Lieber einen Gebrauchten

Der Automarkt kommt trotz leichter Besserung auch im Sommer 2007 nicht in den Tritt. Nahezu klassenübergreifend geht das Heulen und Zähneklappern von Herstellern und Importeuren in die nächste Runde.

Von Stefan Grundhoff

Besonders die Privatkunden können sich scheinbar überhaupt nicht mehr für die wie Sauerbier angebotenen Neuwagen begeistern. Die Hersteller rabattieren in ungeahnten Höhen, doch der Kunde schaut in kaum einem Autohaus vorbei. Kurzärmelig behemdete Autoverkäufer zucken tagein tagaus die Schultern und schauen mit Grauen in den nächsten Tag. Auch der Gedanke an die in der zweiten Septemberhälfte stattfindende Internationale Automobilausstellung (IAA) gibt kaum Grund für Hoffnung. Das sah in der Vergangenheit ganz anders aus.

Gewerblicher Anteil steigt

Bildeten die privaten Käufer im Jahre 1995 mit 62,1 Prozent noch klar das Übergewicht auf dem Automarkt, liegen sie mit einem Anteil von 37,6 Prozent im ersten Halbjahr 2007 klar hinter den gewerblichen Kunden zurück. Bei den gewerblichen Pkw-Neuzulassungen dominieren zu allem Überfluss noch die Wirtschaftszweige «Kfz-Handel» (20,9 Prozent) und «Kfz-Vermietung» (8,8 Prozent).

Heißt, für Hersteller und Importfirmen ist kaum bares Geld zu verdienen, denn beide Bereiche sind mit Rabatten zwischen 30 und 50 Prozent belastet und können allenfalls als Verschönerung der Verkaufszahlen gelten.

Immer mehr Direkt-Verkäufe

Während Mietwagen von Firmen wie Avis, Europcar, Sixt oder Budget maximal 20.000 Kilometer oder sechs Monate laufen und dann ausgetauscht werden, sind die meisten Vorführfahrzeuge von Autohäusern deutlich kürzer zugelassen und werden auf dem Gebrauchtmarkt mit hohen Rabatten angeboten. Im Gegensatz zu den Neuzulassungen liegt der Privat-Anteil dort bei mächtigen 95,1 Prozent.

Viele Autohändler kommen auf keinen grünen Zweig mehr. Ein weiterer Grund: immer mehr Fahrzeuge verkauft der Hersteller direkt. Bei manchen Herstellern werden mittlerweile über 20 Prozent der Fahrzeuge an Firmenangehörige und über Internetbestellungen direkter denn je und somit am Handel vorbei verkauft.

Neuwagenkäufer erst ab 50 Jahren

Gebrauchtwagen stehen hoch im Kurs Foto: press-inform

Immer mehr Autos (31,2 Prozent) sind auf Frauen zugelassen. Das zeigte ein Blick auf die soziodemografische Entwicklung des deutschen Automobilmarktes. Doch so modern sich Marketing und Werbekampagnen auch präsentieren, durch den Alterungsprozess der Bevölkerung machen insbesondere Senioren mobil.

Die Hälfte der Halter fabrikneuer Pkw (50,8 Prozent) ist 50 Jahre und älter. Jeder elfte Neuwagenkäufer ist sogar über 70 Jahre alt. Der durchschnittliche Neuwagenkäufer ist rund 50 Jahre alt - Tendenz steigend. Sie haben im Gegensatz zu vielen jüngeren Autokäufern das Geld, auch Neufahrzeuge der teuren Klassen privat zu erwerben.

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