Flirt um eine Traummarke

Gerüchte um Übernahme von Alfa durch VW

Bislang sind es nicht mehr als Gerüchte, doch sie beflügeln die Fantasien. Plant Volkswagen eine Übernahme von Alfa? Doch dazu äußert sich weder in Turin noch in Wolfsburg jemand.

Flirt oder ernsthaftes Interesse? Beim Namen Alfa Romeo schlagen die Herzen von VW-Managern höher. Doch ob Volkswagen wirklich um die italienische Marke buhlt, ist ungewiss. Noch dazu steht die Fiat-Tochter nach bisherigen Beteuerungen aus Turin gar nicht zum Verkauf. Eine «Traummarke» nannte Konzernchef Martin Winterkorn die italienische Sportwagenschmiede schon vor geraumer Zeit. Ein namentlich nicht genannter, «hochrangiger» VW-Manager legte nun nach: «Wenn ein solcher Schatz zu haben wäre, dürften wir nicht allzu lange zögern», sagte er einer Branchenzeitung. Aus den Konzernzentralen in Wolfsburg und Turin hieß es dazu unisono nur: Kein Kommentar.

Übernahme von Italdesign

Zusätzlich beflügelt wurden die Fantasien wohl auch durch die Übernahme der italienischen Design-Firma Italdesign durch Volkswagen. Allerdings arbeitet VW seit Jahrzehnten mit Italdesign zusammen. Und Italdesign stand zum Verkauf. Firmengründer Giorgetto Giugiaro hat unter anderem den ersten Golf und den legendären Scirocco entworfen. Auch VW-Chefdesigner Walter de Silva ist Italiener, ebenso wie VW- Marketingmanager Luca de Meo, der früher bei Fiat für Alfa zuständig war.

Zu keinem Zeitpunkt gab es in Wolfsburg aber Hinweise auf Kontakte, Gespräche oder gar Verhandlungen mit Fiat über die Edeltochter Alfa. In Medienberichten war immer nur von einem Interesse die Rede, nicht aber von konkreten Schritten. Der Kauf von Alfa würde VW auch nicht wirklich weiterhelfen, meint Autoexperte Stefan Bratzel von der Fachhochschule der Wirtschaft in Bergisch Gladbach. Angesichts der Integration von Porsche und den zahlreichen anderen Baustellen, die der VW-Konzern derzeit zu bewältigen hat, mache ein Kauf von Alfa für VW auch derzeit keinen Sinn, meint Bratzel. «Es wäre zuviel für VW.»

Porsche im Portfolio

Zwar will Volkswagen bis 2018 größter Autobauer der Welt werden. Mit der Eingliederung von Porsche, die im Laufe des nächsten Jahres abgeschlossen werden soll, hat der Wolfsburger Konzern aber bereits eine Sportwagen-Ikone im Portfolio seiner dann zehn Marken. Zusätzliche Aufgaben gilt es bei der geplanten Neugestaltung des Lastwagengeschäfts mit MAN und Scania zu bewältigen. Und immer wieder gibt es auch Gerüchte, dass VW seine 20-Prozent-Beteiligung am japanischen Kleinwagen- und Motorradbauer Suzuki möglicherweise erhöhen will.

Alfa Romeo gilt zwar als legendär - die wirtschaftliche Lage des Autobauers scheint aber weniger traumhaft zu sein. So gab es Berichte über eine schwache Modellpolitik, Verkaufsprobleme und fehlende Zukunftsperspektiven. Fiat-Chef Sergio Marchionne hat zudem offenbar eigene Pläne für die Traditionsmarke. Verkaufsabsichten für Alfa Romeo hat er nach Medienberichten bislang stets dementiert. Erst im April hatte Marchionne bei der Bekanntgabe des Vierjahresplans von Fiat erklärt, eine Reihe von Alfa-Modellen mit neuem Design über Chrysler bis 2012 auf dem US-Markt lancieren zu wollen. Bis zum Jahr 2014 sei geplant, den Absatz der Marke so auf 500 000 Fahrzeuge zu steigern gegenüber den circa 100 000 im vergangenen Jahr, hieß es damals. (dpa)

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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