Oben drüber oder hinten dran

ADAC-Fahrradträgertest

Der ADAC hat jüngst Fahrradträger für Autos getestet. Bei insgesamt 14 Modellen stellte der Verkehrsclub die Systemfrage.

Von Martin Woldt

Spritkosten, Umweltzonen, City-Maut, Parkplatznot, das Bedürfnis nach aktiver Erholung - das alles sind Stichworte, die für einen wachsenden Anteil des Radverkehrs sprechen. Gleichwohl wird der komplette Verzicht auf das Auto nur bedingt eine Reaktion auf diese Entwicklung sein. Vielmehr dürfte die Zahl der Autofahrer wachsen, die das Fahrrad für einen bestimmten Einsatzzeitpunkt mit sich führen wollen.

Auf Anhängerkupplung vorteilhafter

Dafür haben sich derzeit zwei wesentliche Transportmöglichkeiten etabliert. Sowohl auf dem Dach wie auf der Anhängerkupplung werden heute die meisten Räder mitgenommen. Beide Möglichkeiten hat der ADAC in einem seiner jüngsten Tests untersucht. Dabei zeigte sich, dass unter dem Strich vieles dafür spricht, ein Transportsystem auf Basis einer Anhängerkupplung vorzuziehen.

„Unser Test zeigt, dass solche Gepäckträger leichter zu beladen sind. Das Risiko einer Beschädigung des Autos ist geringer. Die Nutzung von Garagen und Parkhäusern ist einfacher. Die Räder sind sicherer verstaut und verursachen einen geringeren Fahrwiderstand, mithin geringere Kraftstoffkosten.“ Zu diesem Urteil kommt ADAC-Experte Carsten Graf nach der Testauswertung.

1000 Euro Mehrkosten

Die Ergebnisse rechtfertigen nach seiner Ansicht auch das Nachrüsten einer Anhängerkupplung, selbst wenn man dafür inklusive des Fahrradträgerkaufes je nach Fahrzeug mit Kosten bis zu 1000 Euro rechnen muss. Graf rät aus diesem Grund dazu, eine Anhängerkupplung schon bei der Anschaffung eines Autos zu bedenken.

Die hohen Nachrüstkosten rechtfertigen sich aber gegenüber den in der Anschaffung zunächst günstigeren Dachgepäckträgern dadurch, dass man einen Kupplungsträger auch an anderen Fahrzeugen nutzen kann. Zudem verweist Graf auf die ganz praktische Erfahrung, wonach die Dachträgermontage wesentlich aufwändiger ist. «Das führt dann dazu, dass man den Dachgepäckträger seltener wieder abbaut, in der Folge selbst ohne montierte Räder fährt und höhere Kraftstoffkosten in Kauf nimmt.»

100.000 Kilometer bis zur Amortisierung

Auf der Basis der Messwerte im ADAC-Test liegen die Verbrauchunterschiede abhängig von den jeweils gefahrenen Geschwindigkeiten zwischen 0,3 Liter und fast 1,5 Litern pro 100 Kilometer verglichen mit einem Fahrzeug ohne System. Also müsste man bei heutigen Kraftstoffpreisen den Dachträger schon über 100.000 Kilometer unnötig chauffieren, damit sich ein Kupplungsträger allein über die Kraftstoffkosten amortisiert.

Doch das ist eine verzerrte Betrachtung. Müsste man doch gleichzeitig die Anschaffung des Dachhalters berücksichtigen. Selbst die häufigere Nutzung der Fahrrades, wegen der leichteren Mitnahme auf der Anhängerkupplung fiele aus Kostensicht ins Gewicht. Auf der anderen Seite kann es durch den deutlich höheren Fahrzeugaufbau wie im ADAC-Test zu spürbaren Leistungseinbußen mit einem Dachsystem kommen. Die Verbrauchsmessung bei 130 km/h konnte gar nicht stattfinden, weil das Versuchsfahrzeug, diese Geschwindigkeit mit drei Fahrrädern beladen gar nicht erreichte.

Sicherheitstechnische Vorteile

Noch deutlicher sind allerdings die sicherheitstechnischen Vorteile der Transportweise auf der Anhängerkupplung. Waren die Testergebnisse beider Haltesysteme bei einer Vollbremsung aus 100 km/h noch alle samt recht gut und lagen vergleichsweise dicht beisammen, schneiden die Dachgepäckträger im sogenannten City-Crashtest, bei dem ein simulierter Aufprall mit 30 km/h auf ein Hindernis erfolgt, in der Mehrzahl doch auffällig schlechter ab. Nur wenige Systeme waren in der Lage, die montierten Räder fest auf dem Fahrzeug zu halten.

Letztlich hängt die Systemfrage, ob Dach- oder Heckträger, stark davon ab, wie oft man sein Fahrrad denn wirklich nutzen will.

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