NSU Wankel Spider: Kurzer Ruhm

Premiere vor 50 Jahren auf IAA

NSU Wankel Spider: Kurzer Ruhm
Der NSU Wankel Spider aus dem Jahr 1963. © Audi

Vor 50 Jahren feierte der NSU Wankel Spider seine Premiere auf der IAA in Frankfurt/Main. Der Wankelmotor machte weltweit Schlagzeilen. Doch der ganz große Durchbruch blieb ihm verwehrt.

Vorgestellt wurde der NSU Wankel Spider auf der Frankfurter Automobilausstellung 1963. Daraufhin machte das erste Auto mit Kreiskolbenmotor rund um den Globus Schlagzeilen, galt Felix Wankels Erfindung doch als Motor der Zukunft. Dabei war die Zahl der Skeptiker groß – und sie sollten letztlich Recht behalten. Nach nur 2.375 Einheiten und drei Jahren endete die Produktion des NSU Wankel Spider und auch der folgenden futuristischen Limousine NSU Ro 80 gelang nicht der große Durchbruch.

Allein Mazda fertigte die Rotary-Triebwerke in Millionenauflagen, musste jedoch 2012 ebenfalls vorläufig die Fertigung einstellen. Dabei schienen doch RX-8-Prototypen mit Wasserstoff-Antrieb geeignet, die noch vorhandenen konstruktiven Probleme des Wankels bezüglich hoher Verbrauchs- und Abgaswerte zu lösen.

Wankel mit vielen Vorteilen

Schließlich kann der Kreiskolbenmotor gegenüber dem konventionellen Hubkolbenmotor beträchtliche Vorteile bieten. Bei gleicher Leistung wie ein Hubkolbenmotor lässt sich der Rotarier wesentlich wirtschaftlicher produzieren, ist einfacher im Bau, kompakter und wiegt etwa ein Drittel weniger. Ersetzen doch rotierende Scheiben – im Fall des Wankel Spider allerdings nur eine Scheibe – das Auf und Ab der Kolben mit dem Resultat außergewöhnlicher Laufruhe und minimaler Lärmemissionen. Dazu ermöglichte der Motor des deutschen Erfinders Felix Wankel von Beginn an ein Downsizing- und Hochdrehzahlkonzept wie es heute von fast allen Herstellern angestrebt wird. 14.000 Touren entwickelte der Wankelmotor schon bei seinen ersten Demonstrationsläufen, bis zu 11.000 Umdrehungen in Motorsportversionen des NSU Spider. Damals unglaubliche Werte.

Kein Wunder, dass ab 1958 nach und nach die meisten namhaften Motoren- und Autohersteller zu den Lizenznehmern zählten. Aus den Lizenzeinnahmen wollte NSU die Wankel-Entwicklungskosten bezahlen, was aber nur ansatzweise gelang. Nur Mazda gründete schon 1963 ein Rotary Engine Entwicklungszentrum, das ein Jahr später in einem Prototyp den ersten weitgehend serienreifen Zweischeiben-Kreiskolbenmotor vorstellte – und damit NSU zuvor kam. Dafür blieb den Deutschen der Triumph des ersten Serienautos mit Einscheiben-Wankelmaschine.

Export nach Japan und USA

Der NSU Sport Prinz aus dem Jahr 1959.
Der NSU Sport Prinz Audi

1965 und 1966 startete der Export nach Japan und in die USA, wo sich erstaunlich viele Enthusiasten auf den Rotarypionier freuten. Auch die DDR hatte das Wankelfieber erfasst, der neue Wartburg 353 sollte 1967 mit Wankelkraft starten. Trotz öffentlicher Proteste gewährte NSU im Februar 1966 eine Lizenz, wäre der Wartburg doch andernfalls vermutlich einfach durch eine Kopie des Kreiskolbenmotors beflügelt worden. NSU war ohnehin bereits einen Schritt weiter: Auf der IAA 1965 zeigte das Unternehmen den Zweischeiben-Wankelmotor und ließ verlauten, die neuen Typen 110 und Prinz 1000 TT wären die letzten Novitäten mit traditionellen Hubkolbenmotoren.

Und doch ging es 1966 abwärts. Nur noch 581 Einheiten wurden gebaut, daran änderten weder eine drastische Preissenkung auf 6.990 Mark etwas, noch die nun zahlreichen Motorsporterfolge des NSU. Karlheinz Pannowitz und Rainer Strunz gewannen im Wankel-Spider mit Werksunterstützung die Deutsche Rallyemeisterschaft in der GT-Klasse – und das gegen Gegner wie Glas GT und Porsche 912! Mitte 1967 entschloss sich NSU, die Werksunterstützung für die Spider im Motorsport einzustellen. Der Grund war offensichtlich: Die Produktion des Spider sollte auslaufen. So schnell, dass offenbar sogar NSU-Händler die Produktionseinstellung verdrängten und deshalb zwei Jahre später in einem Rundschreiben darauf hingewiesen werden mussten, keine Kundenbestellungen mehr anzunehmen. (SP-X)

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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