Audi Q7 e-tron: Emissionsfrei durch die Stadt

SUV mit Plug-in-Hybrid

Audi Q7 e-tron: Emissionsfrei durch die Stadt
Der Audi Q7 e-tron fährt rein elektrisch 56 Kilometer weit. © Audi

Der Audi Q7 ist ein Trumm von Auto. Doch die Kunden stehen drauf. Nun bietet die VW-Tochter ihn als Plug-in-Hybrid an. Mit einer elektrischen Reichweite von 56 Kilometern kann er das Gewissen der Kunden beruhigen, die etwas verschämt mit einem solchen Dickschiff durch die Stadt fahren.

Von Frank Mertens

Die Elektromobilität stand bei Audi lange nicht auf der Agenda. Zwar beruft sich die VW-Tochter gern auf ihren Markenclaim "Vorsprung durch Technik". Doch das Thema eines reinen Elektroautos haben die Ingolstädter lieber ihren Konkurrenten von BMW (i3) oder Daimler (Mercedes B-Klasse und Smart) überlassen. Selbst ein Prestigeobjekt wie einen elektrischen R8 setzte man lange nicht in die Tat um, obwohl Mercedes da mit dem SLS in Vorleistung getreten war und schelmisch wissen ließ, dass so für sie "Vorsprung durch Technik" aussehe.

Erst mit der Rückkehr von Ulrich Hackenberg als Entwicklungsvorstand zu Audi nahm das Thema Fahrt auf. Hackenberg, der sich wegen des VW-Abgasskandals im Zwangsurlaub befindet, brachte auch den Audi e-tron Quattro Concept auf den Weg. Er soll 2018 mit einer Reichweite von 500 Kilometern auf den Markt kommen. Audi setzt also mit Vehemenz zur Aufholjagd an, konzentriert sich – auch wenn man an Wasserstoffautos ebenso arbeitet wie an Biokraftstoffen - jedoch momentan auf den Plug-in-Hybrid. Audi wird jedes Jahr ein neues Modell auf den Markt bringen, wie Vorstandschef Rupert Stadler im Vorjahr im Interview mit der Autogazette angekündigt hatte.

Q7 e-tron kommt 2016

Nach dem A3 e-tron, dem A6 L e-tron für China, kommt im Frühjahr nun als nächstes Plug-in-Hybridmodell der Q7 auf den Markt. Bestellbar sein wird er noch in diesem Jahr für einen Preis von 80.500 Euro. Das Oberklasse-SUV der VW-Tochter wurde Ende des vergangenen Jahres in zweiter Generation neu aufgelegt - und soll sich bei den Kunden großer Beliebtheit erfreuen, wie Audi während der Testfahrten mit dem Q7 in Madrid sagte.

Audi Q7 e-tron
Anzeige des Energieflusses im Audi Q7 Audi

In West-Europa seien in den ersten vier Monaten des Jahres bereits so viele Q7 verkauft worden wie sonst im kompletten Vorjahr. Keine schlechte Ausgangslage also für den Q7 e-tron, der auch nach der Modellüberarbeitung mit einer Länge von 5,05 Metern ein Trumm von einem Auto geblieben ist. Doch die Kunden stehen ganz offensichtlich auf solche Autos, um damit morgens ihre lieben Kleinen zur Schule zu bringen. Entsprechend macht es Sinn, einen solchen Geländewagen auch mit Hybridantrieb anzubieten. So kann man wenigstens mit einem ökologisch guten Gewissen ein solches Auto in der Stadt bewegen - wenn man will, dann auch lokal emissionsfrei. Denn der mit einer Systemleistung von 373 PS ausgestattete Q7 e-tron bringt es mit seinem 3.0 TDI und dem E-Motor auf eine Gesamtreichweite von 1400 Kilometern - davon 56 Kilometer rein elektrisch.

