Autoversicherer prüfen Zahlungsfähigkeit

Finanzcheck nicht akzeptieren

Wer eine Kfz-Versicherung abschließen will, der muss sich neuerdings je nach Assekuranz auf eine Prüfung seiner Bonität einstellen. Verbraucherschützer raten jedoch, solche Gesellschaften zu meiden.

Nach Kreditinstituten gehen jetzt auch Autoversicherer dazu über, die Zahlungsfähigkeit ihrer Kunden zu prüfen. Wer ein Fahrzeug an- oder ummelden will, braucht dazu eine Bestätigung seiner Versicherung. Und um die zu bekommen, müssen Kunden einiger Anbieter nun einwilligen, dass ihre Finanzen durchleuchtet werden.

Experten warnen davor, diesen Bonitäts-Check leichtfertig zu akzeptieren. Denn wenn der Test schlecht ausfällt, kann die Versicherung teurer werden. Vor allem wenn Autofahrer zum Jahresende ihre Versicherung wechseln wollen, sollten sie das im Hinterkopf behalten.

Kein Ausfallrisiko

Bei der Vergabe von Krediten sei eine Zahlungsfähigkeitsprüfung zu akzeptieren, sagt Eckhard Benner, der verbraucherpolitische Sprecher der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg in Stuttgart. «Der Trend ist aber, bei immer mehr Geschäften eine solche Prüfung vorzunehmen und die Tarife davon abhängig zu machen» - so sei es jetzt auch bei der Kfz-Versicherung. Dabei hätten diese Unternehmen gar kein Ausfallrisiko - wenn Beiträge nicht gezahlt werden, fällt über kurz oder lang der Schutz weg.

Benner rät Verbrauchern daher, Anbieter zu meiden, die die Finanzen kontrollieren wollen. «Es gibt Versicherungen, die keine Bonitätsprüfungen machen. Danach kann man als Verbraucher suchen, und ich würde genau das auch empfehlen.» Denn Kunden wüssten in den meisten Fällen nicht, welche Kriterien in die Prüfung einfließen. So könne es zum Beispiel sein, dass die Versicherungen bei ihren Bewertungen auch das Alter des Kunden schätzen, wenn dieser es nicht angegeben hat - oder dass das Unternehmen von einem bestimmten Wohnumfeld Rückschlüsse auf die finanzielle Situation zieht. «Und dann kann es passieren, dass jemand als wenig zahlungskräftig eingeschätzt wird, weil er in einer ungünstigen Umgebung wohnt, obwohl er tatsächlich reich ist», sagt der Verbraucherschützer.

Höhere Beiträge

Der ADAC in München weist mit Blick auf die neuen Prüfungen darauf hin, dass Versicherer schon jetzt keinen Kaskoschutz bieten, wenn ein Kunde in der Vergangenheit sehr viele Schadensfälle hatte. «Das ist nichts Ungewöhnliches», sagt Sprecher Jochen Oesterle. Üblich sei auch, dass Versicherungen höhere Beiträge vom Kunden verlangen, wenn ihm der vorherige Vertrag gekündigt wurde. «Bonitätsprüfungen sind aber neu», sagt Oesterle. Seiner Einschätzung nach sind die Unternehmen allerdings nur dann berechtigt, die Versicherungsprämien vom Ergebnis einer solchen Untersuchung abhängig zu machen, wenn sie dazu klare Regelungen in ihren Versicherungsbedingungen haben.

Ohne solche Klauseln im Einzelfall schlechtere Konditionen anzubieten, hält Oesterle für rechtswidrig. Verbraucher könnten sich dann bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) beschweren. Die Stiftung Warentest in Berlin hatte berichtet, dass fünf Anbieter jüngst zu einer solchen Kontrollpraxis übergegangen seien. Vor allem vor der Vergabe der neuen elektronischen Versicherungsbetätigung (eVB) müssten Kunden sich durchleuchten lassen und dazu vorab ihr Einverständnis geben, berichtet die von der Stiftung herausgegebene Zeitschrift «Finanztest» (Ausgabe 9/2008).

Die eVB hat zum 1. März die frühere Doppelkarte auf Papier abgelöst. Damit kommen vor allem diejenigen Autofahrer, die ihren Wagen an- oder ummelden wollen, in Berührung mit dem Bonitäts-Check. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) in Berlin äußert sich auf Anfrage zurückhaltend. «Jedes Unternehmen kann seine Prämien nach seinen eigenen Vorstellungen gestalten», heißt es. Laut «Finanztest» sind es vor allem günstige Internetversicherer, die auf dem Bonitäts-Check bestehen. Notfalls müssten Verbraucher, die sich einer solchen Prüfung nicht unterziehen wollen, dann auf teurere Anbieter ausweichen.

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