Schaeffler profitiert von geringerer Verschuldung

Höhere Dividende

Schaeffler profitiert von geringerer Verschuldung
Die Schaeffler-Zentrale © dpa

Schaeffler hat im vergangenen Jahr deutlich mehr verdient als im Vorjahr. Dank eines geringeren Schuldenberges geht der Automobilzulieferer auch optimistisch ins neue Jahr.

Der Industriekonzern Schaeffler hat dank der Befreiung vom drückenden Schuldenberg im vergangenen Jahr deutlich mehr verdient. Die Aktionäre dürfen sich deshalb über eine höhere Dividende freuen von 50 statt 35 Cent je Vorzugsaktie. "Es ist uns wichtig, dass wir eine stetige Dividendenentwicklung sehen", sagte Konzernchef Klaus Rosenfeld am Mittwoch in Frankfurt mit Blick aufs laufende Jahr. Die Schaeffler AG stellt Komponenten für Motoren, Getriebe und Fahrwerke her sowie Wälz- und Gleitlager für die Industrie.

Finanzchef Ulrich Hauck sagte eine weitere Verbesserung des Finanzergebnisses voraus: "Wir werden auch 2017 deutlich profitieren von der geringeren Verschuldung." Weniger Schulden bedeutet auch weniger Zinszahlungen - deshalb stieg der Gewinn 2016 um 45 Prozent auf unterm Strich 859 Millionen Euro. Auch das gut laufende Geschäft mit Autoteilen trug zu dem Plus bei. Der Umsatz war um ein Prozent auf 13,3 Milliarden Euro gestiegen, wie das Unternehmen bereits zuvor mitgeteilt hatte. Bei den Anlegern kamen die Zahlen gut an. Die Papiere legten am frühen Nachmittag in einem leicht schwächelnden Index der mittelgroßen Unternehmen (MDax) um fast ein halbes Prozent zu.

Schaeffler halbiert Schuldenstand

Schaeffler hatte seinen Schuldenstand binnen eines Jahres fast halbiert auf zuletzt netto 2,6 Milliarden Euro. "Das ist das Resultat von verschiedenen Refinanzierungsübungen in den vergangenen Jahren", sagte Rosenfeld. Dazu gehörte auch der Verkauf von Aktien. Schaeffler war erst 2015 an die Börse gegangen und hatte 2016 weitere Vorzugspapiere verkauft.

Das Familienunternehmen Schaeffler hatte sich bei der Übernahme des Dax-Konzerns Continental zu Beginn der Finanzkrise 2008 um ein Haar verhoben. Übrig blieb ein riesiger Schuldenberg von gut 12 Milliarden Euro, der seitdem sukzessive abgebaut wurde - auch durch den Börsengang der operativ tätigen Schaeffler AG. Haupteigentümer mit 75,1 Prozent ist weiter die Familie Schaeffler, die gleichzeitig 46 Prozent an Continental hält.

Autoindustrie als Triebfeder

Das Geschäft mit Kugellagern und anderen Industriekomponenten soll auch im laufenden Jahr weiterwachsen. "Es gibt hier und da etwas Gegenwind", schränkte Konzernchef Rosenfeld allerdings ein. Wenn man die schwankenden Wechselkurse außer Acht lässt, rechnet der Vorstand mit einem Umsatzplus zwischen 4 und 5 Prozent. "Wir sind gut in das Jahr 2017 gestartet."

Triebfeder soll einmal mehr das Geschäft mit der Autoindustrie sein. Im vergangenen Jahr war es vor allem in China gut gelaufen sowie bei Ersatzteilen. Derzeit investiert Schaeffler kräftig in die Elektromobilität, herausgekommen sind etwa spezielle Achsen für Elektroautos. Das schwächelnde Geschäft mit anderen Industriezweigen stabilisiere sich, stellte Rosenfeld gleichzeitig fest. Hier ist die Industrie 4.0 das große Thema - also die Steuerung von Maschinen und Produktionsprozessen durch Daten und Software. So können etwa moderne Lager eine Rückmeldung geben, wann sie geschmiert werden müssen.

Standorte in Gefahr

Das Industriegeschäft habe ihm im vergangenen Jahr Kopfschmerzen bereitet, räumte der Konzernchef ein. Insbesondere hielten sich Kunden aus der Rohstoff- und Bahnbranche zurück. Das Spar- und Umbauprogramm laufe zwar, doch sei die Marge anhaltend zu niedrig. "Hier ist noch weitere Arbeit zu leisten." Rosenfeld wollte auch nicht ausschließen, dass weitere Standorte geschlossen werden müssten. Schaeffler hat fast 86.700 Mitarbeiter weltweit, 31.200 davon in Deutschland.

Erst jüngst hatten sich Management und Arbeitnehmervertreter auf eine sozialverträgliche Schließung des Werks im unterfränkischen Elfershausen geeinigt. "Die meisten Mitarbeiter bekommen Arbeitsplätze im nahegelegenen Schweinfurt angeboten", sagte Rosenfeld. Schritt für Schritt werde die Produktion dahin umziehen und mit ihr 180 der 270 Beschäftigten. "Vielleicht sogar mehr als die 180." Den anderen Mitarbeitern würden etwa Abfindungen oder der Altersvorruhestand angeboten. Auf betriebsbedingte Kündigungen solle möglichst verzichtet werden, sagte der Konzernchef. "Unser Ziel ist es, dass wir das im Laufe des Jahres abwickeln können." (dpa)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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