Emissionsfrei durch die Großstadt

Dass ist eine Reichweite, mit der man ohne Probleme in der Stadt ständig elektrisch und emissionsfrei unterwegs sein kann, wenn man denn über die notwendige Ladeinfrastruktur, sprich eine Lademöglichkeit daheim oder im Büro, verfügt. An einer Industriesteckdose dauert die Aufladung der Lithium-Ionen-Batterie mit ihren 168 Zellen übrigens 2,5 Stunden, an einer Haushaltssteckdose acht Stunden.

Damit man in der Stadt auch wirklich nur elektrisch fährt, hält der Q7 die Betriebsart "Battery Hold" parat. Sie ermöglicht es dem Fahrer, den Strom der Batterie erst dann zu verwenden, wenn man in der Stadt unterwegs ist. Elektroantrieb also dort, wo die CO2-Belastung am höchsten ist. Das ist eine feine Sache. Der Normverbrauch des Q7 wird nach dem NEFZ übrigens mit 1,7 Litern (CO2-Ausstoß 46 g/km) angegeben. Sie ahnen es: mit dem Realbetrieb hat das nichts gemein. Hier standen nach 97,4 Kilometern 4,7 Liter auf dem Bordcomputer. Das ist zwar signifikant mehr als versprochen, aber für ein Auto mit einem Gewicht von 2445 Kilogramm ein wirklich guter Wert. Wenn schon ein SUV, dann einer mit Plug-in-Hybrid! Vom Gesamtgewicht entfallen übrigens 375 Kilogramm auf die notwendigen Technologien für den Hybridantrieb. Dazu gehören Features wie die Hochvoltbatterie, der E-Motor oder die Leistungselektronik.

Macht es denn wirklich Sinn, einem Auto 375 Kilo Mehrgewicht auf den Weg zu geben, damit es dann auch elektrisch fahren kann? Durchaus, sagen die Audi-Techniker. Denn das Mehrgewicht würde sich auch positiv auf die Rekuperation auswirken.

Vorausschauendes Fahren

Audi Q7 e-tron
Das Heck des Audi Q7 e-tron Audi

Für diesen niedrigen Verbrauch sorgt nicht nur ein umsichtiger Fahrer, sondern insbesondere der prädiktive Effizienzassistent. Er sorgt im Zusammenspiel mit dem Navigationsprogramm dafür, dass sich die Betriebsstrategie des Fahrzeugs an der Topographie ausrichtet. Hört sich kompliziert an, ist es aber nicht. Das Fahrzeug erkennt beispielsweise einen Kreisverkehr lange bevor der Fahrer ihn überhaupt sieht und richtet seinen Fahrstil darauf aus. So lässt es sich besonders effizient fahren und die Rekuperation in optimaler Weise zur Geltung kommen – auch bei inaktiver Zielführung funktioniert das System.

Doch ist der Kunde bereit, überhaupt so viel Geld für einen Plug-in-Hybriden auszugeben? Offensichtlich schon, wenn man auf den A3 e-tron schaut. Auf ihn entfallen zehn Prozent des Gesamtabsatzes der Baureihe. Jetzt darf man gespannt sein, ob auch das Q7-Klientel derart ökologisch angehaucht fahren möchte. Sinn würde es machen. Denn man kann noch so viel über Sinn oder Unsinn eines Autos wie dem Q7 diskutieren. Solange der Kunde es kauft und das SUV-Segment von einem Bestwert zum nächsten treibt, muss man den CO2-Ausstoß mit allen Mitteln reduzieren. Ein Plug-in-Hybrid ist dafür nicht der schlechteste Weg. Vor allem so lange, bis Audi seinen Kunden endlich ein reines E-Auto anbieten kann.

Vorheriger ArtikelHyundai gründet neue Luxusmarke
Nächster ArtikelKBA untersucht Prüfwerte aller aktuellen VW-Fahrzeuge
Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

Keine Beiträge vorhanden