Die Risiken des Vorfrühlings

Glätte, Löcher und schon die ersten Allergien: Der Jahreszeiten-Wechsel stellt Autofahrer vor Herausforderungen.

Von Heiko Haupt

Winter? Oder schon Frühling? Oder beides zugleich? Durch die vergangenen ungewöhnlich warmen Wochen lässt sich der Wechsel der Jahreszeiten in diesem Jahr schwerer ausmachen als gewöhnlich.

Wann ist der Winter vorbei?

Für Autofahrer bietet das besondere Herausforderungen: Denn kommt es zu späten Kälteeinbrüchen, fehlt es an Übung beim Fahren auf Glatteis. Selbst in einem warmen Winter entstehen Schlaglöcher auf den Fahrbahnen. Und wann sollen nun die Sommerreifen die Winter-Ausführungen ersetzen? Hinzu kommen Gefahren, die oft unterschätzt werden - Allergien zum Beispiel.

In der Vergangenheit war es im Grunde einfach: Wenn es langsam wärmer wurde, war der Winter vorbei. Gerade der nun endende Winter hat aber bewiesen, dass dieser Wechsel nicht mehr so eindeutig zu definieren ist: Wer Weihnachten bei frühlingshaften Temperaturen verbringt, muss sich auch darauf einstellen, dass die Wetterlage im Frühling wieder völlig anders aussehen kann. Im Straßenverkehr ist das mit Risiken verbunden: «Die Autofahrer hatten in diesem Winter lange keine Gelegenheit, sich auf winterliche Straßenverhältnisse einzustellen», sagt Maximilian Maurer vom ADAC in München.

Die in vielen Regionen Deutschlands nur kurzen Phasen mit Eis und Schnee bedeuten, dass bei einem immer noch möglichen Kälteeinbruch besonders vorsichtig gefahren werden muss - weil es an Routine fehlt. Doch selbst wenn kein Kälteeinbruch mehr kommt, ist der Frühling noch nicht die Zeit zum unbeschwerten Gas geben: Auch Plusgrade sind kein Garant dafür, dass es auf den Straßen nicht mehr glatt werden kann.

Winterreifen auch bei Plusgraden

«Auch wenn im Frühling bereits allgemein Temperaturen oberhalb des Gefrierpunktes herrschen, kann es speziell auf Wald-Strecken oder auf Brücken durch Bodenfrost noch zu Glätte kommen», warnt Sven Rademacher, Sprecher des Deutschen Verkehrssicherheitsrates (DVR) in Bonn. Ohnehin hätten die vergangenen Monate bewiesen, dass sich das Wetter immer wieder schlagartig ändern kann. Darauf müssen sich die Autofahrer einstellen.

Solche Unwägbarkeiten lassen die Frage aufkommen, wie mit den Winterreifen umzugehen ist. Für die Experten ist die Antwort klar: auf keinen Fall zu früh auf Sommerreifen umsteigen! «Winterreifen sind auch bei 8 oder 9 Grad Plus noch gut geeignet», sagt Sven Janssen vom Automobilclub von Deutschland (AvD) in Frankfurt/Main.

Generell sei es daher weiterhin angebracht, die Winterreifen nach der Faustformel «von O bis O» zu benutzen - also von Oktober bis mindestens Ostern. Wer wirklich sicher gehen will, nicht mehr von winterlichen Straßenverhältnissen überrascht zu werden, kann einen Wechsel auch bis Ende April hinausschieben.

Wenige Schlaglöcher erwartet

Die vielen Fahrten mit den Winterreifen bei vergleichsweise hohen Temperaturen können jedoch ihre Spuren hinterlassen haben: «Es kann sein, dass die Winterreifen stärker abgenutzt sind, als es nach einem gewöhnlichen Winter der Fall ist», sagt Maurer vom ADAC. Deshalb kann unter Umständen schon nach einer Saison die Anschaffung eines neuen Satzes Reifen notwendig sein.

Den Straßen selbst dürfte der warme Winter gut getan haben: Es ist zu erwarten, dass nicht so viele Schlaglöcher durch «Frostaufbrüche» verzeichnet werden müssen wie üblich. Und daran werden auch mögliche späte Kälteeinbrüche nichts ändern. «Trotzdem gilt es im Frühjahr, aufmerksam zu fahren und auf entsprechende Straßenschäden vorbereitet zu sein», sagt Sven Janssen. Wer Schlaglöcher entdeckt, sollte die zuständige Stadt oder Gemeinde nach Möglichkeit darauf hinweisen: Die Verantwortlichen bemerken nicht jeden Schaden selbst.

Wenn der Frühling da ist, gibt es weitere Tücken - Allergien etwa. «Mittlerweile leidet jeder dritte Deutsche unter einer Allergie, die Tendenz ist steigend», sagt Sven Rademacher. Gerade Pollenallergien sind im Straßenverkehr nicht ungefährlich: Eine Niesattacke führt leicht dazu, dass ein Fahrer das Lenkrad «verreißt». Der ADAC weist darauf hin, dass heftiges Niesen bei Tempo 80 einen 25 Meter langen «Blindflug» zur Folge hat.

Motorradfahrer nach der Winterpause

Hinzu kommt, dass schon eine laufende Nase oder tränende Augen die Aufmerksamkeit verringern. Medikamente dagegen können wiederum zu Müdigkeit führen. «Die Allergien werden als Unfallrisiko immer noch unterschätzt», sagt Sven Rademacher. Allergiker sollten grundsätzlich Pollenfilter im Auto anbringen - und sie am besten jährlich erneuern.

Ein klarer Kopf ist gerade zum Frühlingsbeginn dringend nötig, da sich das Verkehrsgeschehen dann verändert: Gehört die Straße bei Kälte und Dunkelheit größtenteils den Autos allein, kommen nun vor allem Motor- und Fahrräder wieder dazu, sagt Marion Steinbach von der Deutschen Verkehrswacht (DVW) in Bonn.

Wichtig ist es dann, dass sich alle Verkehrsteilnehmer aufeinander einstellen. Gerade Autofahrer müssen daran denken, dass die Besitzer der Zweiräder anfangs noch nicht wieder so routiniert wie am Ende der Saison unterwegs sind. Rücksicht und auch ausreichender Abstand bei Überholvorgängen erhöhen die Sicherheit. Das gilt nach einem ungewöhnlichen ebenso wie nach einem ganz gewöhnlichen Winter. (dpa)

Keine Beiträge vorhanden