Toyota Mirai: Entspannt durch den Alltag

Toyota Mirai: Entspannt durch den Alltag
Der Toyota Mirai ist optisch ansehnlicher geworden. © Toyota

Reine Elektroautos bestimmen die Schlagzeilen. Dabei geraten Fahrzeuge mit Brennstoffzelle in den Hintergrund. Ein Fehler, wie der Test mit dem Toyota Mirai zeigt.

Trotz Schnellladesäulennetz und immer größeren Reichweiten sind batterieelektrische E-Autos für viele Kundinnen und Kunden auf langen Touren weiterhin keine echte Alternative zum Verbrenner. Außer man steigt auf Toyotas neuen Mirai um, der den Teslas und E-Trons zeigt, wie man emissionsfrei elektrisch und zugleich reichweitenentspannt wie mit einem Diesel unterwegs ist. Das Zauberwort heißt Brennstoffzelle.

Toyota gehört zu den wenigen Herstellern, die dieser weiterhin zukunftsweisenden Technik im Pkw-Bereich die Treue hält. Seit 2014 versorgt sie die Elektro-Baureihe Mirai mit Strom, bei dessen Erzeugung lokal nur chemisch reines Wasser in die Umwelt gelangt. Seit Frühjahr 2021 ist in Deutschland die zweite Auflage am Start. Neben einer wesentlich gefälligeren Optik bietet der laut Toyota in Großserie produzierte Brennstoffzellen-Stromer außerdem mehr Leistung und Reichweite. Die vom Hersteller proklamierten 650 Kilometer sind vielleicht etwas hochgegriffen, 500 sind praktisch jedoch definitiv drin, wie sich auf einer gut 700 Kilometer langen Hin- und Rückfahrt zwischen Köln und Bremen gezeigt hat.

Generation zwei mit schönerem Design

Das Cockpit des Toyota Mirai. Foto: Toyota

Mit der zweiten Mirai-Generation hat Toyota unter anderem das Design versachlicht. Statt futuristisch sieht die Neuauflage wie eine moderne Prestige-Limousine aus, die in ihrer langen Front auch einen V8 tragen könnte. Riesenräder und die fast 5 Meter lange Karosserie versprechen Oberklasse-Niveau, welches man innen trotz Ledersitzen, Riesendisplays, Vernetzung und Induktionsladeschale nicht geboten bekommt. Auch beim Platz bleibt der Mirai hinter den äußerlich geweckten Erwartungen zurück. Vorne ist der Freiraum gut, Fond und Kofferraum fallen jedoch knapp aus. Letzterer ist durch die Wasserstofftanks schon unter Kompaktklassenniveau. Für den Autoalltag reicht das dennoch.

Das trifft auch auf den elektrischen Heckantrieb zu, den man als sogar kraftvoll und spritzig erlebt. Ohne Grollen oder Bollern übrigens, sondern weitaus leiser und geschmeidiger als bei jedem anderem Auto. Die rund 9 Sekunden für den Standardsprint sind angenehm, allerdings ist bei bereits 175 km/h Schluss. Mehr braucht es praktisch jedoch nicht, zumal der Mirai Richtung Topspeed aufgrund deutlich zunehmender Windgeräusche zumindest akustisch bereits ein wenig die Komfortzone verlässt.

Dafür liegt er auch bei hohem Tempo satt und vertrauenerweckend auf der Straße, arbeitet geschmeidig Unebenheiten weg und lässt sich noch erfreulich flink um Ecken scheuchen. Auch hier kann die Brennstoffzelle ihre Vorteile ausspielen: Ein batterieelektrisches Auto mit vergleichbarer Reichweite würde deutlich mehr als die 1,9 Tonnen des Mirai wiegen und entsprechend mit der schieren Masse das Fahrvergnügen trüben. Etwas sperrig fühlt sich der Toyota allerdings aufgrund seiner schieren Größe und einem großen Wendekreis im Stadtverkehr an.

Mehr als 500 Kilometer Reichweite

Auch das Heck des Toyota Mirai lässt sich sehen. Foto: Toyota

In seinem Metier ist der Japaner auf langer Fahrt über die Autobahn. Angesichts der wenigen Zapfstellen für Wasserstoff sind wir dabei auf Nummer sicher gegangen und haben den Abstandtempomat auf Nummer 120 km/h gestellt. So waren mehr als 500 Kilometer drin, was das weiterhin etwas dünne Tankstellennetz relativiert. Entlang der A1 finden sich bei diesem Radius sogar mehrere Möglichkeiten, Wasserstoff nachzutanken. Das Tanken selbst ist übrigens erfreulich einfach. Die in Deutschland vom Konsortium H2-Mobility betriebenen fast 100 Abfüllanlagen funktionieren ähnlich wie Erdgas-Zapfsäulen. Allerdings muss man zur Nutzung die H2-Mobilitity-Card beantragen, mit der zugleich bezahlt wird. Mit dem Tankstellbetreiber wird nicht abgerechnet.

Der „Sprit“ wird zu moderaten Preisen verkauft, denn die Energiekosten für 100 Kilometer bewegten sich mit knapp unter 10 Euro auf Dieselniveau. Nach gut 400 Kilometer haben wir das erste Mal 3,7 Kilogramm Wasserstoff für rund 35 Euro nachgetankt. Da zeigte der Bordcomputer noch 125 Kilometer Restreichweite an. Vermutlich war das konservativ gerechnet, denn die Tanks fassen 5,6 Kilogramm. Reichweiteneinbrüche und lange Ladezeiten – mit solchen Problemen muss man sich als Mirai-Fahrer jedenfalls nicht rumplagen.

Angesichts dessen scheinen die dank Innovationsprämie 57.500 statt 64.000 Euro Kaufpreis gar nicht mal viel. Einziger Pferdefuß: Wirklich nachhaltig und klimaneutral ist Wasserstoff als Energieträger derzeit noch nicht. Was nicht ist, kann aber noch werden. Die saubere Autozukunft zu fahren, ist mit zumindest einer Zapfstelle in Wohnortnähe jedenfalls schon jetzt praktisch möglich. Reisen geht auch, sogar ins Ausland. Wasserstoff tanken ist mittlerweile auch in Nachbarländern wie Dänemark, Holland, Schweiz oder Österreich möglich. (SP-X)

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