Das Kreuz mit dem Kreuz

Richtiges Sitzen im Auto

Dem richtigen Sitzen im Auto wird wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Dabei ist es nicht nur für einen gesunden Rücken wichtig, sondern auch für die Sicherheit. Opel bringt im Insignia nun einen Sitz mit Gütesiegel heraus.

Von Frank Mertens

Es gibt Dinge, über die macht man sich in der Regel keine oder nur wenige Gedanken: das richtige Sitzen gehört dazu. «Dabei ist das Sitzen die meistverbreiteste Haltung des Menschen. Rund 80 Prozent der Deutschen klagen im Laufe ihres Lebens über Rückenprobleme», sagte Prof. Erich Schmitt. Entsprechend erstaunt zeigt sich Schmitt darüber, dass das Thema Sitzen in der Automobilindustrie nicht die Beachtung genoss, die es verdient. «Im Auto gibt es viel Schnickschnack, doch auf das richtige Sitzen wurde lange Zeit nicht adäquat geachtet.»

90 Minuten täglich im Auto

Schmitt weiß, was falsches Sitzen - nicht nur im Auto - bewirken kann. Jahrelang leitete der Mediziner die Abteilung Wirbelsäulenerkrankung der Orthopädischen Universitätsklinik Friedrichshain in Frankfurt/Main. Heute ist Schmitt Vorsitzender des Vereins «Forum Gesunder Rücken - besser leben.» In dieser Eigenschaft nimmt sich Schmitt der Themen an, die mit einem gesunden Rücken zu tun haben - und dazu gehört auch das richtige Sitzen im Auto.

Schließlich verbringen fast die Hälfte der deutschen Autofahrer täglich über 90 Minuten im Auto. Oder anders ausgedrückt: Sie legen jährlich 18.000 Kilometer sitzend hinter dem Lenkrad zurück. «Angesichts dieser Zahlen kann man sich vorstellen, dass die Ergonomie des Autositzes stimmen muss, um beim Fahrer für eine Entlastung zu sorgen», sagte Schmitt in dieser Woche beim Workshop «Gesund sitzen im Auto». Veranstaltet wurde das Seminar vom Rüsselsheimer Autobauer Opel.

Die Sitzverlängerung im Opel Insignia Foto: Opel

«Richtiges Sitzen ist nicht nur für einen gesunden Rücken wichtig, sondern insbesondere für die Sicherheit beim Autofahren», merkte Schmitt an. Er verweist darauf, dass eine unbequeme Sitzposition auf längeren Strecken zu Rücken- und Gelenkschmerzen, einer schnelleren Ermüdung und folglich einer verminderten Konzentration führen kann.

Innovationsträger bei Sitzsystemen

Aspekte, die Opel bei der Sitzkonstruktion berücksichtigt. Die Rüsselsheimer bezeichnen sich ja gern als Innovationsträger - auch mit Blick auf die Sitzsysteme. So bot Opel als erster Hersteller 1999 mit dem Flex7-System im Fahrzeugboden versenkbare Sitze an. Andere Hersteller haben dieses Konzept mittlerweile übernommen. Doch nicht nur mit Blick auf variable Lösungen versuchen die Entwickler in Rüsselheim Trendsetter zu sein, sondern auch bei den Sitzen. So gibt es den Rücken schonende Sitze bei Opel bereits seit 2003 - zum Einsatz kamen der sogenannte Multi-Contur-Fahrersitz im Vectra und im Signum. Dafür erhielten die Rüsselsheimer auch das Gütesiegel der Aktion Gesunder Rücken e.V. (AGR).

Das Flex7-System im Zafira Foto: Opel

Wer für seine Sitze dieses Zertifikat erhalten will, muss die verschiedensten Qualitätskriterien erfüllen, wie AGR-Geschäftsführer Georg Stingel berichtet. «So müssen die Sitze beispielsweise über eine wirbelsäulengerechte Grundstruktur und über ausreichende Maße inklusive Rückenlehne bis zu den Schultern verfügen.»

