Magna und Argus bieten Schutz vor Car-Hacking

Cyber-Sicherheit

Magna und Argus bieten Schutz vor Car-Hacking
Ofer Ben-Noon ist Chef von Argus Cyber Security. © AG/Mertens

Der Zulieferer Magna bietet zusammen mit Argus eine Sicherheitslösung gegen Car Hacking an. Der Chef des Start-Ups hat sein Know How bei einer Sondereinheit der israelischen erworben.

Von Frank Mertens

Wer in diesen Tagen auf der Internationale Automobilausstellung (IAA) in Frankfurt unterwegs ist, der wird sich einem Thema nicht entziehen können: der Digitalisierung. Doch auf der weltweit größten Autoshow geht es nicht nur um die vielen Möglichkeiten, die die Vernetzung der Fahrzeuge bietet, sondern auch die Gefahren.

Spätestens seit dem Hacker-Angriff auf einen Jeep Cherokee im Juli in den USA wird das Thema Cyber-Sicherheit in der Branche auch wieder öffentlich diskutiert. Nachdem es zwei Sicherheitsexperten gelungen ist, aus der Ferne Bremsen und Geschwindigkeit eines Jeeps zu manipulieren, fragt sich nicht nur der besorgte Autofahrer, wie sich so etwas vermeiden lässt.

Strategiepapier des Bundesverkehrsministeriums

Auch die Politik hat mittlerweile erkannt, dass Handlungsbedarf besteht. So hat Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) gerade ein Strategiepapier zum automatisierten und vernetzten Fahren präsentiert. So will der CSU-Politiker Autobauer, Zulieferer und Dienstleister verpflichten, zu einer sicheren Datenverschlüsselung zu kommen. "Unser Ziel ist, dass Fahrzeuge gegen Eingriffe und Manipulationen von außen geschützt sind", heißt es in dem 26-seitigen Strategie-Papier .

Computer Cyber Sicherheit
Die Autoindustrie muss sich vor Cyber-Kriminellen schützen dpa

Doch bei den Herstellern steht das Thema Cyber-Sicherheit nicht erst seit dem Dobrindtschen Strategiepapier ganz oben auf der Agenda. Schließlich arbeiten alle relevanten Hersteller an autonomen Fahrzeugen oder bieten schon Autos an, die mittlerweile zu rollenden Computern geworden sind. Gerade Hacker-Angriffe würden das Vertrauen ins autonome Fahren schwinden lassen, sagte Klemens Schmiederer, Vorstandsmitglied beim TÜV Süd, gerade bei der Vorstellung von Umfrageergebnissen zum autonomen Fahren auf der IAA.

Sicherheitslösung von Argus

Wenn sich Hersteller eines nicht erlauben können, dann ist es fehlendes Vertrauen der Kunden in die Sicherheit. Wer hier die besten Lösungen anzubieten hat, der sichert sich deutliche Wettbewerbsvorteile. Entsprechend sind auch Zulieferern wie beispielsweise Continental, Bosch oder Magna mit Nachdruck dabei, den Autobauern Sicherheitslösungen anzubieten, die Hacker-Angriffe vermeiden helfen. Der Zulieferer Magna beispielsweise bedient sich dazu des israelischen Start-Ups Argus Cyber Security .

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Zusammen mit dem Versicherungskonzern Allianz und anderen Firmen hat sich Magna bei dem in Tel Aviv beheimateten Unternehmen mit Venture Capital in Höhe von 26 Millionen US-Dollar beteiligt. Auf dem Magna-Stand auf der IAA hat Argus seine Sicherheitslösung präsentiert, mit dem das Bordcomputersystem des Autos vor Hackerangriffen schützen lässt.

„Mit dem stetig wachsenden Markt vernetzter Automobile wird auch die Notwendigkeit von Datensicherheit und einer geschützten Umgebung immer dringlicher. Wir verfolgen daher einen proaktiven Ansatz, um unseren Kunden eine optimale Lösung anzubieten“, so Magna-Entwicklungschef Swamy Kotagiri . Zusammen mit Argus wolle man den Kunden aus der Automobilindustrie eine Netzsicherheitslösung anbieten, dessen Technologie angesichts der steigenden Fahrzeugvernetzung vor Cyber-Attacken schützen soll.

IPS auch als Nachrüstlösung

Die Sicherheitslösung von Argus, das so genannte Intrusion Prevention System (IPS), lässt sich ohne weiteres von den Autobauern in die Fahrzeugproduktion integrieren, wie Argus-Chef Ofer Ben-Noon im Gespräch mit der Autogazette sagte. Veränderungen der Fahrzeugarchitektur beziehungsweise Elektronik seien nicht notwendig. Im ersten Schritt wollen Magna und Argus das IPS Autobauern anbieten, damit es gleich während der Serienproduktion verbaut wird. Zu einem späteren Zeitpunkt soll es auch als Nachrüstlösung angeboten werden, wie Ben-Noon sagte, der auch Mitgründer von Argus ist. Wie das Gros seiner Mitarbeiter hat Ben-Noon sein Know How in der isrealischen Armee gesammelt. Ben-Noon selbst war Captain in der sogenannten IDF Intelligence Unit 8200. Einer Einheit zur Fernmelde- und elektronischen Aufklärung.

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Das Team von Argus in Tel Aviv Argus

Das IPS sei bereits von der US-Regierung erfolgreich getestet worden, wie Ben-Noon sagte. Das Argus-System ermöglicht den Schutz kritischer Fahrzeugkomponenten wie beispielsweise des Infotainmentsystems, mit Sensoren ausgerüsteter Reifen oder anderer vernetzter Bauteile. Genutzt werden kann es weltweit für jedes Fahrzeug. Zugleich ermöglicht es Argus den Autobauern über einen cloud-basierten Monitoring-Service in Echtzeit über die Bedrohung durch Cyber-Kriminelle informiert zu werden. Über die Cloud können entsprechend zeitnah die Fahrzeuge mit Sicherheitsupdates versehen werden. Während Argus in diese Kooperation IPS und sein Cyber-Dashboard einbringt, stellt Magna Fahrzeugelektroniksysteme und seine Erfahrungen bei sicherheitskritischen Fahrzeugkomponenten.

„Wir sind davon überzeugt, dass unser gemeinsames Angebot die Fahrgastsicherheit erhöht und die Straße zu einem sichereren Ort machen wird“, so Ben-Noon. Mit dem nun eingesammelten Venture Capital will der Argus das Wachstum seines Unternehmens beschleunigen.

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