Königliche Offenheit

Mercedes 380 SEL Caruna

Der niederländische Königshof hat einen in die Jahre gekommenen Traumwagen wieder in Topform gebracht. Der Mercedes 380 SEL Caruna aus dem Jahr 1985 ist eine Spezialanfertigung nach königlichen Wünschen.

Von Susanne Kilimann

Die niederländische Königin Juliane war eine Frau mit extravagantem Geschmack. Vor allem wenn es um Autos ging. Im Jahr 1984, vier Jahre nachdem die einstige Regentin die Amtsgeschäfte an ihre Tochter Beatrix übergeben hatte, stand ihr der Sinn nach einem neuen Cabriolet. Ein geräumiger Viertürer sollte es sein. Einer mit Stern auf der Kühlerhaube. Doch stellte sich heraus, dass die deutsche Autoschmiede so ein Modell nicht im Programm hatte. Die Stuttgarter ihrerseits wollten den königlichen Wunsch natürlich auf jeden Fall erfüllen und nahmen Kontakt zur Schweizer Firma Caruna auf. Die erhielt den Auftrag, einen Mercedes 380 SEL der Baureihe W126 in das gewünschte königliche Cabriolet umzubauen.

Zehn Monate Umbauarbeiten

Geschlagene zehn Monate dauerten die Umbauarbeiten in der Schweiz. Das Resultat war - und ist - entsprechend eindrucksvoll. Sowohl mit geschlossenem Verdeck als auch in der Open-Air-Version ist der königsblaue Mercedes Benz 380 SEL Caruna eine durch und durch adlige Erscheinung. Das Dach lässt sich elektrohydraulisch in 25 Sekunden öffnen und ebenso schnell über den königlichen Häuptern wieder verschließen. Ein anderes, für seine Zeit eindrucksvolles Detail sind die Seitenscheiben, die auf Knopfdruck komplett in der Karosserie versinken.

Im Innenraum zeigt der 380 SEL Caruna ein standesgemäßes Maß an Luxus und Komfort. Bestechend schön - die speziell angefertigte Lederausstattung in hellem grau. Die königlichen Fondpassagiere verfügen über Fußstützen und können das eigene Erscheinungsbild jederzeit bequem in Schminkspiegeln überprüfen. Für extravagante Akzente sorgen Zierstreifen aus edlem Zebranoholz. Beim Thema Fahrsicherheit und Komfort bewegte sich Julianes Cabrio für seine Zeit auf Topniveau. So ist das Auto unter anderem mit einen hydropneumatische Federung ausgestattet, verfügt über ABS, Airbag und Klimaanlage - eigentlich kein Luxus sondern ein Muss. Wie soll man würdevoll repräsentieren, wenn einem Schweißperlen auf der Stirne stehen?

Nicht nur als Firmenwagen unterwegs

Zum Präsentieren und Entspannen Foto: Daimler

Der edle Viertürer wurde nicht nur zu besonderen Anlässen gefahren, sondern auch gerne fürs königliche Privatvergnügen genutzt. Besonders im italienischen Porto Ercole, dem Sommersitz der niederländischen Royals, war der königsblaue Cabrio-Traum in seinen frühen Jahren häufiger zu sehen. Doch die vielen Ausfahrten unter südlicher Sonne hatten den schmucken Ledersitzen stark zugesetzt. Vor kurzem wurde der Wagen im Auftrag des königlichen Stalldepartements sorgfältig restauriert.

Unter der Haube wurde alles auf Vordermann gebracht. Aber auch die stattliche Hülle und das Edel-Interieur kamen bei der Generalüberholung nicht zu kurz. Jetzt ist das Mercedes Benz 380 SEL Caruna in wieder in Topform und soll zukünftig wieder öfter zum Einsatz kommen. Derzeit allerdings gehört der Wagen zu den Schmuckstücken einer Ausstellung, die anlässlich des 100. Geburtstages der 2004 verstorbenen Monarchin noch bis Ende August im Pallast «Het Loo» in Apeldoorn gezeigt werden.

Cabrio mit «Malerwagen»

Cabrios in langer Familientradition Foto: Daimler

Mit ihrer Leidenschaft für flotte Cabrios hatte übrigens schon die Großmutter der heutigen Königin - Prinzessin Wilhelmina von Oranien-Nassau - Aufsehen erregt. Nachdem sie 1948 den Thron an ihre Tochter Juliane abgegeben hatte, legte sich Wilhelmina ein Mercedes-Benz 300 Cabriolet D zu mit Anhängerkupplung.

Der diente nicht als Möglichkeit für einen königlichen Wohnanhänger, sondern die Monarchin im Ruhestand spannte gern ihren «Malerwagen» hinter das Cabrio. Wenn sie durch eine besonders schöne Gegend fuhr, machte Wilhelmina Halt und widmete sich ihrer zweiten großen Passion - der Landschaftsmalerei.


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