Wischen ohne Rubbeln und Schlieren

Scheibenwischer richtig behandeln

Mit dem Ende des Sommers beginnt wieder die Zeit der Scheibenwischer. Um Rubbeln und Quietschen zu vermeiden, sollten besonders die Gummilippen vor dem Gebrauch untersucht werden.

Von Heiko Haupt

Man könnte es für einen Racheakt halten: Wenn der Regen plötzlich aus dunklen Wolken auf den Wagen pladdert, quittiert der zuvor oft mehrere Wochen nicht beachtete Scheibenwischer die Aufforderung zur Arbeitsaufnahme mit deutlich vernehmbaren Rubbelgeräuschen und hinterlässt statt klarer Glasfläche kaum zu durchschauende Schlieren. Das ließe sich verhindern, wenn sich Autofahrer öfter um dieses gern ignorierte Anbauteil ihres Wagens kümmern würden. Schließlich steht der Scheibenwischer gerade im Herbst und Winter wieder vor größeren Aufgaben.

Reste auf Scheibe beseitigen

Vom Rubbeln bis zum Quietschen - die Palette der Geräusche, die ein Scheibenwischer verursachen kann, ist umfangreich. Und sie ist auf Dauer für den Autofahrer nervtötend. Die Ursachen dafür sind jedoch einfach zu analysieren. Handelt es sich um ein neues Auto oder eines mit frischen Wischerblättern, liegt der Grund für den Lärm in der Regel nicht im Material. Vielmehr dürften sich von der letzten Wagenwäsche - vermutlich mit Wachsbehandlung - noch Reste derartiger Versiegelungen oder Pflegemittel auf der Scheibe befinden. Gründliche Beseitigung der Rückstände mit geeigneten Reinigungsmitteln verhindert die Geräusche - und verhilft zu besserer Sicht.

Oft allerdings treten derartige Geräusche bei älteren Wischern auf. Dahinter verbirgt sich die Tatsache, dass auch die feinen Gummilippen an den Wischerblättern altern. «Mit der Zeit wird das Gummi härter, zum Beispiel durch die Einstrahlung des Sonnenlichtes», erklärt Stephan Kraus vom Hersteller Bosch in Stuttgart.

99 Prozent in Ruhestellung

Diese zunehmende Härte des Materials wird auch dadurch problematisch, dass die Wischer etwa 99 Prozent des Autolebens in der Ruhestellung verbringen. «Die sogenannte Parklage ist immer gleich», so Kraus. Das bedeutet, dass die Gummilippe in der Ruhestellung sehr lange in eine Richtung abgewinkelt auf der Scheibe ruht, bis der nächste Einsatz ansteht. Eine Voraussetzung für einwandfreien Wischerbetrieb ist aber, dass das Gummi sich an die jeweilige Laufrichtung des Wischers anpasst und entsprechend umklappt.

«Das bekannte Rubbeln entsteht dadurch, dass sich die härter gewordene Gummilippe eben nicht mehr umlegt», erklärt Kraus. Der Wischer holpert leicht über das Glas, was zum Rubbel-Geräusch führt. Quietschen kann eine ähnliche Ursache haben: Der Wischer schabt mit einer nicht richtig umgelegten Gummilippe über die Scheibe.

Harte Insekten

Im Hinblick auf den Stand der Alterung kann ein Blick auf den Scheibenwischer helfen: «Oft finden sich vom Hersteller Klebepunkte auf den Wischerarmen», sagt Arnulf Thiemel vom ADAC-Technikzentrum in Landsberg (Bayern). Diese Aufkleber sind im Neuzustand schwarz, bleichen dann mit der Zeit aus und werden orangefarben oder gelblich. Ist so ein Farbwechsel zu erkennen, sollte zumindest getestet werden, ob der Wischer noch einwandfrei arbeitet.

Ein weiteres, ebenso bekanntes wie unangenehmes Phänomen sind Schlieren oder zurückgebliebene Schmutzstreifen nach dem Wischvorgang. Hier ist nicht in erster Linie das Alter des Wischers die Ursache, sondern meist Unwissen und unsachgemäße Benutzung: Ein neues Wischergummi hat eine sehr feine und empfindliche Kante. Gerade nach Sommermonaten mit reichlich Insektenleichen auf der Frontscheibe kann es hier zu Beschädigungen gekommen sein, die für etwaige Schlieren verantwortlich sind. «Insekten haben meist harte Chitinpanzer, die an den Kanten der Wischer zerstörerisch wirken, wenn die Überreste auf der Scheibe eingetrocknet sind», so Thiemel. Daher sollte beim Entfernen mit dem Scheibenwischer das Wasser der Wisch-Wasch-Anlage ausgiebig genutzt werden - noch besser ist die Scheibenreinigung per Hand an einer Tankstelle.

Rücksicht oder «Racheakte»

Laut Alfred Fuhr vom Automobilclub von Deutschland (AvD) in Frankfurt/Main gibt es in den nun folgenden kälteren Monaten aber noch einen weiteren «Killer» für Scheibenwischer: «Wird ein angefrorener Wischer einfach eingeschaltet, kann die Mikrokante des Gummis an- oder eingerissen werden.»

Eine zugefrorene Scheibe wird also nicht mit Wasser und Scheibenwischer gesäubert. Eis oder Schnee werden vorher mit dem Kratzer entfernt. Heizung und Lüftung sollten dann die Frontscheibe so weit erwärmen, dass die Auflagestelle der Wischer antaut. Wer nicht solche Rücksicht nimmt, muss sich auf weitere «Racheakte» der beschädigten Wischers einstellen. (dpa/tmn)

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