Opel-Chef: Wirtschaftlich nur zwei Astra-Werke sinnvoll

Betriebsversammlung in Rüsselsheim

Opel-Chef: Wirtschaftlich nur zwei Astra-Werke sinnvoll
Der Opel Astra soll nur noch in zwei statt in drei Werken gebaut werden. © dpa

Opel will schnell in die Gewinnzone zurückkehren. Gelingen soll dies mit einem Zehn-Punkte-Plan. Dazu gehört auch, dass der Astra nur noch in zwei Werken gebaut wird.

Der Autobauer Opel will schnellstmöglich zur Profitabilität zurückkehren. Erreicht werden soll dies mit einem Zehn-Punkte-Plan, den Opel-Chef Karl-Friedrich Stracke am Montag auf einer Betriebsversammlung der Belegschaft in Rüsselsheim vorstellte.

Danach will Stracke das Hauptmodell Astra nur noch in zwei Werken produzieren lassen und damit die Auslastung in den Werken erhöhen. "Klares Ziel ist es hier, in jedem einzelnen Werk einen Dreischichtbetrieb zu erreichen", sagte Stracke in einer Mitteilung des Unternehmens.

Opel will Astra nur noch in zwei Werken produzieren

"Angesichts der erwarteten Nachfrage sind wirtschaftlich nur zwei Astra-Werke sinnvoll. Wenn wir diese zwei Werke im Dreischichtbetrieb laufen lassen, werden die Produktionskosten für die nächste Astra-Generation deutlich unter den heutigen liegen. Denn heute fahren wir in drei Werken nur in zwei Schichten." In die Produktion des neuen Astra will der Autobauer insgesamt 300 Millionen Euro investieren.

Derzeit wird der Astra in den Werken Rüsselsheim, im britischen Ellesmere Port und im polnischen Gliwice im Zweischichtbetrieb produziert. In der Vorwoche hatten bei den Mitarbeitern Pläne von GM für Beunruhigung gesorgt, dass der neue Opel Astra nicht mehr im Stammwerk Rüsselsheim gebaut werde, sondern komplett im billigeren Ausland.

Chevrolet-Modelle in Europa produzieren

Die Opel-Zentrale in Rüsselsheim
Opel-Mitarbeiter auf dem Weg zur Betriebsversammlung dpa

Stracke bekannte sich zum Standort Rüsselsheim, der in der Zukunftsstrategie des Unternehmens eine wichtige Rolle spiele. "Ich will dieses Werk auslasten. Aber Rüsselsheim muss ein wettbewerbsfähiges Werk bleiben und dafür müssen wir noch die Flexibilität verbessern und unsere Kosten pro Fahrzeug deutlich reduzieren." Zugleich soll die Auslastung der Opel-Werke dadurch erhöht werden, dass auch Chevrolet-Modelle in Europa gefertigt werden. Wie Stracke sagte, sei man hierzu in Gesprächen mit den Kollegen in Detroit und Shanghai.

Beides fordert der Betriebsrat seit Jahren als wichtigen Baustein, um Werksschließungen zu vermeiden. "Wir sind weiter der Auffassung, dass es Möglichkeiten gibt, die Werke hier auch in Dreischicht auszulasten, wenn man entsprechendes Volumen hat, wenn man Chevrolet-Fahrzeuge hier produziert, wenn man die Fahrzeuge, die im Moment außerhalb der europäischen Werke vorgesehen sind, nach Europa holt", sagte Betriebsratschef Wolfgang Schäfer-Klug.

Durch die mit PSA Peugeot Citroen geschlossene Kooperation seien keine Stellen im Opel-Entwicklungszentrum in Rüsselsheim gefährdet, wiederholte Stracke. "Sollten wir entscheiden, ein Entwicklungsprojekt von Opel zu PSA zu verlagern, wird im Gegenzug ein PSA-Projekt nach Rüsselsheim kommen." Momentan würde man sich mit PSA noch in einer Phase der Prüfung befinden, welche Projekte man angehen werde.

Stracke: Müssen Hausaufgaben in Europa machen

Das Opel-Entwicklungszentrum in Rüsselsheim
Das Entwicklungszentrum von Opel in Rüsselsheim dpa

Zugleich will Stracke für die Marke weitere Märkte wie beispielsweise Australien, Nordafrika, Südamerika und den Mittleren Osten erschließen, um den Autobauer so unabhängiger von dem kriselnden europäischen Automarkt zu machen. Für den Opel-Chef reichen Exporte außerhalb Europas aber nicht aus, um zu einer Vollauslastung der Werke in Europa zu kommen.

Vor allem aber will Opel durch eine großangelegte Modelloffensive neue Kunden für die Marke gewinnen. Bis zum Jahr 2014 werde das Unternehmen rund elf Milliarden Euro in neue Modelle investieren, allein in diesem Jahr werden sechs neue Fahrzeuge auf den Markt kommen, darunter der Kompakt-SUV Mokka. Der nun präsentierte Unternehmensplan soll im Juni dem Aufsichtsrat vorgelegt werden. „Er ist keineswegs ein Sparplan, sondern eine umfassende Strategie, mit der wir schnell wieder in die Gewinnzone fahren werden, ganz egal ob mit oder ohne Rückenwind des Marktes. Wir werden damit bis 2016 unsere Margen, Marktanteile und den Umsatz deutlich steigern", sagte Stracke.

Unterstützt wurden die Opel-Arbeitnehmer am Montag von den Ministerpräsidenten aus Hessen und Rheinland-Pfalz, Volker Bouffier (CDU) und Kurt Beck (SPD). Dabei blieb Beck skeptisch: "Von einer positiven Perspektive kann man bei weitem noch nicht sprechen." Bouffier forderte eine bessere Zusammenarbeit zwischen Management und Arbeitnehmervertretern: "Man ist stärker, wenn man gemeinsam in die gleiche Richtung arbeitet. Ich bin sicher, dass man diesbezüglich noch Luft nach oben hat." Zuvor hatte der Betriebsrat dem Management vorgeworfen, ohne Rücksicht auf Verträge und ohne Rücksprache mit den Sozialpartnern Fakten schaffen zu wollen. (AG/FM/dpa)

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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