Infiniti EX 30d: Charakterkopf mit Geschmäckle

Präsenter Sechszylinder-Motor

Infiniti EX 30d: Charakterkopf mit Geschmäckle
Der Inifinti EX 30d ist ein wahrer Hingucker © AG/Flehmer

Das Design des Infiniti EX 30d ist mehr als edel. Doch die Motor-Getriebe-Kombination des Crossover-Modells kann in dieser hohen Preisklasse den Ansprüchen nicht gerecht werden.

Von Thomas Flehmer

Es nimmt einem fast den Atem, mehr als schön kann der Infiniti EX bezeichnet werden, auch wenn die Geschmäcker verschieden sind. Das Kompakt-SUV des Edel-Ablegers von Nissan sticht aus der Premium-Masse deutlich hervor und stellt seinen eigenen Charakter gekonnt zur Schau.

Infiniti EX 30d als Farbtupfer in der SUV-Landschaft

Besonders die rundliche Linie zum Heck hin fasziniert nicht nur von der Seite. Ja, der EX ist ein wahrer Hingucker, vor allem auch deshalb, weil Infiniti zum einen noch nicht lange auf dem deutschen Markt präsent ist, zum anderen in der Bevölkerung kaum bekannt ist und auch das Engagement mit Formel 1-Weltmeister Sebastian Vettel mehr oder weniger schnell verpuffte.

So ist der Infiniti EX eher den betuchten Kunden bekannt, die in der Klasse des BMW X3 einen speziellen Tupfer setzen wollen. Es gelingt auf Anhieb. Neben dem Heck ist auch die Frontlinie speziell gezeichnet und vermittelt dank seiner Rundungen einen speziellen sportlichen Charakter.

Eingeschränktes Gepäckvolumen im Infinti EX 30d

Schwarz herrscht im Innenraum des Infiniti EX 30d vor Infiniti

Eine erste Ernüchterung kommt beim Einstieg. Der Innenraum ist äußerst wertig gehalten, keine Frage. Doch das durchgehende Schwarz beim hochwertigen Plastik und Leder hätte den ein oder anderen Farbtupfer oder eine Holzapplikation wie bei Lexus verdient. Ansonsten bieten die Ledersitze einen guten Halt, die Bedienung der Instrumente muss man sich ein wenig anlernen. Gut gelöst ist die angeschrägte Bedienung des Bordcomputers. Dagegen zeigte sich das Navigationssystem im Brandenburgischem leider etwas hilflos. Doch die Fenster lassen sich gut herunterfahren, sodass Einheimische nach dem Weg gefragt werden können.

Trotz der Kompaktheit des 4,65 Meter langen Kompakt-SUV reicht der Platz für die Insassen aus – für vier Personen auf alle Fälle. Sie können sich zwar nicht lang hinlümmeln, aber bequem sitzen. Und auch die Kopffreiheit reicht aus. Auf einer längeren Reise müsste allerdings jede Person auf etwas Gepäck verzichten, denn das Kofferraumvolumen von 340 Litern ist nicht gerade üppig und bietet sogar weniger Raum als ein VW Golf.

Präsenter Dieselmotor im Infinti EX 30d

Recht laut geht es im Innenraum des Infiniti EX 30d zu AG/Flehmer

Auf einen iPod sollte für die Reise nicht verzichtet werden, denn – und das ist für ein Premium-Fahrzeug sehr enttäuschend – der Motor agiert äußerst laut. Der 3,0 Liter große Sechszylinder von Renault ist nach Drücken des Startknopfes sehr omnipräsent und legt die Präsenz im Stadtverkehr auch nicht ab.

Hinzu kommt – und auch das bringt dem Infiniti EX weiteres Geschmäckle ein – dass das Siebengang-Automatikgetriebe erst sehr spät hochschaltet, obwohl das maximale Drehmoment von starken 550 Newtonmetern bereits bei 1750 Umdrehungen pro Minute erreicht ist. Der Fahrer denkt häufig daran, im manuellen Modus unterwegs zu sein, doch der Schalthebel befindet sich in der Automatik-Stellung. Das späte Hochschalten der Automatik führt dazu, dass sich der Verbrauch in der Stadt bei zehn Litern einpendelt – und somit für diese Zeit nicht mehr aktuell ist.

Infiniti EX 30d verbraucht zehn Liter

Agil geht es mit dem Infiniti EX 30d um die Kurve Infiniti

Auch außerhalb der Stadt stehen unterm Strich zehn Liter bei einem Tempo zwischen 130 und 170 Kilometern, bei dem der Motor auch bis zum Erreichen der Höchstgeschwindigkeit von 221 km/h sein akustisches Zutun gibt. Gibt man allerdings kräftig Gas, um den immerhin 1985 Kilogramm schweren Infiniti innerhalb von 7,9 Sekunden auf 100 km/h zu bringen, agiert der 175 kW/238 PS starke Sechszylinder sehr gutmütig – natürlich auf Kosten des Verbrauchs.

Über Land erinnert eine nette Klangfolge daran, dass der Fahrer gerade den Mittelstreifen berührt. Bei kleinen Alleen kommt das häufiger vor und nervt mit der Zeit. Der Druck auf den dafür vorgesehenen Knopf zum Abstellen brachte nicht das gewünschte Ergebnis und es klingelte weiter.

Infiniti EX 30d für Individualisten

Individualisten, die aus der Menge herausstechen wollen, werden diese Sachen in Kauf nehmen und den Spurwechselwarner erst gar nicht ordern und sich auch mit der nicht gerade optimal zusammen arbeitenden Motor-Getriebe-Kombination anfreunden. Allerdings sollten dann die 60.000 Euro, die der sehr gut ausgestattete Testwagen kostete, einem nicht den Atem rauben.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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