Kompliment an Opel

Andrew Leuchtmann neben dem AGR-Sitz des Opel Insignia Foto: Opel

Darüber hinaus ist für den Erhalt des Gütesiegels - über deren Vergabe eine unabhängige Prüfkommission entscheidet - eine Höhen- und Neigungseinstellung, eine Sitzflächenverlängerung und eine in Höhe und Neigung einstellbare Kopfstütze notwendig. Ferner weist das Lastenheft eine Vierwege-Lordosenstütze auf, die den oberen Beckenkamm - das ist der Bereich in Höhe des Hosengürtels - großflächig abstützt. Gut, aber kein Muss ist laut AGR eine elektrische Sitzeinstellung, Sitzheizung und ein Ventilationssystem. Das sind alles Kriterien, über die auch der Fahrersitz im neuen Opel Insignia verfügt. Entsprechend kann er sich auch mit dem AGR-Gütesiegel schmücken. «Für diesen Sitz kann man Opel nur ein Kompliment aussprechen», so Stingel.

Der Insignia von Opel Foto: Opel

Dem neuen Sitz im Insignia sieht man es auf den ersten Blick zwar nicht an - aber sein Innenleben und seine Konzeption sind Hightech. Entsprechend teuer ist ein solcher Sitz auch in der Entwicklung, der zukünftig neben dem Insignia auch in allen anderen neuen Opel-Modellen zum Einsatz kommen wird. «In diese neue Sitzgarnitur wurden mehr als 50 Millionen Euro investiert», sagte Andrew Leuchtmann, bei GM Europe Leiter Sitzentwicklung.

Hohe Kosten

«Allein auf die Sitze entfallen rund acht bis zwölf Prozent der Produktionskosten», fügte Leuchtmann hinzu. Damit gehören die Sitze zu den teuersten Bauteilen am Auto. Opel-Kunden, die bequem sitzen möchten, können den AGR geprüften Basissitz bereits für 350 Euro Aufpreis bestellen; das Highendprodukt mit Sitzheizung, Ventilation und Leder kostet 2575 Euro.

Der Gestell des AGR-Sitzes im Opel Insignia Foto: Opel

Wer zukünftig im Insignia Platz nimmt, wird auf dem Premiumsitz insgesamt 18 Verstellmöglichkeiten vorfinden «Damit bieten wir jedem Fahrer die für ihn geeignete Sitzhaltung an», betonte Leuchtmann. So lässt sich der Sitz in der Höhe um 6,5 Zentimeter verstellen und in der Länge um 27 Zentimeter. Natürlich bietet der Sitz auch eine um sechs Zentimeter ausziehbare Oberschenkelauflage, damit die Beine beim Fahren entsprechend entlastet werden können.

Aktive Kopfstützen

Die aktiven Kopfstützen im Opel Insignia Foto: Opel

Neben diesen Komfortfunktionen verfügt der Insignia-Sitz als Serienausstattung über aktive Kopfstützen - sie sind also in Höhe und Neigung verstellbar. Im Falle eines Unfalles wird dadurch das Risiko von Verletzungen der Wirbelsäule vermindert. Kommt es zum Heckaufprall, wird die Kopfstütze nach oben und vorn bewegt. Der AGR-Sitz im Insignia wiegt je nach Ausstattung - beispielsweise mit Sitzheizung,Ventilator oder Memory-Funktion - übrigens zwischen 17 und 32 Kilogramm.

So gut der AGR-Sitz im Insignia auch ist, die richtige Sitzposition muss sich der Fahrer selbst einstellen. Sonst hilft ihm auch ein Highend-Sitz wenig. Georg Stingel gibt dem Fahrer deshalb den Tipp, möglichst hoch zu sitzen, so dass der Abstand zwischen Dach und Kopf nur eine Handbreite beträgt. «Dadurch kann das Becken richtig in Position gebracht werden.»

So sitzt man im Auto richtig Foto: Opel

Außerdem sollte sich die Rückenlehne in einem Winkel von 100 Grad befinden. Das entlastet Muskulatur und Bandscheibe. Natürlich sollte der Abstand zwischen Lenkrad und Pedalen stimmen. Während der Handballen auf dem Lenkrad liegt, müssen die Schultern Kontakt mit der Lehne haben und die Knie sollten bei durchgetretener Kupplung leicht angewinkelt sein.

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