Toyota Hilux: Ein Arbeitsgerät für alle Fälle

Toyota Hilux: Ein Arbeitsgerät für alle Fälle
Der Toyota Hilux ist ein zuverlässiges Arbeitsgerät. © Toyota

Der Toyota Hilux gehört zu den Dauerläufern; er wird bereits seit 50 Jahren gebaut. Wir waren mit der aktuellen Version unterwegs.

Es haben nicht viele überlebt von den urigen Blechkameraden, die mit uns durch die Jahrzehnte über Stock und Stein fuhren. Defender, G-Klasse, Land Cruiser – sie behielten ihre großen Namen am Heck, doch Design und Technik wurden meistens radikal runderneuert. Nicht viel anders sieht es beim Toyota Hilux aus, dem meistverkauften Pickup auf unserem Planeten.

Auch die Ladeflächen-Legende hat längst den Sprung in die Neuzeit geschafft. Seit 1968 gebaut und seitdem als Weltenbummler von Alaska bis Feuerland immer unter dem gleichen Namen und auf jedem Terrain unterwegs, denkt der Hilux nicht daran in Rente zu gehen.

Hilux in achter Generation

Und damit er nicht leichtfertig zum alten Eisen degradiert wird, dreht seit kurzem eine nochmals überarbeitete Version des Hilux seine Runden. In achter Generation hat Toyota seiner Allwetter-Allzweckwaffe eine Lifestyle-Kur verordnet. Puristen mögen dem kargen Nutzfahrzeug von einst Krokodilstränen hinterher weinen, doch dieser Schritt war natürlich ebenso unausweichlich wie folgerichtig.

Aber mit seinen 5,33 Meter und einem Wendekreis von ausufernden 12,60 Meter (4×4 Version: 12,80 Meter) wird der Hilux nicht plötzlich ins hippe Szeneviertel der Großstadt wechseln. Der Respekt einflößende Bursche wird auch weiter im Revier vor der City auf die Pirsch gehen und Nähe zu Förstern, Jägern oder Baumschülern suchen. Nur ist er jetzt eben ein wenig modischer unterwegs.

Die Frontpartie wurde erneut aus dem Vollen gefräst. Bulliger Kühlergrill, überarbeiteter Stoßfänger, auf Wunsch neue LED-Lichter vorne und hinten, sowie schwarze 18-Zoll-Aluräder. Wer sich über die massiven Haltegriffe ins Hochparterre hangelt, verabschiedet sich von der kargen Lagerfeuer-Romantik früherer Tage. Bis auf das eher rustikale Hartplastik an Cockpit und Türen sieht es in der Doppelkabine nicht viel hemdsärmeliger aus als in anderen handelsüblichen SUVs.

Ein Hauch von Noblesse

Zumindest in der von uns getesteten neuen Ausstattungslinie “Invincible” fährt immer auch ein Hauch von Noblesse mit ins Abenteuerland. Ledersitze, ein modernes Multimedia-System mit 8-Zoll-Touch-Screen Monitor oder eine 360 Grad-Kamera sind immer serienmäßig dabei. Eine elektrische Laderaumabdeckung aus Alu ist ebenso an Bord wie eine heimelige Ambiente-Beleuchtung, das JBL Premium Sound-System mit neuen Lautsprechern und 800 Watt oder beheizbare Rücksitze.

Ein Luxus-Dampfer wird aus dem Hilux damit noch lange nicht. Im Herzen bleibt er unter seinem stabilen Leiterrahmen ein Kind der Arbeit. Auch wenn der Komfort dank einer verbindlicheren Feder-/Dämpferabstimmung sowie optimierter Blattfedern an Komfort gewonnen hat, ist immer Bewegung in der Doppelkabine. Auf Kuschelkurs fahren ist nicht seine Welt. Dafür scheut der Grenzgänger nach wie vor keinen Abstecher ins tiefe Unterholz. Bei den 2WD-Varianten wurden die Offroad-Fähigkeiten durch elektronische Helfer weiter optimiert, so simuliert eine Funktion den Effekt eines mechanischen Sperrdifferenzials, ein sensibler abgestimmtes Gaspedal soll die Kontrolle im Gelände verbessern.

Neuer Diesel mit 204 PS

Die Allradversionen nehmen ohnehin fast alles unters grobe Profil, was da so auf sie zukommt. Böschungen im Winkel von bis zu 29 Grad (rückwärts 26 Grad) ebenso wie amtliche Flussdurchquerungen bis zu einer Tiefe bis zu 70 Zentimetern. Zum bekannten und weiterhin angebotenen 2,4 Liter-Diesel mit 150 PS gibt es nun einen 2,8 Liter-Diesel mit 204 PS und stattlichem Drehmoment von 500 Nm. Der Vierzylinder ist immer an Allradantrieb und Sechsgang-Automatik gekoppelt und soll die 2,35 Tonnen schwere Fuhre in 10,7 Sekunden auf Tempo 100 beschleunigen. Auf der Autobahn ist bei Tempo 175 Feierabend, was allemal reicht für so einen Koloss.

Das neue Triebwerk passt bestens zum bodenständigen Charakter des bulligen Hilux. Der Diesel lässt akustisch zwar keinen Zweifel an seiner Arbeitseinstellung, nervt aber nie wirklich und gleitet bei gleichmäßiger Fahrt und niedrigen Drehzahlniveau angenehm brummbärig dahin. Trotz direkterer Lenkung und stabilerem Kurvenverhaltens erwartet ohnehin keiner ernsthaft ein dynamisches Feuerwerk von dem hochbeinigen Japaner. Schnelle Kurvenfahrten bleiben ein wankelmütiges Erlebnis.

Ein noch akzeptabler Verbrauch

Der Toyota Hilux fühlt sich Offroad ausgesprochen wohl. Foto: Toyota

Der Diesel hilft, den Durst der schweren Fuhre einigermaßen in Zaum zu halten. Nur mit schwerem Gasfuß oder unter harten Arbeitsbedingungen dürfte die Zehnliter-Marke deutlich gerissen werden. Toyota verspricht einen Mix-Verbrauch von 7,3 Litern, Nach unserer Testfahrt erscheint eine dünne Neun vor dem Komma realistischer.

Halten wir fest: Trotz aller modernen Zutaten stecken die Nutzfahrzeug-Gene weiterhin tief vergraben in den Blechfalten des Pickups. Der Hilux will kein verweichlichter Szene-Frachter für Hippster sein, sondern ein solides Arbeitsgerät für alle Fälle. Wer ihn in seine Obhut nimmt, erwartet einen zuverlässigen Kameraden mit hoher Nutzlast (1.060 Kilo), großer Ladefläche (Double Cab: 1,53 m Länge) und souveräner Zugkraft (bis 3,5 Tonnen). All das schüttelt der Weltmeister unter den Pickups ganz locker aus dem Ärmel.

Die Ablösesumme für den überarbeiteten Hilux startet bei 28.500 Euro für die zweitürige Single Cab-Version mit 150 PS und endet beim viertürigen Double Cab “Invincible” mit 204 PS für 55.400 Euro noch lange nicht. Die Liste an Sonderausstattungen und Abenteuer-Equipment ist für den Weltenbummler Hilux fast so lang wie seine Legende. (SP-X)

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