzellen-Fahrzeug mit einer Reichweite von 1000 Kilometern präsentiert. Von der Serienreife ist das Forschungsfahrzeug indes noch weit entfernt.

Von Frank Mertens

Dieter Zetsche hat sich große Ziele gesetzt. Wenn es nach dem Daimler-Chef geht, will er Mercedes bis zum Jahr 2020 zum weltweit führenden Hersteller gemacht haben. Mit wie vielen Einheiten das gelingen soll, darüber schweigt sich Zetsche indes aus. Warum er das macht, bleibt sein Geheimnis.

Denn sein Gegenpart im Kampf um die Vorherrschaft im Premiumsegment, Audi-Chef Rupert Stadler, erhebt ebenso den Anspruch auf die Führungsrolle. Stadler wird jedoch konkreter und nennt Zahlen. So wollen die Ingolstädter bis 2020 auf einen Absatz von zwei Millionen Fahrzeugen kommen. Danach kann der Logik folgend das Ziel der Stuttgarter nur lauten, dass man mehr als eben diese zwei Millionen Autos absetzen will.

Daimler-Chef favorisiert Brennstoffzelle

Dass dieses anvisierte Ziel von Daimler vor dem Hintergrund der Endlichkeit der fossilen Energieträger nur mit einem attraktiven Angebot an emissionsfreien Fahrzeugen zu bewerkstelligen ist, liegt für Zetsche auf der Hand. Dabei denkt er indes nicht an reine Elektroautos, die das bestimmende Thema dieser IAA sind, aber angesichts ihres Entwicklungsstands und Preis noch lange nicht dazu taugen, einen Massenmarkt zu erobern. Zetsches Blick ist vielmehr auf die Brennstoffzelle gerichtet. Ihr gehört die Zukunft, davon ist Zetsche überzeugt. Was sie kann, haben drei Mercedes B-Klasse-Fahrzeuge gerade erst auf einen Welttour über 30.000 Kilometer bewiesen.

Für viele, so sagte Zetsche, sei die Brennstoffzelle so etwas wie der Oger Shrek aus dem gleichnamigen Animationsfilm: „grün, sympathisch, aber nicht real“. Doch die Realität sieht anders aus. Mit dem dem viersitzigen Forschungsfahrzeug Mercedes F 125 zeige man, dass die Brennstoffzelle „mindestens so grün ist wie Shrek, aber deutlich schöner“. Die Vorteile der Brennstoffzelle liegen für Zetsche auf der Hand: geringe Tankzeiten, hohe Reichweiten und eine große Bandbreite an Einsatzmöglichkeiten wie beispielsweise bei Pkw, Kleinwagen, Transportern oder Bussen. Und dass, was mit dem F 125 Plug-in-Hybrid in der Frankfurter Ballsporthalle präsentiert wurde, geht über das bisher da gewesene weit hinaus. Während die heutige B-Klasse F-Cell auf eine Reichweite von 400 Kilometern bringt, sind es beim F 125 1000 Kilometer, davon 50 rein elektrisch.

Mercedes F 125 mit beeindruckender Leistung

Die Leistung, die er dabei entfaltet, lässt sich mehr als sehen. So steht eine Dauerleistung von 231 PS und eine Spitzenleistung von 313 PS zur Verfügung. Bei so viel Leistung stimmen auch die anderen Eckdaten: in 4,9 Sekunden erreicht er Tempo 100, die Spitzengeschwindigkeit ist bei 220 km/h und der Verbrauch soll gerade einmal bei einem Dieseläquivalent von 2,7 Litern liegen. Neben konsequentem Leichtbau ist eine solche Reichweite durch einen neuen sogenannten amorphen Feststoffspeicher und eine Lithium-Schwefel-Batterie mit einer hohen Leistungsdichte.

In der Serienfertigung sind alle diese Technik-Highlights indes nicht, denn schließlich ist es ein Forschungsfahrzeug. Doch im Gegensatz zu anderen Forschungsfahrzeugen der Stuttgarter, berichtet Entwicklungsvorstand Thomas Weber, blicke man mit dem F125 nicht eine, sondern gleich zwei Generationen in die Zukunft. Frühestens 2025 wird dieser Flügeltürer mit dieser visionären Technik auf den Straßen zu sehen sein. Bis dahin, so sagt Weber, werde sich vieles dieses Brennstoffzellenfahrzeuges aber in anderen Modellen der Stuttgarter wiederfinden.

Daimler baut mit Linde Wasserstofftankstellen

Dieter Zetsche neben dem F 125 dpa

Das Zeitalter der Brennstoffzelle wird bei Daimler für den Endkunden indes schon 2014 eingeleitet, dann beginnt die Serienfertigung von einem Fahrzeug wie der B-Klasse. Bis dahin, so hofft man bei den Stuttgarter, ist auch das Thema Infrastruktur vorangekommen. Denn Wasserstofftankstellen sind Mangelware, deshalb hat Daimler unlängst auch zusammen mit Linde bekannt gegeben, 20 Wasserstofftankstellen zu bauen.

Vielleicht gelingt es bis dahin ja durch einen Zusammenschluss von Herstellern wie Toyota und Opel, für die nicht der reine Elektroantrieb, sondern die Brennstoffzelle die Zukunft ist, dass Thema Infrastruktur zu befördern.
So faszinierend der F125 auch ist, so spiegelt er am Vorabend der IAA doch auch das Dilemma der Branche wider. Da wird wieder viel von Paradigmenwechsel bei der Mobilität gesprochen und ein Konzept nach dem anderem präsentiert, doch von der Marktreife ist man noch weit entfernt, geschweige denn von einem Massenmarkt.

VW als Europas größter Autobauer bringt seinen Kleinwagen Up erst 2013 auf den Markt, BMW seinen i3 auch in diesem Zeitraum. Aber vielleicht ist man bei Daimler im Vergleich zur Premiumkonkurrenz doch ein Stück weiter. Denn auf der IAA zeigen die Stuttgarter die neue Generation des Elektro-Smart, der ab 2012 zu kaufen sein wird und in fünfstelliger Stückzahl produziert wird. Das ist überschaubar. Doch im Vergleich zur Premiumkonkurrenz von Audi und BMW sind die Stuttgarter beim Thema Elektromobilität und vor allem Brennstoffzelle voraus. Vielleicht wird gerade das dazu beitragen, dass 2020 das Ziel von Zetsche in Erfüllung geht.

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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