Langfinger verschlafen Trend zum Spritsparen

Auto-Diebstahl-Statistik

2008 wurden in Deutschland weniger Autos gestohlen als im Vorjahr. Erneut am beliebtesten bei den Langfingern war ein Modell aus dem Hause Volkswagen.

Von Martin Woldt

Soweit unsereiner die Szene überblickt, gibt es noch kein Prognoseinstitut, das sich auf Umfragen im kriminellen Milieu spezialisiert hat. Daher bleibt es immer etwas spekulativ, wie man sich die Statistik der jährlichen Autodiebstähle, die der Gesamtverband der Versicherungswirtschaft (GDV) herausgibt, plausibel macht. Aber man kommt doch nicht umhin, den Gaunern im gewissen Rahmen eine bestimmte Sachkenntnis zuzugestehen; sich aber gleichzeitig darüber zu verwundern, dass sie deutliche Trends, wie etwa den zum Spritsparen, offensichtlich verschlafen.

Skoda Fabia überrascht

Dem Liebling der Langfinger etwa, dem - bezogen auf seine rund 27.000 Zulassungen - zum wiederholten Male am häufigsten geklauten Modell, der Caravelle Multivan 2,5 TDI von Volkswagen, kann man trotz seines Dieselmotors mindestens zehn Liter auf 100 Kilometer unterstellen. Das passt nun wirklich schwer in die Zeit. Vom nächstplatzierten Porsche Cayenne Turbo 4,5 Allrad mit seinem gen 20 Liter Superplusbenzin tendierenden Durst gar nicht zu reden. Und auch BMW X5 oder X6 auf Platz drei sind nun alles andere als biosiegeltauglich.

Dann aber wird es interessant. Auf Platz vier folgt der Skoda Fabia. Der war noch nie unter den Top 20, wie sich Karin Rüter de Escobar vom GDV erinnert. Mit seinen 3,99 Metern Länge ist er auch der einzige Kleinwagen in den vorderen Rängen. Sein Verbrauch mit 4,9 Litern auf 100 Kilometer ist sehr anständig. Und seine Zulassungszahlen im Bereich der nichtkriminellen Bevölkerung überschreiten die der Caravelle mehr als deutlich, nicht zu letzt dank der Abwrackprämie. Wer sich jetzt irgendwie angesprochen und beunruhigt fühlt, legt die Zeitung vielleicht mal kurz aus der Hand, um vor dem Haus nach dem rechten zu sehen.

Beliebte Volkswagen

Die Lieblinge der Autodiebe Foto: GDV

Wo waren wir? Ach ja, beim Trend zum Kleinwagen. Den mag Karin Rüter im übrigen so nicht bestätigen, vermittelt uns aber die entwaffnende Erkenntnis, dass, «was in der Bevölkerung sowieso beliebt ist, sich natürlich auch sonst gut verticken lässt». Da hat sie wohl ganz sicher recht.

Und bringt uns zurück zum Sachverstand der Kriminellen. Schaut man sich die Statistik im Bereich der meistgestohlenen Marken an, so ist eine gewisse Vorliebe zum Volkswagenkonzern kaum zu übersehen. In verblüffender Weise ähneln die aktuellen Diebstahlszahlen denen, die das Kraftfahrt-Bundesamt allmonatlich zu den Neuzulassungen erhebt. Und mögen sie in diesem Moment in Wolfsburg den guten Geschmack im Gaunermilieu auch mit einem gewissen Respekt quittieren, vielleicht tüftelt da auch mal wieder ein schlauer Ingenieur statt am Golf VIII vorübergehend an einer bombensicheren Diebstahlsperre.

Berlin populär

Die meistgestohlenen Marken 2008 Foto: GDV

Dass sich die kriminellen Ambitionen wie im wahren Leben auch in VW und nicht VW teilen - na gut. Es erklärt allerdings nicht, warum sich Zuwachs und Rückgang der Diebstähle so stark nach Ost und West unterscheiden. Da die Versicherungswirtschaft selbst keine eigenen Untersuchungen anstellt, kann sie nur fragen, was sich im Osten 2008 verändert haben könnte, dass sich das so in den Zahlen auswirkt. Dazu zählt etwa, dass sich die EU-Grenze weiter nach Osten verschoben hat, bisherige Kontrollen seltener oder in anderem Rahmen stattfinden.

Berlin ist in diesem Zusammenhang besonders populär. Und auch Sachsen hat als lohnenswertes Ziel für den erfolgreichen Kurzausflug mehr als alle anderen zugelegt. In Deutschland insgesamt stagniert das Geschehen, im Vergleich zum Vorjahr und früher sind die Diebstähle nur noch um 2,2 Prozent zurückgegangen.

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