IAA: Reihenweise SUVs statt serienreife Elektroautos

Ist das der Paradigmenwechsel?

IAA: Reihenweise SUVs statt serienreife Elektroautos
Der BMW X7 - elektrisch, aber ein Trumm von Auto. © SP-X

Serienreife Elektroautos sind auf der IAA Mangelware. Derzeit sagen Hersteller wie BMW, Daimler und Co. nur, was sie in Zukunft alles vorhaben. Dafür gibt es auf den Messeständen reihenweise SUVs zu sehen.

„Sehen, was morgen bewegt“ lautete das Motto der IAA 2007, die ökologisch korrekte Alternativantriebe in den Fokus stellte. Eher beiläufig feierten damals mit X6 und Tiguan zwei ökologisch ziemlich unkorrekte SUV-Modelle ihren Einstand.

Angesichts der vor zehn Jahren geweckten Hoffnungen auf den Paradigmenwechsel zugunsten umweltfreundlicher Antriebe, hätten heute massenhaft Elektroautos auf der IAA (14.-24.September) stehen müssen. Doch serienreife E-Mobile sind Mangelware. Dafür feiern gleich mehrere Dutzend SUV Premiere.

Nachfrage der Kunden wird befriedigt

Das Motto der jetzigen IAA könnte – ketzerisch formuliert – „SUV oder stirb“ lauten. Die Industrie reagiert auf den scheinbar unstillbaren Hunger nach robust aussehenden Hochbeinern. In Deutschland führen SUV mittlerweile die Zulassungsstatistik an: So lag ihr Marktanteil hierzulande im August zusammen mit der Kategorie Geländewagen bei mehr als 25 Prozent, während Fahrzeuge der Kompaktklasse – vormals das Bestseller-Segment – nur noch rund 24 Prozent der Neuzulassungen ausmachten. Nach Angaben des Marktforschungsunternehmens „focus2move“ ist der Anteil der SUV im ersten Halbjahr 2017 global sogar auf 36,7 Prozent gestiegen.

Derzeit auf der IAA zu besichtigen ist die Neuheiten-Explosion bei den kleinen und kompakten SUV. Der VW-Konzern zeigt gleich drei Varianten: Schillerndster Vertreter ist der vom Golf abgeleitete VW T-Roc, der mit einer peppigen Aufmachung jüngere Kunden mit einem aktiven Lebensstil locken will. Im Vergleich dazu recht sachlich wirkt das Schwestermodell Karoq von Skoda, das weniger mit Lifestyle als mit strengem Schick punkten will.
Technisch sind Karoq und T-Roc fast identisch. Marketingtechnisch irgendwo zwischen beiden ordnet sich der eine Nummer kleinere Seat Arona ein, der als erstes SUV-Modell des VW-Konzerns auf der neuen Polo-Plattform aufsetzt.Bei Größe und Preis dem Arona recht ähnlich ist ein koreanisches Doppelpack. Mit schicker Grunddynamik ausgestattet ist der 4,17 Meter lange Hyundai Kona, dessen Robustbeplankung zudem Lust auf Abenteuer wecken will. Ähnlich wie VWs T-Roc will der Kia Stonic mit flippigen Farben und Bicolor-Lackierung eine jüngere Klientel begeistern

Ford Ecosport mit Facelift

Ford hofft, beim Mini-SUV Ecosport mit einem weiteren Facelift nun den Geschmack des SUV-Mainstreams zu treffen – schließlich geht es bei den Hochbeinern vor allem um das moderne Erscheinungsbild. Dass Verkaufserfolg von Äußerlichkeiten abhängt, weiß man auch bei Citroen. Die Franzosen zeigen mit dem C3 Aircross den Nachfolger des C3 Picasso. Statt als vernünftiger Pampersbomber im kastigen Van-Format, kommt das kompakte Raumwunder mit markanter SUV-Optik – und mit dem Versprechen, dorthin fahren zu können, wo asphaltierte Wege enden. Gleiches gilt für den besonders günstigen Duster, den Dacia in seiner zweiten Auflage optisch und technisch auf Vordermann gebracht hat.racht.

Der VW T-Roc SP-X

Eine Nummer größer, aber immer noch kompakt, kommt die zweite Generation des Subaru XV vorgefahren, der vor allem mit modernisierter Plattform und vielen neuen Assistenzsystemen punkten will. Ein völlig neues Modell auf allerdings alter Plattform ist der Jaguar E-Pace, mit dem die Briten bereits in naher Zukunft eine kleinere Alternative zum großen F-Pace anbieten. Unterm schicken Blechkleid der Katze steckt der Land Rover Evoque. Ebenfalls ein alter Bekannter in neuen Kleidern ist der Opel Grandland X, der technisch auf dem 3008 der neuen Konzernschwester Peugeot basiert.

Und dann tummeln sich auf der IAA noch einige Neuauflagen von Klassikern der SUV-Szene, wie etwa die dritte Generation des Porsche Cayenne. Der weitgehend konventionell gestrickte Allrad-Riese will mit Leichtbau und einigen technischen Innovationen punkten. Ebenfalls ganz der Alte, doch in vielen Punkten modernisiert, ist die dritte Generation des BMW X3. Eher Geländewagen als SUV ist der Toyota Land Cruiser, der mit überarbeitetem Design und renoviertem Innenraum in Frankfurt zu besichtigen ist. Ebenfalls mit einer Frischzellenkur auf den neuesten Stand hat Hyundai seinen Sorento geb

Mercedes GLC mit Brennstoffzelle

Daimler hat für das kommende Jahr ein Wasserstoffauto angekündigt
Der GLC F-Cell Daimler

Auch bei den SUV sind alternative Antriebe ein Thema. Auf der IAA tummeln sich durchweg seriennahe Versionen. So zeigt Mercedes den GLC in der Brennstoffzellenvariante F-Cell, die mit Wasserstoff fährt. Es handelt sich um ein Vorserienmodell, der Marktstart erfolgt im Winter. Mit Benzin oder Strom fährt Hondas Prototyp CR-V Hybrid, dessen Marktstart die Japaner für 2018 ankündigen. Ebenfalls als Hybrid-Studie stellt Toyota den C-HR Hy-Power vor.
2020 plant VW ein SUV mit rein elektrischem Antrieb auf den Markt bringen. Wie dieses Modell aussehen könnte, zeigt die Studie I.D. Crozz. Besonders mächtig fällt das Plug-in-Hybrid-SUV X7 aus, das BMW als Studie präsentiert. Mit dem Sechssitzer beschreiten die Münchener nicht nur in Hinblick auf das Platzangebot neue Pfade, mit dem Allradriesen zeigt der Konzern außerdem neue Design-Elemente wie eine deutlich gewachsene Kühlergrill-Niere oder ein besonders aufgeräumtes Cockpit.

Für größeres Aufsehen auf der IAA sorgt der chinesische Hersteller Chery mit der seriennahen SUV-Studie Exeed. Sowohl optisch als auch technisch braucht sich der Chinese hinter der etablierten Konkurrenz nicht zu verstecken. Für den Start in Europa, der in ein paar Jahren erfolgen soll, planen die Techniker eine Hybrid-, Plug-in- und Elektro-Version. Die Chinesen wissen: Auch im SUV-Segment werden die ökologischen Antriebe eine zunehmend wichtigere Rolle spielen. (SP-X)

VW auf der iAA 2017

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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