Rückkehr eines Totgesagten

GM vor dem Börsengang

Die Rückkehr ist beeindruckend. Nach dem Zusammenbruch steht der US-Autobauer GM vor dem Börsengang. Und das Geschäft für das einst totgesagte Unternehmen brummt wieder.

Ed Whitacre lässt sich gerne feiern. Der 68-jährige Konzernchef von General Motors versäumt keine Gelegenheit, auf die Fortschritte hinzuweisen, die der größte Autohersteller der USA macht: mehr Absatz, mehr Umsatz, endlich wieder Gewinn. «Die neue GM ist auf dem richtigen Weg», bilanzierte er jüngst. Nun geht es zurück an die Börse. Und die alte GM? Die siecht vor sich hin.

Wegweisende Entscheidung

Als der Konzern vor gut einem Jahr zusammenbrach, traf die US-Regierung eine wegweisende Entscheidung: GM darf weiterleben, aber nur der gute Teil von GM. All das, was General Motors in den vergangenen Jahrzehnten immer weiter nach unten gezogen hatte, verblieb in der «Old GM»: Unrentable Werke, abgewirtschaftete Marken, hohe Schulden, überbordende Personallasten.

Mit diesem Erbe schlägt sich nun Al Koch herum. Der Unternehmensberater ist Chef der Motors Liquidation Company, wie die alte General Motors mittlerweile bezeichnenderweise heißt. Seine Aufgabe ist es, das abzuwickeln, was vom einst mächtigsten Autohersteller der Welt an Schrott übrig geblieben ist. Er soll den Verlierern der Insolvenz, den Alteigentümern und Gläubigern, zumindest einen kleinen Teil ihres Einsatzes zurückbringen.

Unterwegs in Sachen Umweltschutz

Koch ist derzeit vor allem als Umweltschützer unterwegs. Denn mehr als 100 Jahre Automobilbau haben ihre Spuren hinterlassen. So manches aufgegebene Werksgelände ähnelt einer Giftmülldeponie: Die Böden sind verseucht, in den Hallen lagern gefährliche Stoffe. Käufer lassen sich so keine finden.
General Motors hat von den einst 46 großen US-Werken ein gutes Dutzend aufgegeben. Nur zwei dieser Fabriken haben bis heute neue Besitzer gefunden: In Wilmington im Bundesstaat Delaware will der kleine Sportwagen-Hersteller Fisker künftig Elektroautos bauen. In Pontiac im Bundesstaat Michigan entsteht ein Filmstudio auf dem ehemaligen GM-Gelände.

Ab und an greift auch die neue General Motors zu, wenn sie erkennt, dass auf der Resterampe noch ein Juwel versteckt ist. Wie am Montag, als die «New GM» das Getriebewerk in Straßburg zu sich rüber zog. 1100 Mitarbeiter haben hier nun wieder eine Zukunft. Derlei Unterfangen kann sich die neue GM aber nur leisten, weil sie alleine von der US-Regierung 50 Milliarden Dollar für die Wiedergeburt zugesteckt bekommen hat. Weitere Milliarden schoss der kanadische Staat zu, wo GM ebenfalls große Werke unterhält.

Die alte GM muss mit einem Bruchteil der Summe Werksgelände mit den Ausmaßen ganzer Kleinstädte sanieren und in handliche Parzellen unterteilen. Danach, so hofft Chefverwerter Koch, finden die Areale leichter neue Besitzer. Bis zum Jahresende wolle er ein Dutzend Geschäfte unter Dach und Fach gebracht haben, sagte Koch kürzlich in einem Interview. Bis die komplette «Old GM» abgewickelt ist, dürfen aber noch mehrere Jahre vergehen. (dpa)

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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