Citroen feiert Jubiläum in Deutschland

Seit 1927 in Köln

Citroen feiert Jubiläum in Deutschland
Citroen war der erste europäische Hersteller, der am Fließband produzierte © Citroen

Citroen blickt auf 85 Jahre in Deutschland zurück. Der innovative Hersteller zählte zu Anfang dabei gar nicht als französischer, sondern als einheimischer Autobauer.

Von Wolfram Nickel

Viel französischer als Citroen kann eine Automarke kaum sein. Trotzdem startete das Unternehmen vor 85 Jahren in Deutschland als einheimischer Hersteller. Weil in Köln produziert und Teile deutscher Zulieferer genutzt wurden, galten die Franzosen nicht als Importeur.

Citroen erster Hersteller mit Fließbandproduktion

Als 1927 die Produktion im Montagewerk Köln-Poll anlief, war Citroen bereits zum größten europäischen Fahrzeughersteller aufgestiegen. Grundstein des Erfolgs war das Volksauto Typ C – der Kleinwagen war besonders preiswert, da André Citroen als erster Europäer die Vorteile der Fließbandproduktion nutzte.

Unter dem Markenzeichen des Doppelwinkels entwickelten sich in Deutschland auch die elegant gezeichnete Citroen-Baureihe B14 und die wenig später folgenden Typen C4 und C6 zu Erfolgsmodellen. Möglich machten das auch die legendären Marketing- und Vertriebsstrategien von André Citroen mit auffälliger Plakatwerbung an Wahrzeichen wie der Kölner Hohenzollernbrücke und an Prachtstraßen wie "Unter den Linden" in Berlin. Bis zum zweiten Weltkrieg konnten auf dem 38.000 Quadratmeter großen Areal in Köln-Poll rund 20.000 Fahrzeuge produziert werden.

Nach dem zweiten Weltkrieg Citroen als Importeur in Köln

Erfolge mit Citroen Ami6, ente, Dyane und Mehari (v.l.n.r.) Citroen

Nach einer 1940 erfolgten Zwangsenteignung kam es erst 1950 zu einem Neustart von Citroen in Deutschland, diesmal im Kölner Stadtteil Sülz und auch nicht mehr als Hersteller. Importiert wurden zunächst die bewährten Traction Avant als 11 CV und 15 CV, mit denen Citroen Ende der 1930er Jahre endgültig das Image des Avantgardisten erlangt hatte. Richtig aufwärts ging es für die Franzosen in Deutschland dann wieder mit dem 1955 enthüllten Jahrhundertauto "DS" und den kleinen Zweizylindermodellen 2 CV, Ami 6 und Dyane.

1957 verkaufte Citroen erstmals über 1000 Einheiten in Deutschland, eine Zahl, die sich in fünf Jahren verfünffachen sollte. Schon früher, nämlich 1959 belegte der damals zweitgrößte französische Fahrzeughersteller erstmals den vierten Rang in den deutschen Importcharts – hinter Renault, Fiat und Peugeot. Im selben Jahr bezog die Citroen-Vertriebsgesellschaft einen neuen Standort im Kölner Stadtteil Porz-Westhoven, der bis heute deutsche Unternehmenszentrale ist.

Citroen-Erfolge mit der Ente und dem GS

Ein legendäres Kultauto ist die "Göttin" Citroen DS Citroen

Geradezu explosionsartig nach oben schossen die Verkaufszahlen in Deutschland ab 1970. Der 2 CV erfreute sich seit den Studentenunruhen der Jahre 1967/68 eines zweiten Frühlings als Fahrzeug für Individualisten und Andersdenkende. Vor allem aber feierte der neue Citroen GS als kleine Schwester der "Göttin" DS ungeahnte Erfolge. So übersprangen die Zulassungszahlen 1975 erstmals die Marke von 50.000 Einheiten.

Qualitätsprobleme und eine nicht immer glückliche Modellpolitik bremsten in den 80er-Jahren das Wachstum ein. Einen zwischenzeitlichen Aufschwung gab es nach dem Zusammenbruch der DDR. An stagnierenden oder gar rückläufigen Markanteilen konnten jedoch um die Jahrtausendwende nicht einmal mehr Trendsetter wie der Berlingo nachhaltig etwas ändern.

Gewagte Zukunftsprognose von Citroen

Der Citroen DS5 ist das neuste Modell Citroen

Auch die letzten beiden Jahre waren für die Franzosen trotz einer Qualitäts- und Modelloffensive nicht leicht, zumal die Konkurrenz etwa aus Korea zunehmend härter wird. Fast schon gewagt erscheint da die Zukunftsprognose, mit der sich Citroen Deutschland zum 85. Geburtstag selbst beschenkt: Mindestens 100.000 Fahrzeuge im Zeichen des Doppelwinkels sollen ab 2014 hierzulande jährlich verkauft werden, ein Drittel mehr als im vergangenen Jahr. (SP-X)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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